Claus Mannschreck, seit Sommer 2017 Vorstandsvorsitzender der Genossenschaft, räumt seinen Posten. Als Grund nennt er persönliche Gründe. Differenzen mit dem neuen Geschäftsführer bestreitet er.

Weinstadt - Erst Anfang September hat Claus Mannschreck noch gute Nachrichten aus der Remstalkellerei vermeldet. Es gebe eine enorme Nachfrage nach Neuem Wein, freute sich der damalige Vorstandsvorsitzende der seit Jahren ziemlich gebeutelten Genossenschaft: „Wir werden von Anfragen geradezu überrollt.“

 

In einem Rundschreiben Anfang Oktober ist den Mitgliedern der Remstalkellerei nun mitgeteilt worden: „Claus Mannschreck hat gegenüber dem Aufsichtsrat seinen sofortigen Rücktritt vom Amt des Vorstandsvorsitzenden aus privaten Gründen erklärt. Es ist ihm leider nicht mehr möglich, die nötige Zeit für dieses Amt zu investieren.“

Gesundheitliche Probleme sind nicht der Grund

„Im Vordergrund stehen persönliche Gründe, die ich leider nicht erläutern kann“, sagt Claus Mannschreck, angesprochen darauf, dass die Zeitbelastung für ihn doch eigentlich geringer sein müsse – nun, da es nach fünfjähriger Vakanz seit einigen Wochen in Peter Jung wieder einen hauptamtlichen Geschäftsführer im Haus gibt. Mit dem neuen Geschäftsführer, der seit dem 1. August im Amt ist, habe sein Rücktritt nichts zu tun, versichert Mannschreck: „Wir haben uns wunderbar verstanden. Und ich habe, anders als von manchen behauptet, auch keine gesundheitlichen Probleme.“

Dass manche dem 30-jährigen Geschäftsführer hinter vorgehaltener Hand einen teils ruppigen Umgangston nachsagen, kann Claus Mannschreck nicht nachvollziehen. Er bezeichnet Peter Jung als „zuvorkommend, freundlich und höflich“. Er sei ja schließlich zuvor als Botschafter für deutsche Weine tätig gewesen.

Er, Mannschreck, sei wohl „ein sehr freundlicher Chef“ gewesen. Peter Jung, sagt Mannschreck, „setzt seine Ideen einfach durch“. Was eben auch mit sich bringe, dass Dinge geändert würden, die sich über Jahre eingeschliffen hätten. „Ein Wechsel tut ja immer weh“, so Mannschreck. Der Ingenieur für Weinbau und Önologie bewirtschaftet rund acht Hektar und bleibt nach eigenem Bekunden weiterhin Mitglied der Genossenschaft. Er war 2014 in den Aufsichtsrat und 2015 ins Vorstandsteam der Remstalkellerei gekommen, Vorstandsvorsitzender wurde er im Sommer 2017.

Die Wiederbesetzung der Stelle des Geschäftsführers begründete Claus Mannschreck Anfang Juli damit, dass angesichts der schwierigen Marktlage „mehr Manpower“ nötig sei, um neue Vertriebswege zu gehen. Die Remstalkellerei kämpft seit einigen Jahren mit wirtschaftlichen Problemen.

Das hatte auch Konsequenzen für das Führungspersonal. So hatte im Sommer 2013 der damalige Geschäftsführer Heiko Schapitz gekündigt, weil ihm in der Mitgliederversammlung zwei Drittel der Genossen das Vertrauen entzogen hatten. Schapitz hatte einen Bilanzverlust von gut zwei Millionen Euro für das Betriebsjahr 2012 vermelden müssen. Kurz darauf verließ auch der kaufmännische Leiter Günther Pohl das Unternehmen.

Eine „angenehme Zusammenarbeit“

Peter Jung, der neue Geschäftsführer, sagt, Claus Mannschrecks Abschied sei für ihn und alle anderen überraschend gekommen. „Wir bedauern das sehr, respektieren aber seine Entscheidung und sind ihm dankbar dafür, was er neu angestoßen hat in Sachen Zukunftsfähigkeit.“ Zwischen dem Vorstandsvorsitzenden und ihm habe es keine Unstimmigkeiten gegeben. „Die Zusammenarbeit war sehr angenehm.“

Wie geht’s nun weiter? „Wir packen es an“, sagt Peter Jung. Nichtsdestotrotz sei man ja handlungsfähig, Werner Schaal als stellvertretender Vorstandsvorsitzender übernehme die Aufgaben Mannschrecks. Bei der nächsten Generalversammlung , die regulär Ende des zweiten Quartals 2019 stattfinde, werde dann ein neuer Vorstandsvorsitzender gewählt.

Die Remstalkellerei

Entstehung:
Als eine Art Notgemeinschaft für Weinmacher in schwierigen Zeiten hätten sich die Wengerter im Kriegsjahr 1940 in der Remstalkellerei zusammengefunden, so steht es in den eigenen Annalen. Aber auch auf Druck der Nationalsozialisten ist damals die Gesamtgenossenschaft für das Remstal aus den neun zuvor eigenständigen Ortsgenossenschaften entstanden.

Entwicklung: 1950 wurde in Beutelsbach das erste eigene Kellereigebäude gebaut. Mitte der 1960er umfasste die Remstalkellerei 21 Ortskeltern. Ihre größte Ausdehnung erreichte sie 1980 mit rund 900 Hektar bewirtschafteter Rebfläche und etwa 2500 Mitgliedern.

Gegenwart: Inzwischen ist die von Remstalgenossenschaftlern bewirtschaftete Fläche auf etwa 530 Hektar geschrumpft, die Zahl der Mitglieder auf 1300. Ein Hauptaugenmerk – auch angesichts wirtschaftlicher Probleme – gilt dem Bau einer zentralen Kelter.