In Einzelvorträgen stellen die Bewerber für die Bürgermeisterwahl am 11. März ihre Konzepte vor. Und die stoßen auf reges Interesse. Trotz Kälte und eisigen Nordost-Windes strömen die Menschen in die Hagenschießhalle.

Wimsheim - Rund 500 Stühle reichen kaum aus für den Besucherandrang bei der Kandidatenvorstellung. Etliche Zuhörerinnen und Zuhörer sitzen sogar auf der Seitenempore. Damit ist ein Gutteil der insgesamt 2283 Wahlberechtigten gekommen, die einem der vier Bewerber um das Amt des Bürgermeisters – nämlich Mario Weisbrich, Beate Lämmle-Koziollek, Pierre Heckmann und Fridi Miller – am 11. März ihre Stimme geben können. Die Sindelfingerin Fridi Miller ist allerdings nicht erschienen.

 

Der Gemeinderat Hans Lauser als Vorsitzender des Wahlausschusses ruft die Kandidaten in der Reihenfolge des Eingangs ihrer Bewerbungen auf. Sie haben jeweils 20 Minuten Zeit, sich selbst und ihre Vorstellungen von der Entwicklung Wimsheims zu präsentieren. Während der Reden müssen die jeweils anderen Bewerber den Raum verlassen. Die wichtigsten Aussagen sind nebenstehend zusammengefasst.

Übrigens: Von den angedachten Gesprächen mit den Kandidaten an extra aufgestellten Stehtischen machen die Zuhörer nur wenig Gebrauch. Viele zieht dann doch rasch nach Hause. In kleiner Runde erklärt Mario Weisbrich auf Nachfrage, was es denn mit den von Beate Lämmle-Koziollek erwähnten Schulden auf sich habe.

Die Rücklagen der Gemeinde betragen aktuell 5,5 Millionen Euro, sagt Weisbrich. Zum Jahresende werden es wohl 4,2 Millionen sein. Der Großteil davon sei in einem gut verzinsten Fonds angelegt.

Die Kreditermächtigung in Höhe von einer Million, vom Gemeinderat zusammen mit dem Haushalt 2018 einstimmig bewilligt, sei für die Sanierung des Feuerwehrgerätehauses gedacht. Hierfür könne die Gemeinde einen äußerst zinsgünstigen Kredit bekommen, sodass es keinen Sinn mache, gut verzinstes Geld aus der Rücklage zu nehmen, erklärt der Bürgermeister.

„Ich habe angepackt“

Als Erster tritt Mario Weisbrich ans Mikrofon. Der 44-jährige amtierende Bürgermeister erinnert an seine Wahlbroschüre von vor acht Jahren, als er erstmals kandidierte. „Anpacken für Wimsheim“ sei damals das Motto gewesen. „Und ich darf sagen, ich habe angepackt“, ruft er dem Publikum zu. Er führt die Zuhörer in Gedanken durch den Ort, etwa zu den Gewerbegebieten im Breitloh, wo es durch die Ansiedlung von Firmen heute über 1000 Arbeitsplätze gebe. „Dass der Bürgermeister als erster Wirtschaftsförderer den Betrieben zu Seite steht, versteht sich von selbst“, sagte er.

Die nächsten Punkte sind der Kreisverkehr beim Supermarkt sowie das Feuerwehrgerätehaus. Dieses soll jetzt für 1,5 Millionen Euro saniert werden. Weiter geht es über den umgestalteten Friedhof in die Ortsmitte mit dem Neubau und zum Rathaus. „Wir verstehen uns als moderne und dienstleistungsorientierte Verwaltung.“ Aktuell wurde eine Frühsprechstunde eingeführt. An dem kürzlich umgestalteten Verkehrsknotenpunkt Hohlweg/Seehausstraße soll langfristig ein Kreisverkehr entstehen. „An dieser Vision werde ich festhalten“, betont Weisbrich. Die Infrastruktur müsse weiter auf einem guten Stand gehalten, das Breitbandnetz ausgebaut und Energie durch die Teilnahme am Energieeffizienz-Netzwerk eingespart werden.

Zehn Millionen Euro seien in den letzten Jahren in die Infrastruktur investiert worden. Ein offenes Ohr für die Bürger sei für ihn selbstverständlich. Auch kritischen Meinungen wolle er Gehör schenken.

Ein Bürgerbus für Senioren

Der 34-jährige Pierre Heckmann aus Stuttgart tritt zum ersten Mal bei einer Kandidatenvorstellung auf, weil sich der am Landgericht Stuttgart tätige Erste Justizhauptwachtmeister bisher noch in keiner Gemeinde beworben hat. Er weist auf seine verschiedenen beruflichen Stationen hin und sagt: „Ich weiß, dass mein Leben nicht in gerader Linie hierher führt, sehe aber gerade darin auch eine Chance für Wimsheim.“ Der frühere Rettungssanitäter und Zeitsoldat betont mehrfach seine Sozialkompetenz und seine Einsatzbereitschaft. „Kommunalpolitik war und ist mein großes Ziel“, sagt er. Deswegen wolle er Bürgermeister in Wimsheim werden.

Pierre Heckmann legt einen Schwerpunkt auf die Erhaltung von Natur und Landschaft sowie auf eine „transparente und umfassende Informationspolitik.“ Es sei wichtig, die Bürger an Entscheidungen zu beteiligen. Jugendliche wolle er bei sie betreffenden Entscheidungen ins Boot holen, die medizinische Grundversorgung bedarfsgerecht ausbauen und mit einem von Ehrenamtlichen gefahrenen Bürgerbus mehr Mobilität für Senioren schaffen. Das Gewerbe in Wimsheim sei gut aufgestellt, doch auch hier solle es Bürgerbefragungen geben, wie der weitere Ausbau sein solle.

Gemeinsam mit der Bevölkerung solle ein Gemeindeentwicklungskonzept erarbeitet werden. „Hier liegt viel Potenzial für die Gemeinde“, so seine Einschätzung. Außerdem sollten die Bürger ihrem Bürgermeister alle drei Jahre eine Art Arbeitszeugnis ausstellen.

Bürger entscheiden mit

Beate Lämmle-Koziollek steht nicht hinter dem Pult, sondern frei auf der Bühne mit dem Mikrofon in der Hand. „Ich will Ihnen nahe sein“, sagt sie in Richtung Publikum. Die 53-jährige studierte Haushaltsökonomin lebt seit 24 Jahren in Wimsheim und ist als Unternehmensberaterin und Dozentin an der Dualen Hochschule in Stuttgart tätig. „Ich habe gelernt, mit gegebenen Mitteln maximalen Nutzen zu erreichen – genau das muss auch in einer Gemeinde geschehen“, so ihre Erkenntnis. Sie möchte als Bürgermeisterin „harmonisieren und Brücken bauen“. Es gelte, weg von der Lagerpolitik hin zu einer Sachpolitik zu kommen. Verständnis füreinander zu haben, sei für sie sehr wichtig. Sie weist auf ihr Engagement in Sachen Fairtrade-Gemeinde und auf ihre Mitarbeit beim Gemeindeentwicklungskonzept hin. Auch möchte sie einen Jugendgemeinderat einführen.

Ein Kernpunkt ihrer Ziele sei es, bei wichtigen Fragen Bürgerentscheidungen durchzuführen. Sie setze auf eine maßvolle Entwicklung in Sachen Gewerbeansiedlung. „Wir wollen gesunde mittelständische Unternehmen“, sagte sie.

Lämmle-Koziollek nimmt auch die Gemeindefinanzen aufs Korn. Die Rücklage habe 2015 rund acht Millionen Euro betragen, heute seien es vier Millionen und zum Jahresende „werden wir eine Million Schulden haben, so viel wie in den vergangenen 25 Jahren nicht.“ Ein „weiter so“ halte sie für schwierig. Als weitere wichtige Punkte nennt sie, wie ihre Vorredner, die Themen Wohnen im Alter sowie Umwelt.