Grüne und SPD wollen die viel diskutierte Eindämmung des Verkehrs im Stadtzentrum beschleunigen und besiegeln. Der Lebensqualität kann es nur dienen, kommentiert Lokalredakteur Josef Schunder.

Stuttgart - Plötzlich ist die Sache noch eiliger. Vor den Sommerferien wollen die Grünen und die SPD nun beschließen, dass die Stuttgarter Innenstadt autofrei wird. Aus heiterem Himmel kommt das aber nicht. Der Ruf nach mehr Flaniervergnügen statt Autos war zuletzt lauter geworden. Grüne und SPD wollen die Entwicklung beschleunigen und besiegeln. Der Lebensqualität kann es nur dienen.

 

Das Ansinnen wird trotzdem Ärger bereiten. Nicht nur beim Handel, der um seine Erreichbarkeit bangt und Fahrverbote fürchtet. Autofreie Innenstadt? Das wird manchen klagen lassen, dass Ideologen den ganzen Talkessel zur Tabuzone für Autos erklären wollten. Aber die Hauptstraßen sind nicht Gegenstand des Antrags. Fahrzeuge von Lieferanten, Handwerkern, Anliegern und Parkhausbenützern sollen innerhalb des Cityrings weiter fahren dürfen. Die Aussperrung von wenigen Autofahrern aus einer kleinen Wohlfühlcity und partielle Fahrverbote auf Hauptstraßen sind zweierlei. Auch der Handel wird ohnehin mal genauer darüber nachdenken müssen, was ihm wirklich schadet.

Im Gemeinderat gibt es für den Antrag im Grunde eine Mehrheit. Die Frage ist nur, ob sich die Garanten dafür zusammenraufen. Denn SPD und Grüne stellen den Versuch von SÖS/Linke-plus infrage, weiter gefasste Fragen von Verkehr und Stadtgestaltung einem Bürgerentscheid zu unterziehen. Das absehbare Fingerhakeln über den Weg könnte Komplikationen schaffen. Für die Sache an sich wäre das schade.