Der Bezirksbeirat schlägt vor, das Sprayen auf ausgewählten Wänden zu erlauben, damit weniger illegale Graffiti entfernt werden müssen. Die Idee trifft aber nicht auf ungeteilte Zustimmung. Und wo könnten diese Flächen sein?

Degerloch - In Vaihingen und Bad Cannstatt gibt es sie bereits: legale Graffiti-Wände. Die SPD im Bezirksbeirat wünscht sich nun auch für Degerloch Möglichkeiten, die Spraydosen legal anzuwenden. „Das wäre ein gutes zusätzliches Betätigungsfeld für Jugendliche“, sagt Ulrich-Michael Weiss (SPD). Deshalb solle die Stadt prüfen, welche Wandflächen sich dafür eignen könnten. Außerdem könne man sich überlegen, auf diese Weise öffentliche Mülleimer zu verschönern.

 

Jonas Stürtz von der Mobilen Jugendarbeit findet den Antrag der SPD sehr gut. „Das würde uns die Möglichkeit geben, mit den Jugendlichen gemeinsam etwas zu gestalten“, sagt er. Graffiti würden auf einer legalen Wand auch eher respektiert und weniger übersprüht oder verunstaltet werden. Gerade in Zeiten der Pandemie wäre das Sprayen eine gute Beschäftigung für Jugendliche, meint er. Die SPD weist in ihrem Antrag außerdem darauf hin, dass die Stadt jährlich etwa 250 000 Euro ausgibt, um illegale Graffiti von städtischen Flächen zu entfernen. Das könne man reduzieren, wenn man den Sprayern eine legale Möglichkeit gebe, ihrem Hobby nachzugehen. Michael Köstler (Die Fraktion) sagt, dass er den Vorschlag nicht in voller Breite unterstützen könne. „Die ein oder andere Wand kann ich mir vorstellen, aber unser Stadtbild darf nicht geprägt werden von Graffiti“, sagt er. Auch Ingeborg Laaber (AfD) möchte den Vorschlag differenziert betrachten: „Ich finde die Idee interessant, Mülleimer und Container schöner zu gestalten“, sagt sie. Von ganzen Wänden hingegen sei sie nicht begeistert.

Verschiedene Akteure sollen beteiligt werden

Mehr Zustimmung kommt von der FDP und Friedrich Haag: „Ich finde den Antrag sehr unterstützenswert“, sagt er, „die Schmierereien werden wir dadurch nicht weg bekommen, aber wenn Graffiti ordentlich als Kunst gemacht werden, ist das etwas anderes“. Mit Schmierereien meint er vor allem die vielen illegalen Schriftzüge aus der Szene der Stuttgarter Kickers, die sich in Degerloch finden. Deshalb sollen die Kickers mit einbezogen werden, wenn es zu einer Umsetzung der Legalisierung von Graffiti-Flächen im Bezirk kommen sollte. Ebenso werden dann die Mobile Jugendarbeit und das Jugendhaus beteiligt.

In einem ersten Schritt soll nun die Stadtverwaltung in Kooperation mit der Mobilen Jugendarbeit prüfen, ob in Degerloch Flächen für Graffiti freigegeben werden können und welche Flächen das sein werden. Der Bezirksbeirat stimmte dem Antrag in seiner jüngsten Sitzung mehrheitlich zu.