Knochenschall-Kopfhörer eignen sich besonders im Straßenverkehr, bei der Arbeit und beim Sport. Sie haben allerdings zwei entscheidende Nachteile.

Die meisten dürften noch nie von ihnen gehört haben: Kopfhörer, die vor dem Ohr sitzen und den Klang über die Knochen ans Innenohr weiterleiten. Sie erzeugen Töne durch Vibrationen, die über die Schädelknochen direkt an die Hörschnecke gelangen und so das Mittelohr umgehen. Obwohl es Knochenschall-Kopfhörer schon seit einigen Jahren gibt, ist der große Durchbruch bislang ausgeblieben. Derzeit bieten nur zwei Hersteller solche Kopfhörer an: Philips und die Firma Shokz, die ausschließlich auf diese Bauform spezialisiert ist. Stiftung Warentest hat drei Modelle getestet. Dabei stellte sich heraus, dass Knochenschall-Kopfhörer zwar in manchen Situationen besser geeignet ist als In-Ear-Kopfhörer, aber zwei entscheidende Nachteile haben.

 

Geringeres Risiko im Straßenverkehr

Knochenschall-Kopfhörer haben gegenüber anderen Kopfhörern den Vorteil, dass man Musik hören kann, ohne von der Außenwelt ganz abgeschnitten zu sein. „Die meisten anderen Kopfhörer versuchen, die Außenwelt auszublenden. Wir gehen einen ganz anderen Weg,“ heißt es auf der Webseite von Shoks. Das könnte beispielsweise für Menschen interessant sein, die bei der Arbeit Musik hören und gleichzeitig hin und wieder mit Kollegen kommunizieren möchten. Auch im Straßenverkehr dürften Knochenschall-Kopfhörer deutlich weniger gefährlich sein als In- und Over-Ear-Kopfhörer. Wer mit dem Fahrrad zur Arbeit pendelt und dabei Podcasts hört, geht mit Knochenschall-Kopfhörern ein geringeres Risiko ein als mit Kopfhörern, die sämtliche Nebengeräusche ausblenden.

Klangqualität besser als erwartet

Dass die Kopfhörer dennoch wenig verbreitet sind, dürfte an zwei Gründen liegen: Zum einen sind solche Kopfhörer recht teuer, die Modelle kosten zwischen 89 Euro und 189 Euro. Zum anderen ist die Klangqualität schlechter als bei anderen Kopfhörern in der gleichen Preisklasse. „Wer Musik mit viel Bass hört, wird von Knochenschall-Kopfhörern enttäuscht sein,“ sagt Jenny Braune, Projektleiterin bei Stiftung Warentest. Die Klangqualität sei zwar besser als erwartet, doch noch lange nicht zufriedenstellend. „Trotzdem würde ich nicht generell von Knochenschall-Kopfhörern abraten. Manche Menschen empfinden das Tragen dieser Modelle als angenehmer,“ so Braune. Gerade für Menschen, die viel Musik am Stück hören, könnten Knochenschall-Kopfhörer vor allem deshalb eine Bereicherung sein, weil sie im Gegensatz zu In-Ear-Kopfhörern keinen Druck im Ohr erzeugen. Zudem staut sich bei warmem Wetter keine Hitze im Ohr, weshalb die Bauform besonders für Sportler attraktiv sein könnte.

Alle drei Modelle sehr robust

Bei der Warentest-Studie schnitt klanglich das Modell OpenRun Pro von Shokz noch am besten ab, wobei auch bei diesem Kopfhörer die Tester einen dumpfen und dünnen Klang mit wenig Bass und Brillanz festgestellt haben. Der Klang des zweiten Modell derselben Firma – Open Move – hört sich noch dumpfer an. Bei dem Gerät TAA6606 von Philips ist der Klang schlecht ausbalanciert und der Basspegel niedrig. Beim Tragekomfort haben die Modelle von Shokz die Tester besonders überzeugt. Ein weiteres Kaufargument ist die starke Laufzeit des Akkus, der bis zu 13 Stunden durchhält. Beiden Kopfhörern von Shokz kann Regen wenig anhaben, mit dem Modell von Philips könnte man sogar zeitweilig untertauchen.