Veronika Schröter erklärt im „Café Nachbarschafft“, warum manche einfach nichts wegwerfen können. Die Freiburger ist Heilpraktikerin für Psychotherapie und hat sich speziell auf das Messie-Syndrom spezialisiert.

Psychologie/Partnerschaft: Nina Ayerle (nay)

S-Süd - Das Thema ist ihr in ihrem Beruf ständig begegnet. In den Altenheimen, während ihrer Tätigkeit als Jugend- und Heimerzieherin ebenso wie auf dem Jugendamt. „Überall bin ich auf Ohnmacht und betroffene Menschen gestoßen, die nirgends Hilfe fanden“, erzählt Veronika Schröter aus Freiburg. Die Krankheit, über die die Heilpraktikerin für Psychotherapie spricht, ist das Messie-Syndrom. Auch Gerda Mahmens, Vorsitzende des Vereins Zuhause leben, kennt das Phänomen nur zu gut. Die ehrenamtlichen Betreuer des Vereins haben häufig mit Betroffenen zu tun. „Sie haben sich deshalb ein Coaching gewünscht“, sagt Mammens. Deshalb hatte sie die Expertin ins Generationenhaus Heslach eingeladen. Am Montag sprach Schröter dort über „Im Chaos werden Rosen blühen – Das Leid des desorganisierten Menschen“.

 

Messie- und Vermüllungssyndrom sind zweierlei

„In der Öffentlichkeit werden das Messie- und das Vermüllungssyndrom in einen Topf geworfen“, ist Schröters Erfahrung. In ihrem Vortrag im Generationenhaus zeigte sie die Unterschiede auf. Durch die Therapiearbeit mit erkrankten Personen weiß Schröter, dass Menschen, die am Messie-Syndrom leiden, eine sogenannte Wertbeimessungsstörung haben. „Die Kriterien, die man Entscheidungen zugrunde legt, fehlen bei diesen Menschen“, sagt Schröter. Welche Dinge sind nützlich? Was ist schön und was nicht? All das können diese Menschen nicht unterscheiden. Jemanden, der unter dem Vermüllungssyndrom leide, erkenne man zusätzlich an Feuchtigkeit, Schimmel und Geruchsbildung in der Wohnung. Viele dieser Menschen litten ursprünglich an Suchtkrankheiten, Alzheimer, Demenz oder anderen psychiatrischen Störungen. Schröter beschäftigt sich hauptsächlich mit der ersten Variante. „Dafür braucht es auch ganz andere Behandlungskonzepte“, sagt die Messie-Therapeutin.

Messies merkt man ihr Chaos äußerlich nicht an

Messies fallen durch zwanghaftes Horten auf. Die Betroffenen sammeln Dinge, ihre Wohnung versinkt im Chaos. „Nach außen merkt man das Syndrom diesen Personen nicht an“, sagt Schröter. Sie leben in zwei Welten – im Gegensatz zu Menschen mit dem Vermüllungssyndrom. Auch gehörten die meisten Betroffenen mittleren und oberen Gesellschaftsschichten an. „Das ist nicht so, wie es gerne auf RTL dargestellt wird“, betont Schröter. Menschen mit Messie-Syndrom seien in ihrem Leben gedrillt und gezwungen worden. Die Zwänge führen zu einer Überangepasstheit mit dem Verlust der eigenen Entscheidungsfähigkeit. Dahinter verbergen sich laut Schröter Gefühle wie Wut, Trauer und Orientierungslosigkeit. Dort setze sie in ihrer Therapie an. Sie konzentriere sich nicht auf die Symptome, sondern darauf, den Menschen Selbstverantwortung beizubringen. Die „Lebenskräfte, die brachliegen, wieder wecken“, nennt die Messsie-Therapeutin das.