Der Arbeitskreis Schule Wirtschaft zeigt zusammen mit Karl-Otto Kaiser erfolgreiche Schritte zur Ausbildungsstelle auf.

Manteldesk: Thomas Schwarz (hsw)

Waiblingen - Karl-Otto Kaiser bringt vier Jahrzehnte Erfahrung als Berufsschullehrer in Göppingen mit, heute hilft er, jungen Menschen den Schritt ins Arbeitswelt zu ebnen. Was er aus seinen Erfahrungen im Unterrichtsalltag am Dienstagabend seinem Publikum – Lehrerinnen und Lehrer aus dem ganzen Kreisgebiet, die auf Einladung des Arbeitskreises Schule Wirtschaft gekommen waren – in der Kreissparkasse Waiblingen berichtete, ist diesen nicht fremd. Er sprach von Verhaltensweisen, die Einzug in Schulen gefunden hätten, die atemberaubend seien und einen erfolgreichen Schulstart verbauten.

 

Persönlichkeit kommt vor Fachwissen

Zum Beispiel die Verhaltensweise „Vier gewinnt“: „Wer eine bessere Note hat als eine Vier, wird von den anderen als Streber gemobbt.“ Oder Schüler aufzufordern, mit der Lösung von Arbeitsblättern schon mal zu beginnen, dann die Klasse zu verlassen und wenig später nicht überrascht zu sein, dass die Blätter unberührt auf dem Lehrerpult liegen. Solch ein Verhalten am Ausbildungsplatz? „Dort ist Zuverlässigkeit gefragt“, so der frühere Berufsschullehrer.

Doch Karl-Otto Kaiser ist nicht nach Waiblingen gekommen, um gemeinsam mit seinen Zuhörern zu lamentieren. Er will Auswege aus einem Zustand zeigen, der für ihn nicht haltbar ist. Denn die jungen Menschen an den Schulen will er nicht aufgeben. Vor allem nicht, wenn diese den Schritt vom Schul- ins Arbeitsleben machen. „Genau dann brauchen sie unsere Unterstützung, vor allem aber die aus dem Elternhaus.“ In dieser Lebensphase sei richtiges Verhalten gefragt, weniger die Noten. „15 Prozent Fachwissen, 85 Prozent Persönlichkeit sind von Unternehmen gefragt, wenn es darum geht, wer eine Ausbildungsstelle bekommt“, so Kaisers Einschätzung, die er mit Umfrageergebnissen aus der deutschen Wirtschaft belegte.

Eigenverantwortung ist der Schlüssel zum Erfolg

Andere zu motivieren sei ein Ding der Unmöglichkeit, ist Kaiser überzeugt. „Das muss jeder für sich selbst machen. Aber man kann Anstöße geben. Ich habe alles Mögliche ausprobiert. Von zehn Versuchen bin ich neun Mal an die Wand gefahren, aber ich habe nicht aufgegeben.“ In der Verantwortung liege der Schlüssel. Um Jugendliche zu zuverlässigen, pünktlichen, fleißigen, höflichen und ausdauernden Mitarbeitern zu machen, hat er an der Kaufmännischen Schule Göppingen die Schülerfirma „Jukon“ gegründet, die mit Ölen und Säften handelt. Die Schüler wirtschaften selbst, Kaiser hat sich von Anfang an aus den Geschäften herausgehalten. Trotz der Schwierigkeiten, teures Olivenöl in Konkurrenz zu billigen Discountern zu verkaufen, wurde Jukon ein Erfolg. Die „Prokuristen“, wie ihre Visitenkarten die Schüler bald auswiesen, machten Gewinne. Diese wollten sie zum Schluss des Projekts nicht auf den Kopf hauen, sondern spenden – an ein Projekt des Nobelpreisträgers Muhammad Yunus, der zu einem Vortrag nach Hamburg kam. „Die eine Hälfte des Geldes wurde für die Reise genutzt,die andere gespendet“, erzählte Kaiser, dem dabei die Begeisterung über seine Schüler aus dem Gesicht sprang. Sein Credo: „Wenn man jungen Leuten Verantwortung überträgt, dann wachsen sie daran!“

Beim Vorstellungstermin bleibt kein Moment unbeobachtet

Das berichteten auch Vivienne Schweizer, Yelda Yazici und Marian Finkbeiner, über ihre Ausbildungen bei der Kreissparkasse und bei Kärcher. „Mein Klassenlehrer hat meine Bewerbung bei der Sparkasse sehr unterstützt. Er hat Bewerbungsgespräche geübt und dabei gefilmt. So konnte ich mich besser einschätzen“, erzählte die 18-jährige Yelda Yazici. „Manche Lehrer legen ihr Herz auf den Tisch“, sagte Karl-Otto Kaiser dazu begeistert. So stellt sich der Dozent den Idealfall vor. Und Marian Finkbeiner bestätigte seine Behauptung, dass die Persönlichkeit bei der Personalauswahl im Vordergrund stehe. „Wir sind im Assessment Center zusammen zum Mittagessen gegangen. Dabei wurden wir weiter ganz genau beobachtet. Wer sich da falsch verhalten hat, war weg.“