Der Pfarrvikar Jean Lukombo stammt aus der Demokratischen Republik Kongo. In einem Vortrag in Stuttgart-Plieningen will er erklären, welchen Zusammenhang es zwischen dem Reichtum des Landes und dem endlosen Krieg gibt.

Plieningen - Afrikanischer Weltkrieg werden die Konflikte genannt, die seit 1996 in dem riesigen Binnenstaat Demokratische Republik Kongo (DRK) toben. Millionen Menschen sind gestorben, zahlreiche Länder von Ruanda bis Angola haben zeitweise oder auf Dauer Truppen entsandt. Der Pfarrvikar Jean Lukombo, der für die katholische Filder-Gemeinde arbeitet, stammt aus dem Westen des Landes. Er will am Mittwoch, 14. März, im Gemeindezentrum Padua erklären, warum die DRK keinen Frieden findet und welche Rolle die Kirche in den Konflikten spielt.

 
Die Demokratische Republik Kongo ist ein in jeder Hinsicht gewaltiges Land. Herr Lukombo, wie erklärt man einem deutschen Publikum ein so fernes, riesiges und wichtiges Land und einen Krieg, der niemals zu enden scheint?
Das ist keine leichte Aufgabe. Ich stelle gerade Bilder für eine Präsentation zusammen, damit sich die Besucher leichter ein Bild machen können. Ich will auf den Kontrast eingehen zwischen dem Reichtum meines Landes an Rohstoffen und seiner Armut. Wie kommt es dazu? Das will ich den Besuchern erklären, indem ich auf die Geschichte des Kongo eingehe. Die Belgier behaupteten zum Beispiel im 19. Jahrhundert, sie wollten die Zivilisation in den Kongo bringen. Tatsächlich ging es ihnen um den Kautschuk. Wer die geforderte Menge den Kolonialherren nicht abliefern konnte, musste mit so drakonischen Strafen wie Amputationen rechnen. Das Elend des Kongos ist es, dass er immer über die Stoffe verfügt, die die Welt gerade benötigt. Damals war es Kautschuk, heute ist es Coltan. Dieser Rohstoff ist für die Elektroindustrie wie zum Beispiel für die Handyproduktion nötig. Wer verdient in diesem Krieg am Coltan? Zum einen die Firmen, die den Erzabbau fördern. Diese wiederum teilen ihre Profite mit Armeen, die sie in diesem Krieg beschützen. So gibt es eine logische Begründung für die weitere Besetzung des Kongo durch die verschiedenen Armeen.
Stichwort riesige Fläche: Aus welcher Region der DRK stammen Sie, und wie hat sie bisher die politischen Unruhen und Kämpfe überstanden?
Ich komme aus dem Westen des Kongo. Der Krieg geschieht vor allem im Osten. Wenn ich Besucher aus Deutschland mitnehme, können wir uns sogar nachts sicher bewegen. Die wirtschaftlichen Folgen des nicht enden wollenden Krieges sind allerdings auch im Westen des Landes zu spüren.
Jean Lukombo Foto: Rehman
Gerade Katholiken protestieren im Kongo immer wieder gegen den Langzeit-Machthaber Joseph Kabila. Dabei gibt es immer wieder Tote. Welche Rolle spielt die Kirche bei den Konflikten im Kongo?
Die Kirche im Kongo vertritt immer stärker den Standpunkt, dass sie das Heil Gottes nicht predigen und zugleich schweigen kann, wenn die Lebensbedingungen immer schlechter werden. Das hat in Afrika viel mit Politikern zu tun, die an ihrem Amt kleben und sich bereichern wollen. In der Wirtschaft gibt es keine Nächstenliebe. Solange Joseph Kabila nur das Volk unterdrückt, aber die globalen Unternehmen im Kongo in Frieden lässt, interessiert sich die internationale Gemeinschaft nicht für ihn. Deshalb ist es wichtig, dass die Kirche ihn ermahnt und die Gläubigen ermutigt, für ihr Recht einzutreten. Die Kirche ist die einzige Hoffnungsträgerin für das Volk.
Sie wollen bei dem Vortrag am 14. März in Plieningen auch von einem Traktoren-Projekt in ihrer Heimat sprechen. Inwiefern können Deutsche die Menschen im Kongo damit unterstützen?
Es ist Aufgabe der Kirche, das anbrechende Reich Gottes auf dieser Welt spürbar zu machen. Dafür genügen die Feier der Gottesdienste und die Spendung der Sakramente allein nicht. Da die meisten Menschen im Kongo von ihrem eigenen Anbau leben müssen, wäre es wirklich wunderbar, wenn ich mal zurück im Kongo bin, in meiner priesterlichen Tätigkeit auch Traktor fahren könnte, um den Menschen auf den Feldern zu ermöglichen, besser anzubauen und folglich besser zu ernten. Das Traktoren-Projekt der Kolpingfamilie Oberndorf für den Kongo gibt es seit 2016. Mit seiner Hilfe müssen sich weniger Kleinbauern auf den Feldern kaputt arbeiten. Mehr Kinder haben Zeit für Bildung. Das sind wichtige Hilfen für die Menschen.