Am Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar wird in Markgröningen (Kreis Ludwigsburg) der 120 Bewohner der dortigen Anstalt gedacht, die 1940 umgebracht wurden. Neue Recherchen zeigen: Es waren nicht die einzigen Opfer.

Ludwigsburg: Andreas Hennings (hen)

Jahr für Jahr am 27. Januar findet am Standort der einstigen Landesfürsorgeanstalt in Markgröningen ein Gedenken an die 120 Menschen statt, die 1940 von dort nach Grafeneck deportiert und nach Ankunft sofort vergast wurden. Der Tag ist internationaler Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus: Am 27. Januar 1945 hatte die Rote Armee das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau befreit.

 

Im Rahmen der diesjährigen Zeremonie wird Christian Hofmann, Diplom-Archivar im Staatsarchiv Ludwigsburg und Mitglied im veranstaltenden Arbeitskreis Mahnmal, neue Erkenntnisse aus dieser Zeit vortragen. Er wird seine Recherchen zur „Aktion T4“ und Landesfürsorgeanstalt Markgröningen vorstellen – und erstmals auch auf neu entdeckte Quellen aus dem Hessischen Hauptstaatsarchiv Wiesbaden eingehen.

Einkalkulierte Tode in Zwiefalten

Die dort archivierten Originalquellen aus der ehemaligen Landesfürsorgeanstalt Markgröningen ermöglichen ein umfassendes Bild über den Mord an den 120 Menschen. Auch weitere Menschen aus der Einrichtung überlebten die NS-Diktatur und ihre menschenverachtende Ideologie nicht: Nach dem Ende der Deportationen nach Grafeneck kamen 1941 Menschen aus Markgröningen nach Zwiefalten. In der dortigen Psychiatrie wurde eine sogenannte Pflegeabteilung eingerichtet. Viele kamen zu Tode, wurden mit hoher Wahrscheinlichkeit Opfer der sogenannten dezentralen Euthanasie.

Die dortigen Bedingungen führten zum einkalkulierten baldigen Tod der untergebrachten Menschen. Teilweise töteten Ärzte wohl auch direkt, teilweise nahmen sie bereitwillig das Sterben von pflegebedürftigen Menschen auf Grund der schlechten Verhältnisse und Versorgung in Kauf. Es ist deshalb laut Ankündigung zur Gedenkfeier davon auszugehen, dass es außer den 120 in Grafeneck ermordeten Menschen weitere Mordopfer aus der Landesfürsorgeanstalt Markgröningen gab.

Gedenken am Mahnmal und im Saal

Laut Mitteilung der Habila Gmbh, die sich am damaligen Standort der Landesfürsorgeanstalt befindet, leistet der Arbeitskreis Mahnmal seit den 1990ern kontinuierlich Erinnerungsarbeit für die 120 Opfer aus Markgröningen. Die Gedenkfeier beginnt am Montag, 27. Januar, um 19 Uhr am Mahnmal in der Asperger Straße 51 in Markgröningen und wird dann fortgesetzt im Mehrzwecksaal der Habila. Da es sich bei den Ermordungen um einen Teil der Stadtgeschichte Markgröningens handelt, wird Bürgermeister Jens Hübner ein Grußwort sprechen. Musikalische Beiträge wird die örtliche Kantorei beitragen.