In New Hampshire strömen schon am Morgen viele Menschen zu den Wahllokalen. Hillary Clinton droht hier oben eine Niederlage, bei den Republikanern fallen Beleidigungen. Und ein ganz anderer beobachtet das Geschehen vom Spielfeldrand aus.
Concord - In den USA wird der Ton im Rennen um die Präsidentschaftskandidaten von Demokraten und Republikanern zunehmend aggressiver. Bei der mit Spannung erwarteten Vorwahl in New Hampshire ließen manche der republikanischen Bewerber am Dienstag keine Gelegenheit aus, sich gegenseitig zu attackieren. Die Vorwahl in dem Bundesstaat im Nordosten war die zweite Hürde im Wahlkampf. Schon in der vergangenen Woche hatten die Wähler in Iowa das Wort.
Bei den Vorwahlen sieben die beiden großen Parteien ihre Bewerber aus. Die jeweiligen Spitzenkandidaten der Republikaner und Demokraten werden dann auf Parteitagen im Sommer gekürt. Die Präsidentschaftswahl folgt am 8. November. Die ersten Vorwahlen gelten als Frühwarnsystem: Wer hier schlecht abschneidet, hat später kaum noch eine Chance, Boden gut zu machen.
Trump nannte Bushs Wahlkampf verzweifelt
In den vergangenen Tagen häuften sich die Attacken. Besonders heftig beleidigten sich Donald Trump und Jeb Bush. Trump nannte Bushs Wahlkampf verzweifelt. Der schrieb auf Twitter, Trump sei nicht nur ein Verlierer, sondern auch ein Lügner und eine Heulsuse. Bush galt im Wahlkampf anfangs als Favorit, konnte dann aber kaum punkten. In New Hampshire stand er in Umfragen allerdings nicht so schlecht da.
Trump führte dort in den Befragungen vor Marco Rubio und Ted Cruz. Cruz hatte in der vergangenen Woche die Vorwahl in Iowa gewonnen, Trump kam auf den zweiten Platz und Rubio auf den dritten. Der 44 Jahre alte Senator aus Florida wurde deshalb als Kompromisskandidat gefeiert und damit zur Zielscheibe seiner Konkurrenten, die ihn als unerfahren darstellten.
Bei den Demokraten bahnte sich in New Hampshire eine Niederlage für Ex-Außenministerin Hillary Clinton an. Ihr Konkurrent Bernie Sanders lag in Umfragen deutlich vorne. Der 74-Jährige ist Senator aus dem Nachbarstaat Vermont.
Zahlenmäßig geringe Bedeutung für die Kandidatenkür
Die letzten Wahllokale sollten um 20 Uhr (Ortszeit/2 Uhr MEZ) schließen. Schon in der Nacht zum Dienstag gaben einige Wähler in drei kleinen Ortschaften in New Hampshire ihre Stimmen ab. In dem Ort Dixville Notch waren es neun Menschen. Bei den Republikanern gab es hier drei Stimmen für Ohios Gouverneur John Kasich und zwei für Trump. Bei den Demokraten bekam Sanders vier Stimmen, Clinton ging leer aus.
Zwar hat New Hampshire zahlenmäßig geringe Bedeutung für die Kandidatenkür. Die Bundesstaaten, in denen zuerst abgestimmt wird, gelten aber als wichtige Bewährungsprobe für die Kandidaten. Schon in der vergangenen Woche stiegen einige Bewerber aus dem Rennen aus.
Organisiert werden die Vorwahlen in New Hampshire im Unterschied zu Iowa nicht von den Parteien, sondern von der Regierung des Bundesstaates. Es gibt 307 Wahllokale. Gewählt wird geheim. Und es gibt eine Besonderheit: Abstimmen dürfen alle registrierten Wähler - also nicht nur eingetragene Demokraten und Republikaner. Wer keiner der beiden Parteien angehört, wird unter „unabhängig“ geführt und kann entweder für die Bewerber von Demokraten oder für die der Republikaner stimmen. Die Unabhängigen machen in New Hampshire rund 43 Prozent der Wähler aus, bei den Parteien sind es je etwa 30 Prozent.
Unterdessen äußerte sich der frühere New Yorker Bürgermeister und Milliardär Michael Bloomberg erstmals zu einer möglichen Kandidatur. Er prüfe alle Optionen, sagte der 73-Jährige auf eine entsprechende Frage der „Financial Times“. Das bisherige Niveau der Wahlkampfdebatten empfinde er als „Skandal und Beleidigung der Wähler“, sagte Bloomberg der Zeitung. Das amerikanische Volk habe Besseres verdient. Schon in den vergangenen Wochen hatte es Berichte über eine mögliche Kandidatur Bloombergs gegeben.