Nicolas Sarkozys Präsidententräume sind geplatzt. Die Konservativen schicken einen gemäßigten Politiker ins Rennen um den Élyséepalast. Doch wie schlägt er sich gegen die Populisten, fragt sich unser Politikredakteur Knut Krohn.

Korrespondenten: Knut Krohn (kkr)

Stuttgart - Frankreichs bürgerliche Wähler haben dem Populismus eine klare Absage erteilt. Bei der Kür des Präsidentschaftskandidaten hat das konservative Lager den quirligen Ex-Präsident Nicolas Sarkozy mit deutlicher Mehrheit aus dem Rennen geworfen. Die Entscheidung fällt nun am kommenden Sonntag zwischen François Fillon und Alain Juppé, zwei als eher nüchtern bekannte Politiker. Sarkozys Strategie, die populistischen Themen des Front National zu besetzen und die Rechtsextremen mit ihren eigenen Waffen zu schlagen, stieß bei den Wählern auf keine Gegenliebe. Sowohl Fillon als auch Juppé vertreten in der Sicherheitspolitik - nach der Terrorserie in Frankreich ein brisantes Thema - gemäßigtere Positionen.

 

Sehnsucht nach Reformen

Offensichtlich wurde auch – zumindest im bürgerlichen Lager – der Wunsch nach einem grundsätzlichen wirtschaftlichen Umbau Frankreichs. François Fillon gilt als beinharter Wirtschaftsreformer. Der ehemalige Premierminister erhielt bei der Abstimmung mit weitem Abstand die meisten Stimmen und gilt nun als großer Favorit im Rennen um die Präsidentschaft – zumal niemand glaubt, dass ihm jemand aus dem linken Lager um den Pleiten-Pech-und-Pannen-Präsidenten François Hollande gefährlich werden könnte.

Abgrenzung gegen rechts

Die Frage ist, wie sich der eher zurückhaltende Fillon in einer möglichen Wahlschlacht mit der rechtsextremen Parteiführerin Marine Le Pen schlagen wird? Anders als der hyperaktive Nicolas Sarkozy hat er immer eine klare Position bezogen und sich gegen jede Annäherung seiner Partei gegenüber dem Front National ausgesprochen. Die Franzosen hätten dann im Mai kommenden Jahres eine ähnliche Wahl wie die US-Amerikaner bei ihrer Präsidentenwahl: zwischen rüdem Populismus und einem eher kühlen Polit-Profi.