Eine Einstellung des Strafverfahrens gegen Bill Cosby wegen sexueller Nötigung lehnt der Richter in Pennsylvania ab. Im Falle einer Verurteilung droht dem Komiker eine lange Haftstrafe. Eigentlich war der Fall schon abgeschlossen.

Norristown - Obwohl ihm bis zu zehn Jahre Freiheitsstrafe drohen, nahm er den Richterspruch regungslos zu Kenntnis. Der US-Entertainer Bill Cosby, dem mehr als 50 Frauen sexuellen Missbrauch vorwerfen, muss sich aller Voraussicht nach nun doch einem Strafverfahren stellen. Ein Richter im US-Bundesstaat Pennsylvania urteilte: Ein mehr als zehn Jahre alter Deal Cosbys mit der Staatsanwaltschaft, der ihn vor Strafverfolgung schützen sollte, gilt nicht.

 

Der Fall führt zurück ins Jahr 2004. Andrea Constand, die Angestellte einer Universität in der Nähe von Cosbys Wohnort Philadelphia, erhob damals einen schweren Vorwurf. Der heute 78 Jahre alte Komiker, der in Deutschland in den 80er Jahren als Hauptdarsteller in der TV-Sitcom „Bill Cosby Show“ bekannt wurde, habe sie sexuell belästigt, nachdem er ihr Beruhigungspillen verabreicht habe.

Der alte Fall wird wider aufgerollt

Zu einem Strafverfahren kam es damals nicht, weil der ermittelnde Staatsanwalt Bruce Castor davon ausging, nicht genügend Beweise gegen den Schauspieler zu haben. Er sicherte Cosby sogar zu, ihn auch in Zukunft nicht anzuklagen, sollte der Entertainer einem Zivilverfahren zustimmen. Aber auch dazu kam es nicht, weil sich Constand und Cosby außergerichtlich einigten. Der Entertainer zahlte der Frau eine bis heute unbekannte Geldsumme. Staatsanwalt Castor legte den Fall zu den Akten.

Die Nachfolger des damaligen Staatsanwalts ließen die Sache jedoch nicht auf sich beruhen. Noch Ende Dezember vergangenen Jahres erhoben sie nur – wenige Tage vor Ablauf der Verjährungsfrist – Anklage gegen Cosby wegen mutmaßlicher schwerer sexueller Nötigung.

Cosbys Anwälte wollen Beruf einlegen

Dagegen versuchten nun diese Woche Cosbys Anwälte vorzugehen. Vor dem Gericht in Norristown (Pennsylvania) erklärten sie, die mehr als zehn Jahre alte Zusicherung des damaligen Staatsanwalts, dass ihr Mandant nicht angeklagt werde, gelte auch heute noch. Der amtierende Staatsanwalt sah das anders. „Ein geheimes Abkommen, das es einem reichen Angeklagten erlaubt, sich aus einem Strafverfahren herauszukaufen, das ist nicht rechtens“, sagte Kevin Steele. Dieser Ansicht schloss sich am Ende auch der Richter an. Der Fall Constand ist aber der einzige, in dem Anklage gegen den früheren Fernsehstar erhoben wurde. Cosbys Anwälte wollen Berufung einlegen.

Für den 8. März ist eine Anhörung angesetzt, in der geklärt werden soll, ob genügend Beweise gegen den früheren Fernsehstar vorliegen, um das Verfahren zu starten. Es wäre der erste Strafprozess, in dem sich Bill Cosby verantworten müsste. Zugleich sieht sich Cosby, der sich auch bei seinem jüngsten Gerichtstermin mit keinem Wort zu den Vorwürfen äußerte, einer regelrechten Welle von Zivilklagen ausgesetzt. Mehr als 50 Frauen haben ihn wegen sexueller Nötigung und Verleumdung angeklagt. Über seine Anwälte hat der frühere Fernsehstar, der sich in der Vergangenheit gerne als moralische Instanz in Sachen Familie und Kindererziehung stilisiert hat, noch jeder Klägerin mitteilen lassen, dass sie die Unwahrheit sage.

Der Komiker winkt den Schaulustigen zu

Und Cosby bleibt offenbar trotz der Niederlage vor Gericht zuversichtlich. Er winkte den Zuschauern vor dem Gericht in Norristown zu. Bei der Abfahrt nach dem Anhörung streckte er den Schaulustigen aus dem Auto seine beiden optimistisch nach oben gereckten Daumen entgegen.