Fahrgastrekorde hat der Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart (VVS) in den vergangenen Jahren schon viele erlebt. Das Ergebnis des Jahres 2013 stellt aber alle in den Schatten. „Wir haben uns auch die Augen gerieben“, sagte der VVS-Geschäftsführer Thomas Hachenberger.

Lokales: Mathias Bury (ury)

Stuttgart - Schon in den vergangenen Jahren verzeichnete der Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart (VVS) kontinuierlich Zuwächse bei den Fahrgästen. Das Vorjahr stellt diese Ergebnisse aber weit in den Schatten: 2013 registrierte der VVS in seinem Verbundgebiet knapp 349 Millionen Fahrten, über zehn Millionen oder 3,2 Prozent mehr als im Jahr davor. Die Fahrgeldeinnahmen stiegen um 5,9 Prozent auf 445,8 Millionen Euro

 

„Wir haben uns auch die Augen gerieben“, sagte der VVS-Geschäftsführer Thomas Hachenberger bei der Vorstellung der Jahresbilanz. Zu den Hauptgründen für diese Zunahme zähle die Verbesserung des Angebots bei der S-Bahn und bei den Stuttgarter Stadtbahnen. So hätten die neue Linie S 60 und die Verlängerung der S 4 nach Backnang sowie der neue Nachtverkehr die Zahlen bei der S-Bahn erhöht. Im Bereich der Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) fällt die Verlängerung der U 12 zum Hallschlag und einige Fahrplanverbesserungen ins Gewicht. Dazu kommt, dass der Landkreis Göppingen zumindest zum Teil endlich in das VVS-System integriert ist. Und nicht zuletzt habe sich die gut Konjunktur in den Zahlen niedergeschlagen.

So lag das Plus im Berufsverkehr 2013 bei 9,6 Prozent (107,6 Millionen Fahrten). Im Schülerverkehr musste der VVS zwar ein Minus von 0,3 Prozent hinnehmen, das ist bei einem Rückgang der Schülerzahl um 2,7 Prozent aber moderat. Diese negative Entwicklung konnte überdies durch eine starke Zunahme bei den Studierenden mehr als kompensiert werden (plus acht Prozent), sodass auch dieses Segment zuletzt mit einem Plus von 1,4 Prozent abgeschlossen hat (127,5 Millionen Fahrten). „Der Run auf die Unis hat uns hier gerettet“, sagt Thomas Hachenberger.

Gerade bei den Studierenden zeigt sich, wie wichtig neue, kundenfreundliche Technologien sind. Schon heute nutzen in dieser Gruppe 38 Prozent das Onlineticket, Tendenz steigend. Und der VVS gehöre „zu den ersten Regionen in der Republik“, deren Fahrplandaten seit wenigen Tagen auch auf Google Maps verfügbar seien, sagte VVS-Geschäftsführer Horst Stammler.

Bei den Senioren stagnierten die Verkaufszahlen. Und dies, obwohl man nach Jahren mit Rückgängen 2010 eine Wende erreicht hatte, indem man die Sperrzeit des Seniorentickets gestrichen hat. Beim VVS ist man aber entschlossen, im neuen Jahr hier „die Nachfrage wieder deutlich zu steigern“, betonte Stammler. Schließlich sind die Senioren, die heute bis ins hohe Alter auch das Auto nutzen, eine Gruppe, die wächst. Deshalb werde das Seniorenticket nochmals attraktiver. 41 Euro kostet die Monatskarte für das ganze Verbundgebiet noch, etwa ein Drittel weniger als bisher.

Zuwächse bei älteren Kunden will der VVS auch im Bereich der Freizeitfahrten erreichen. Über alle Verkehrsträger hat der Freizeitverkehr einen Anteil von 40 Prozent. Beim VVS liegt dieser in Stuttgart bei 20 bis 25 Prozent, im gesamten Verbundgebiet aber unter neun Prozent. Dass sich dies ändert, dazu soll auch der neue Führer „In die Natur mit dem VVS. Wandern und Spazieren in der Region Stuttgart“ beitragen.

Deutlich über dem Schnitt im Bund

Aber nicht nur Erfreuliches stand am Freitag auf der Tagesordnung beim VVS. Angesichts des Ergebnisses 2013 könne der VVS zufrieden sein, trotz der Probleme bei der S-Bahn, deren Pünktlichkeit einmal mehr abgenommen hat. Aber auch mit den S-Bahnen seien 2013 so viele Fahrgäste unterwegs gewesen wie noch nie. „Die Kunden haben uns die Treue gehalten.“ Mit dem Vorjahresergebnis habe man einen Spitzenwert in der Republik erzielt. Mit 145 ÖPNV-Fahrten pro Einwohner und Jahr liege man inzwischen hinter Freiburg auf Platz zwei. Im Bundesschnitt seien die Fahrgastzahlen nur um 0,8 Prozent gestiegen. Zwar ist Hamburg bei der Pünktlichkeit heute besser als die hiesige S-Bahn, die lange Jahre den Spitzenplatz einnahm, man sei aber immer noch besser als die Systeme in München und Frankfurt.

Hachenberger und Stammler bekräftigten aber die Forderung, dass die Bahn etwa durch höhere Mittel für Erneuerungen an der Infrastruktur – zugesagt seien in den kommenden beiden Jahren zusätzlich je 30 Millionen Euro – die Zahl der Störungen reduzieren müsse. Und es müsse untersucht werden, wie die Zugkapazität erhöht werden könne, so Thomas Hachenberger. Horst Stammler fügte hinzu: „Und bei Störungen müssen die Informationen der Bahn auf den Bahnsteigen besser werden.“

Der VVS habe ein elektronische Plattform für Störungsinformationen in Echtzeit bereitgestellt, auf der schon etwa 90 Prozent aller Fahrten angegeben werden, darunter auch die der Deutschen Bahn und der SSB. Bis Ende des Jahres sollen dort alle Verkehrsunternehmen des Gebietes vertreten sein.