Im Stuttgarter Verkehrsverbund sollen im kommenden Jahr erstmals die Fahrpreise purzeln. Das ist doch toll, findet unser Autor Eberhard Wein. Jetzt sollten auch die anderen Verbünde im Land zu ihrem Glück gezwungen werden.

Baden-Württemberg: Eberhard Wein (kew)

Stuttgart - Die Lust, von Stuttgart zu lernen, ist in den baden-württembergischen Städten traditionell nicht gerade ausgeprägt. Beim Nahverkehr galt diese Zurückhaltung bisher zurecht. Nirgendwo im Land war die Fahrt mit Bus und Bahn teurer als in der Landeshauptstadt. Doch mit der großen Tarifreform, die im April in Kraft treten soll, wird alles anders. Dann zeigt der viel gescholtene Verkehrsverbund Stuttgart (VVS), dass eine Preisanpassung nicht unbedingt eine Preiserhöhung bedeuten muss.

 

Die Idee, die vom Land finanziell kräftig unterstützte Reform zum Stuttgarter Exportprodukt zu machen, lag nahe. Doch das millionenschwer unterfütterte Angebot des Verkehrsministeriums an die Verbünde im Land trifft auf ein erstaunlich schwaches Interesse. Brauchen wir nicht, passt für uns nicht, wir sind eh schon besser, heißt es vielerorts. Dabei leidet nicht nur Stuttgart unter Verkehrsproblemen, auch in vielen Mittelstädten sind die Straßen verstopft.

Doch offenbar haben sich die Verantwortlichen in den Verbünden, von denen man eigentlich Innovationskraft erwarten müsste, allzu gemütlich in ihren herkömmlichen Geschäftsmodellen eingerichtet. Das ist schade, weil das Programm aus dem Verkehrsministerium zwar an das Vorbild der VVS-Reform anknüpft, aber keineswegs so eng gefasst ist, dass es nicht auf andere örtliche Begebenheiten anzupassen wäre.

Andererseits wurde auch in Stuttgart die Idee zur Reform nicht in der VVS-Chefetage geboren. Vielmehr war es politischer Druck, der sie aufs Gleis setzte. Auch anderswo wird am Ende die jeweilige Kommunalpolitik entscheiden müssen, ob sie den Stuttgarter Weg gehen möchte oder ob man sich abhängen lässt.

eberhard.wein@stzn.de