Der Technologiekonzern Bosch erwägt, nach seinen internen Ermittlungen erneut vor das EU-Gremium, das die Hintergründe des VW-Skandals ergründen will, zu treten.

Chefredaktion: Anne Guhlich (agu)

Stuttgart/Brüssel - Der Stuttgarter Technologiekonzern Bosch will prüfen, ob Vertreter des Unternehmens ein weiteres Mal vor den EU-Untersuchungsausschuss zum VW-Skandal treten. Zumindest dann, wenn dies die Untersuchungen des Gremiums voranbringe, sagte ein Sprecher des Unternehmens unserer Zeitung.

 

Am Donnerstag haben Peter Biesenbach, der Leiter der Bosch-Abteilung für Außenangelegenheiten, und Michael Krüger, der Leiter der Entwicklung von Bosch Diesel Systems, viele Fragen unbeantwortet gelassen, kritisierte die Ausschussvorsitzende Kathleen Van Brempt nach der Sitzung. Zuvor hatten die Ausschussmitglieder versucht, die Rolle von Bosch im Abgasskandal zu ergründen und fehlende Mechanismen zu identifizieren, durch die der Skandal überhaupt erst ins Rollen kommen konnte. Der Skandal betreffe die ganze Branche, sagten die Bosch-Vertreter, umso größer sei ihr Interesse, an der Aufklärung mitzuwirken.

„Bosch hat nichts zu den Verstrickungen in die Abgastricksereien bei VW gesagt“, sagte Ismail Ertug, Verkehrsexperte der SPD im EU-Parlament. Wegen laufender Gerichtsverfahren sei das legitim, aber schade. Umso beunruhigender seien einige Antworten gewesen, die Bosch gegeben habe. „Wir haben gehört, dass es offenbar keine internen Prozeduren gibt, für den Fall, dass Bosch-Mitarbeiter von ihren Kunden zu illegalen Handlungen aufgefordert werden.“ Es gebe kein Programm für Informanten, keine Mechanismen, die in diesem Fall greifen. „Vielleicht sollte sich einer der größten Zulieferer der Welt hier Gedanken machen“, sagte Ertug.

Michael Krüger betonte, dass viele Abläufe bei Bosch derzeit auf dem Prüfstand stünden und nach den internen Ermittlungen gegebenenfalls angepasst würden. Wie lange diese Ermittlungen noch andauern werden, konnten Biesenbach und Krüger indes nicht sagen. Die Ausschussmitglieder äußerten mehrfach den Wunsch, die Anhörung zu wiederholen, wenn die Untersuchungen weiter fortgeschritten sind.

Zur Verteilung der Verantwortlichkeiten zwischen Zulieferer und Automobilhersteller betonte Bosch lediglich, dass einzig der Hersteller den genauen Überblick habe – etwa im Hinblick auf Emissionswerte. „Die Gesamtwirkung wird durch ein Zusammenspiel verschiedener Komponenten bestimmt, die letztlich der Autohersteller definiert“, sagte Krüger.

Ein Fehlverhalten räumten die Unternehmensvertreter nicht ein: „Wir folgen dem Prinzip der Legalität und gehen davon aus, dass unsere Kunden diesem Prinzip auch folgen“, so Krüger.

Bosch hatte Software an Volkswagen geliefert, die von dem Wolfsburger Autobauer für den massenhaften Abgasbetrug genutzt wurde. Kürzlich wurde eine US-Klageschrift von Diesel-Kunden bekannt, in der diese Bosch eine aktive Mittäterschaft bei den Manipulationen vorwarfen. Die Ausschussmitglieder wollten dazu vieles wissen – etwa warum es überhaupt notwendig ist, dass es eine Software gibt, die unterscheiden kann, ob ein Fahrzeug auf dem Prüfstand steht oder auf der Straße.

Diese Fragen ließen die beiden Manager jedoch unbeantwortet. Der Auftrag des Gremiums ist zu untersuchen, ob die Kommission, frühere Kommissare, führende Beamte der Kommission sowie die nationalen Regierungen Hinweise auf die illegalen Praktiken bei Volkswagen hatten oder diesen nicht konsequent genug nachgegangen sind. Es geht auch darum, warum die nationalen Regierungen es versäumt haben, wirksame Kontrollen aufzubauen, obwohl Schummel-Software seit vielen Jahren EU-weit verboten ist.

„Unsere Unternehmensvertreter stehen dem Gremium als Technikexperten für Fragen zur Verfügung“, betonte der Bosch-Sprecher. „Und nicht als Zeuge gegen VW oder Ähnliches.“