150 Prüfungen im vergangenen Jahr sind erfolglos verlaufen. Als einziges Engagement steht der US-Dienstleister Inrix in den Büchern – allerdings nur noch zum halben Kaufpreis.

Stuttgart - Die Porsche Automobil Holding, deren wesentliches Vermögen die Mehrheit an Volkswagen ist, sucht weiter Anlagemöglichkeiten im Umfeld der Automobilindustrie. Entsprechende finanzielle Möglichkeiten sind vorhanden: Per Ende vergangenen Jahres verfügte die Holding über eine Nettoliquidität – also flüssige Mittel abzüglich Schulden – von 1,3 Milliarden Euro (Ende 2015: 1,7 Milliarden Euro). Nach Angaben von Vorstandsmitglied Philipp von Hagen, zuständig für das Beteiligungsmanagement, hat die Holding im Laufe der Zeit bereits 1200 mögliche Investments unter die Lupe genommen; alleine 150 im vorigen Jahr. Trotzdem hat die Holding bisher lediglich eine einzige Beteiligung erworben: zehn Prozent an dem Verkehrsdienstleister Inrix.

 

Abschreibungen gehören zum Geschäft

Nach Angaben von Hans Dieter Pötsch, Vorstandschef der Holding und zugleich Aufsichtsratsvorsitzender von VW, wurden für die Inrix-Beteiligung vor drei Jahren umgerechnet 41 Millionen Euro ausgegeben. In den Büchern steht das kleine US-Unternehmen nach einer weiteren Abschreibung von 14 Millionen Euro im vergangenen Jahr lediglich noch mit 21 Millionen Euro. Trotzdem ist die Holding nach Hagens Worten mit dem Engagement zufrieden, da der Anbieter von Verkehrsinformationen in Echtzeit, die etwa für die Parkplatzsuche genutzt werden können, gewachsen ist. Dass der Wertansatz solcher Technologieunternehmen bisweilen korrigiert werden muss, ist nach seinen Angaben nicht unüblich. „Langfristig sind wir vom Marktpotenzial von Inrix fest überzeugt“, sagte Pötsch. Die Vernetzung von Fahrzeugen werde stetig zunehmen und damit auch entsprechende Verkehrslösungen attraktiver machen.

Alle Töchter des VW-Konzerns suchen nach Wegen in die digitale Zukunft und wollen nicht nur Eigenentwicklungen vorantreiben, sondern sich an Start-ups und anderen Anbietern beteiligen. Im Unterschied hierzu spielen bei der Holding, die nach Hagens Worten wie ein Finanzinvestor agiert, Synergien keine Rolle. VW-Chef Matthias Müller, der ebenfalls dem Holding-Vorstand angehört, verwies darauf, dass es mit Johann Jungwirth als Chief Digital Officer im Konzern einen Koordinator für diese Themen gibt, um Doppelarbeiten zu vermeiden.

308 Millionen Euro kommen rein – und gehen wieder raus

Dass der Berg im vergangenen Jahr zwar gekreißt, aber noch nicht einmal eine Maus geboren hat, erklärt Pötsch damit, dass die Preise für Technologieunternehmen aus seiner Sicht stark überhöht sind.

Abgesehen vom (geplanten) Geschäft mit Beteiligungen besteht der wesentliche Zweck der Holding darin, die Beteiligung an VW in Höhe von 52,2 Prozent der Stimmrechte (30,8 Prozent des Kapitals) zu verwalten. Im vergangenen Jahr hat die Holding nach Steuern einen Gewinn von 1,4 Milliarden Euro verbucht, nach einem Verlust von 0,3 Milliarden Euro im Jahr zuvor.

Die Holding wird von VW eine Dividende in Höhe von 308 Millionen Euro vereinnahmen und will genau diesen Betrag an die eigenen Aktionäre weiterreichen. Umgerechnet auf die einzelne Aktie entspricht dies 1,004 Euro pro Stammaktie und 1,01 Euro pro Vorzugsaktie. Abstimmen hierüber wird formal die Hauptversammlung am 30. Mai in Stuttgart. Da die Familien Porsche und Piëch alle stimmberechtigten Aktien halten, ist die Zustimmung gewiss.

Die Eigner sind künftig unter sich

Die Hauptversammlung wird auch über die komplette Neubesetzung des Aufsichtsrats entscheiden. Die Holding und der Betriebsrat haben ihre Mitbestimmungsvereinbarung auf Eis gelegt. Deshalb werden dem künftigen Aufsichtsrat nur noch sechs Vertreter der Anteilseigner und keine Belegschaftsvertreter mehr angehören. Wer dies sein wird, müssen die Familien Porsche und Piëch noch festlegen. Bisher gehört dem Aufsichtsrat auch Ferdinand Piëch an, der bei der Holding aussteigen will. Er verhandelt mit den Verwandten über den Erwerb seines Aktienpakets von 15 Prozent. Die Einladung zur Hauptversammlung wird am 18. April veröffentlicht.