VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch hat einen Zeitungsbericht über einen angeblichen baldigen Rückzug aus gesundheitlichen Gründen dementiert – und mit schwarzem Humor gekontert.

Stuttgart - Vor sieben Jahren ließ Ferdinand Piëch kurz vor dem Genfer Autosalon einen Knaller los. Der Porsche-Miteigner und VW-Aufsichtsratschef gab in seinem Salzburger Büro dem „Wall Street Journal“ ein Interview, in dem der Oberkontrolleur nach Kräften am Stuhl des damaligen VW-Chefs Bernd Pischetsrieder sägte. Es sei wirklich offen, ob der Vertrag von Pischetsrieder verlängert werde, sagte der sonst so wortkarge Piëch dem amerikanischen Finanzblatt. Damit goss Piëch Öl ins Feuer. Sofort flammten die Spekulationen über einen Machtkampf zwischen Pischetsrieder und dem damaligen Audi-Chef Martin Winterkorn wieder auf. Für Pischetsrieder wurde die Messe zu einem Spießrutenlauf. Denn die Wirtschaftsjournalisten interessierten sich nun weniger für die neuen Modelle und die geschäftliche Zukunft. Stattdessen musste er immer wieder bohrende Fragen nach seiner Zukunft beantworten. Im Frühjahr wurde dann zwar Pischetsrieders Vertrag verlängert. Doch im Spätjahr musste er vorzeitig abtreten und Martin Winterkorn Platz machen. Piëch hatte gewonnen.

 

Nun ist wieder kurz vor einer wichtigen Messe, nämlich der Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) wieder ein Knaller gezündet worden, der Gesprächsstoff für die Frankfurter Neuheitenschau liefert. Doch anders als damals ist er aus dem Hinterhalt gezündet worden und soll den VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch treffen. Das „Handelsblatt“ kündigte auf der Titelseite „Piëchs Rückzug“ an, dessen dritte Amtszeit an der Spitze des Kontrollgremiums erst im vergangenen Jahr begonnen hat. Der 76-Jährige habe gesundheitliche Probleme, schrieb das Blatt, und berief sich dabei auf Vertraute des Aufsichtsratschefs. „Deshalb wird er die Führung des Aufsichtsrats in den nächsten Monaten sehr wahrscheinlich abgeben“, heißt es in der Titelstory. Piëchs Wunschkandidat als Nachfolger sei der zehn Jahre jüngere Winterkorn. Neuer Vorstandschef solle Finanzvorstand Hans Dieter Pötsch werden – aber nur vorübergehend. Längerfristig sei ein Generationswechsel im gesamten Konzern geplant.

Die Reaktion aus Wolfsburg kam prompt – und knallhart. „Die Geschichte ist Quatsch. Und es ist eine Sauerei“, schimpfte Betriebsratschef Bernd Osterloh. Fett gedruckt dementierte das Unternehmen „mit Nachdruck“ den Bericht. Ferdinand Piëch sei „bei bester Gesundheit und bleibt noch lange Aufsichtsratsvorsitzender der Volkswagen AG“ teilte der größte europäische Autokonzern mit. Und weiter: „Martin Winterkorn wird noch lange Vorstandsvorsitzender der Volkswagen AG bleiben.“

Piëch: „Totgesagte leben länger“

Piëch selbst hat im vergangenen November nach der Einführung des neuen VW-Golf in einem Interview gesagt, dass er Winterkorn gebeten habe, auch noch den nächsten Golf erfolgreich auf den Markt zu bringen. Und hinzugefügt: „Golfs kommen alle fünf bis sieben Jahre heraus. Mindestens so lange werde ich als Aufsichtsratsvorsitzender Herrn Dr. Winterkorn den Rücken freihalten“. Zugleich kündigte er an, dass seine Gattin einmal eine machtvolle Position erhalten werde. „Ich sehe meine Frau Ursula durchaus eines Tages als Garantin für die Fortführung meiner unternehmerischen Beteiligungen“, so der Enkel des Käfer-Konstrukteurs Ferdinand Porsche. Ursula Piëch sitzt bereits in den Aufsichtsräten von VW und Audi.

Auch Ferdinand Piëch meldete sich am Freitag zu Wort. „Ich freue mich auf den Konzernabend im Vorfeld der IAA am kommenden Montag, an dem ich auch in Zukunft als Aufsichtsratsvorsitzender teilnehmen werde“ sagte der Patriarch „Spiegel Online“ und fügte mit schwarzem Humor hinzu: „Totgesagte leben länger.“