Auf der Autoshow in Shanghai kündigt Daimler-Chef Dieter Zetsche ehrgeizige Pläne für dem chinesischen Markt an.

Shanghai – Alle deutschen Autohersteller sind zurzeit dabei, mit ihren chinesischen Partnern neue Werke zu bauen. Vor der am Montag beginnenden größten chinesischen Automesse in Shanghai at Daimler-Chef Dieter Zetsche angekündigt die Pekinger Produktionsstätte deutlich zu erweitern. Im Jahr 2012 hat Mercedes in China gut 200 000 Fahrzeuge verkauft. Mit der Erweiterung der Fabrik werde die Pekinger Produktionsstätte flächenmäßig die größte des Konzerns werden, sagte Zetsche in Shanghai. Die Kapazität des Werkes soll bei 250 000 Fahrzeugen im Jahr liegen. Mittelfristig sollen zwei Drittel der in China verkauften Fahrzeuge auch dort produziert werden.

 

Die Stuttgarter sind in China der schwächste der drei deutschen Premiumhersteller und hatten vor allem in den vergangenen zwei Jahren infolge falscher strategischer Entscheidungen und Streit mit dem chinesischen Partner deutlich an Marktanteil verloren. Der im Dezember berufene China-Vorstand Hubertus Troska zeigte sich aber optimistisch, in China mit einer neuen Ausrichtung wieder auf die Erfolgsspur zu kommen.

Marktführer Volkswagen will bis 2018 hingegen gleich sieben neue Fabriken eröffnen und seine chinesische Produktionskapazität damit um drei Viertel auf vier Millionen Autos im Jahr steigern. Bei der Tochter Audi, die in China in den ersten drei Monaten zum ersten Mal in einem Quartal mehr als 100 000 Autos verkaufte, rechnet man damit, in zwei bis drei Jahren ein neues Werk bauen zu müssen.

Auch BMW kann mit der hohen chinesischen Nachfrage kaum noch mithalten. Vor allem die Geländelimousinen der X-Klasse sind knapp. 2012 hatte BMW in China rund 326 000 Autos verkauft. Das ist ein Plus von 40 Prozent. Die chinesische Produktionskapazität von derzeit 200 000 Stück soll auf 300 000 Autos erweitert werden.

Die Qualität steigt, der Preis fällt

Auf der Automesse präsentierten sich aber auch chinesische Hersteller mit neuem Selbstbewusstsein. Die neue chinesische Marke Qoros, die am Wochenende in Shanghai debütierte, zieht ihren größten Werbeeffekt jedoch ausgerechnet aus ihrem Standnachbar Volkswagen. Dass die Wolfsburger sich ihre Halle auf der mittlerweile wohl wichtigsten Automesse der Welt ausgerechnet mit dem chinesischen Neuling teilen müssen, entbehrt nicht einer gewissen Ironie. Denn Qoros ist angetreten, als erstes Auto aus China den Weltmarkt zu erobern und hat dafür unter anderem Volkswagens ehemaligen US-Chef Volker Steinwascher angeworben.

Das Projekt, ein Jointventure des chinesischen Herstellers Chery mit dem israelischen Mischkonzern Israel Corporation, wird in der Branche aufmerksam verfolgt. Schon beim Genfer Autosalon im März stahl Qoros den Platzhirschen die Show. An der Limousine „Qoros 3 Sedan“, die Ende des Jahres in Produktion gehen soll, konnte die Fachpresse keine der Mängel finden, die chinesische Fahrzeuge bisher gekennzeichnet haben. Das Designteam unter der Leitung des ehemaligen BMW-Designers Gert-Volker Hildebrand scheint ganze Arbeit geleistet zu haben.

Nachdem die Qualitätserwartungen derart hochgeschraubt wurden, wurden die Preiserwartungen nun in Shanghai runtergeschraubt: Die Qoros-Limousine soll für 17 500 Euro auf den Markt kommen – ein Auto von der Größe eines VW Passat zum Preis eines VW Golf. „Wenn das Auto wirklich etwas taugt, bekommen die da drüben Probleme“, sagt ein chinesischer Journalist mit Blick auf den VW-Stand. Aus chinesischer Sicht wäre es nur gerecht, dass die internationalen Automarken endlich ernst zunehmende Konkurrenz aus der Volksrepublik bekommen. Denn ohne den chinesischen Markt würde in der Automobilbranche zweifellos Krisenstimmung herrschen. Zwar wuchs der PKW-Absatz in China 2012 mit 8,4 Prozent nicht mehr so schnell wie in den Vorjahren. Doch die chinesischen Volumina sind inzwischen gewaltig: Mit 13,2 Millionen verkauften Fahrzeugen hat China einen Weltmarktanteil von rund zwanzig Prozent und ist als Markt größer als Westeuropa. Erst 37 von tausend Chinesen haben ein Auto gegenüber 525 Bewohnern in Europa.

Niemand profitiert mehr als die Deutschen. „Die deutschen Marken wachsen in China schneller als der Markt“, sagt Matthias Wissmann, Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA). „Mehr als jedes fünfte Auto, das heute in China neu verkauft wird, zählt zu einer deutschen Konzernmarke.“ Im Premiumsegment liege der Anteil sogar bei mehr als 80 Prozent.