Die Schweizer Unternehmen atmen auf. Die Landeswährung verliert seit Monaten an Wert. Die Gründe dafür liegen im Ausland.

Korrespondenten: Knut Krohn (kkr)

Stuttgart - Die Hoteliers in der Schweiz kennen seit Jahren vor allem ein Thema: der Kurs des Schweizer Franken. Das Alpenland ist zwar ein beliebtes Urlaubsziel, doch ist es vielen Gästen aus dem Ausland wegen der starken Währung inzwischen zu teuer geworden. Die Auswirkungen waren deutlich zu spüren: Trotz vielen Rabattaktionen sanken die Übernachtungszahlen. Doch nun sehen nicht nur die Schweizer Gastwirte einen Silberstreif am Horizont. Der Franken verliert seit Monaten an Wert. Im Moment liegt der Kurs bei rund 1,15 Franken für einen Euro. Auch die stark vom Export abhängige Schweizer Industrie atmet auf. Denn die lange Zeit unter dem starken Franken leidenden Unternehmen verdienen nun beim Verkauf ihrer Produkte im Ausland wieder deutlich mehr.

 

Ansturm auf den Franken

Mit Schaudern erinnern sie sich noch an den Moment, als die Schweizer Notenbank vor zweieinhalb Jahren überraschend den Referenzkurs Euro-Mindestkurs von 1,20 Franken aufgegeben hatte. Damals stieg der Kurs des Franken innerhalb weniger Stunden um 20 Prozent. Unter anderem die Angst vor dem Auseinanderbrechen der Euro-Zone trieb die Anleger in Scharen in den als sicher geltenden Schweizer Franken. Der Ansturm war so groß, dass auch die Notenbank mit Negativzinsen und massiven Marktinterventionen den Trend nicht stoppen konnte.

Wertverlust der Währung

Nun folgt auf den Höhenflug also der Sinkflug. Den Wertverlust des Frankens führen Analysten auf eine ganze Reihe von Faktoren zurück. Der Euro hat wieder an Wert gewonnen, weil sich die politische Landschaft in der EU wieder beruhigt hat. So hat sich bei der wichtigen Wahl in Frankreich Emmanuel Macron gegen die Rechtspopulistin Marine Le Pen durchgesetzt und auch in den Niederlanden konnte der Rechtsaußen Geert Wilders auf Abstand gehalten werden. Zudem erweise sich Europas Konjunktur als sehr stabil, die Firmen meldeten gute Firmenergebnissen und es zeichne sich ein Ende der lockeren Geldpolitik in der Euro-Zone ab, erklärt , Valentin Bissat, Experte bei der Finanzgruppe Mirabaud mit Sitz in Genf. Zudem seien sichere Anlagen derzeit weniger gefragt, sagt Commerzbank-Devisenstratege Ulrich Leuchtmann. „Die Leute reden nicht mehr vom Auseinanderfallen des Euro, also gibt es keine Nachfrage nach dem sicheren Hafen Franken.“

Geldpolitik der Nationalbank

Doch nicht nur externe Faktoren sind für das Sinken des Frankenkurses verantwortlich. Es ist ein offenes Geheimnis, dass die Schweizer Nationalbank (SNB) weiter eine expansive Geldpolitik betreibt. Die SNB hält die eigene Währung seit Jahren für überbewertet und kauft deshalb massiv Vermögenswerte im Ausland, um eine zu starke Aufwertung des Franken zu verhindern. Inzwischen hat die Bank Devisenreserven von 724,1 Milliarden Franken angehäuft. Die Bilanz der SNB übersteigt somit das Bruttoinlandsprodukt der Schweiz.

Natürlich wird inzwischen auch darüber diskutiert, wann der Sinkflug der Währung enden wird. Die zentrale Frage ist, ob es sich um das Ende der Stärke oder eine Schwäche des Franken handelt? Experten vermuten, dass sich die Währung bald wieder bei 1,20 Franken für einen Euro einpendeln könnte. Damit könnten auch die Schweizer Exporteure gut leben.