Wärmeplanung in Leonberg Der Zeitplan ist sportlich

Die Produktion von Wärmepumpen, hier bei Vaillant in Remscheid, läuft auf Hochtouren. Foto: dpa/Roberto Pfeil

Kann Leonberg bis 2040 klimaneutral werden? Der Energiekreis berät ehrenamtlich zu Fragen rund um energetische Sanierungen.

Mit der Umsetzung eines kommunalen Wärmeplans kann Leonberg bis 2040 klimaneutral werden. Deshalb soll er in Kürze vom Gemeinderat beschlossen werden. Das ist ein sportlicher Zeitplan für ganz Baden-Württemberg. Bundesweit gilt eine längere Frist bis 2045.

 

Neun städtische Gebiete kommen laut einer Bestandsaufnahme und Potenzialanalyse des Wärmeplans theoretisch für ein Nahwärmenetz in Frage, an das Haushalte angeschlossen werden könnten. Die Ergebnisse der Bestandsaufnahme und der Potenzialanalyse stellte Rüdiger Beising, der Sprecher des Energiekreises lokale Agenda 21 Leonberg und ehemaliger SPD-Stadtrat, jetzt im Alten Rathaus Eltingen auf Einladung der SPD Leonberg vor.

Leonberg hat rund 11 000 Gebäude, davon sind 70 Prozent Wohngebäude, die vor 1979 gebaut wurden. Die Wärmeversorgung erfolgt aktuell zu 85 Prozent mit fossilen Energieträgern. Ein erheblicher Sanierungsdruck ist daher absehbar. Hier biete sich durch energetische Sanierungen ein großes Potenzial an Einsparungen, meint Beising.

Aktuell hat Leonberg einen Wärmebedarf von jährlich 438 Gigawattstunden. Eine Gigawattstunde entspricht einer Million Kilowattstunden. Das Zielszenario des Wärmeplans sieht aufgrund der Einsparungen nur noch einen Wärmebedarf von 346 Gigawattstunden im Jahr 2030 und 286 Gigawattstunden im Jahr 2040 vor. Das führe zu einer Treibhausgasreduktion in Leonberg von 96,7 Prozent im Zieljahr 2040.

Umbauten werden jetzt gefördert

Am 18. Juni soll zunächst der Entwurf des Wärmeplans, der derzeit noch von den beteiligten Ingenieurbüros nachgebessert wird, im Gemeinderat beschlossen werden, verbunden mit dem Auftrag für eine Machbarkeitsstudie. Eine solche dürfte laut Beising rund 90 000 Euro kosten, und zwar vermutlich für eine oder mehrere der Potenzialflächen, nicht aber für alle neun. Hier müsse die Verwaltung noch Klarheit schaffen über die tatsächlichen Kosten. Auf dieser Basis müsse der Gemeinderat dann entscheiden, ob wirklich für alle neun Wärmenetzgebiete Machbarkeitsstudien angefertigt werden.

Die Frage aus dem Publikum, ob man mit Sanierungsmaßnahmen am eigenen Haus oder der Wohnung abwarten solle, bis der Wärmeplan beschlossen sei und die Machbarkeitsstudien vorlägen, beantwortet Beising mit einem klaren Nein. „Jetzt gibt es Förderungen für energetische Umbauten und die sollte man nutzen.“ Das Haus zu dämmen, Photovoltaik auf das Dach zu montieren oder die Heizung zu ertüchtigen mache bereits heute Sinn.

Kosten sind nicht langfristig kalkulierbar

Denn wie es dann in zehn Jahren aussieht, wenn der Plan für die Wärmenetze tatsächlich umgesetzt sein könnte, kann niemand voraussagen. Noch dazu können aus technischen Gründen längst nicht alle Gebiete an ein Nah- oder Fernwärmenetz angeschlossen werden. Zudem seien Nahwärmenetze Monopolunternehmen, die Energiekosten seien deshalb nicht langfristig kalkulierbar.

Wichtig sei es, so Beising, in dem Projekt auch die Information und Beratung der Bürger finanziell einzuplanen, die Möglichkeiten der ehrenamtlichen Berater im Energiekreis seien begrenzt. Der Energiekreis ist ein offener und unabhängiger Arbeitskreis, in dem Bürger, Energieberater, Handwerker, Ingenieure und zeitweise Mitarbeiter der Stadtverwaltung zusammenwirken.

Ziel ist die Information, wie die Menschen einen Beitrag zum Klimaschutz leisten können. Hierfür werden ehrenamtliche Energieberatung, Fachvorträge und Besichtigungen von konkreten Projekten wie Wärmepumpen, Solaranlagen und Hausdämmungen angeboten.

Der Energiekreis führt seine Beratung herstellerneutral und kostenlos durch und hält umfangreiches Informationsmaterial bereit, betont Beising. Die Energieberatungen finden regelmäßig am letzten Freitag eines Monats von 17.30 bis 19 Uhr im Bürgerzentrum Stadtmitte in der Nähe des Leo-Centes statt.

Drei Mitglieder sind im Energiekreis aktiv: Rüdiger Beising, Helmut Uebel und Peter Schüller. Sie werden zeitweise von zertifizierten Energieberatern unterstützt.

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