Die alte Wandverkleidung im Wagenburgtunnel wird locker und soll daher bald entfernt werden. Sie ist auch nicht mehr zeitgemäß.

S-Ost - Wer häufig durch den Wagenburgtunnel in den Stuttgarter Osten oder zurück fährt, dem dürfte aufgefallen sein, dass im Tunnel immer wieder gearbeitet wird. Doch das hat nichts damit zu tun, dass der Tunnel ständig gereinigt oder saniert werden müsste. Vielmehr, so erklärt Claus-Dieter Hauck, Leiter der Abteilung Stadtbahn, Brücken und Tunnelbau beim Tiefbauamt, habe die Stadt seit Längerem Probleme mit den Fliesen an den Tunnelwänden. „Regelmäßig werden Fliesen locker und daher werden sie sukzessive entfernt“, so Hauck. „Für eine neue Wand ist aber aktuell kein Geld da.“

 

1950 galten Fliesen als eine gute Lösung

Die Fliesen stammen Hauck zufolge noch aus den 1950er-Jahren, sie seien die erste Wandbeschichtung seit Bestehen des Wagenburgtunnels. „Damals war das scheinbar eine gute Idee. Schließlich waren die Fliesen leicht zu reinigen“, sagt Hauck. Heute sei ein solcher Wandbelag aber nicht mehr üblich. Vielmehr nutze man inzwischen eine spezielle Beschichtung für Tunnelwände, um die Betonoberfläche zu schützen, beispielsweise vor Streusalz im Winter. Denn das Salz könne zu Korrosionen und Abplatzungen an den Wänden führen. „Eine solche Beschichtung wollen wir zum Beispiel bald im Schwanenplatztunnel anbringen“, sagt der Tunnelexperte.

Das gleiche soll dann im Wagenburgtunnel geschehen. Im Moment fehlt dafür zwar noch das Geld. „Wir wollen das aber in einem der nächsten Doppelhaushalte beantragen“, so Hauck.

Dass die Gelder für die Wandsanierung im Wagenburgtunnel nicht schon früher beantragt wurden, liegt Hauck zufolge daran, dass „wir außer der Optik eigentlich keine Probleme im Wagenburgtunnel haben“. Die größte Sanierungsmaßnahme in den vergangenen Jahren sei die Instandsetzung der Fahrbahn gewesen – keine einfache Aufgabe, denn unter der Fahrbahn verläuft ein Lüftungskanal. Zwischen den Jahren 2000 und 2005, erzählt der Abteilungsleiter beim städtischen Tiefbauamt, seien dafür immer in bestimmten Zeiträumen Arbeiten durchgeführt worden. Die Sanierung habe die Stadt damals 3,5 Millionen Euro gekostet.

Der Tunnel steht nicht unter Denkmalschutz

Die alten Fliesen des Tunnels auszutauschen, ist aus Denkmalschutzgründen kein Problem. Denn obwohl der Wagenburgtunnel bei seiner Eröffnung im Jahr 1958 mit 824 Metern der längste Straßentunnel Deutschlands war, ist er nicht denkmalgeschützt.

Geplant worden war der Wagenburgtunnel bereits in den 1920er-Jahren. Doch damals fehlte das Geld, um das Bauvorhaben umzusetzen. Im Zweiten Weltkrieg und während der Zeit der Nazi-Diktatur waren die Menschen auf bombensichere Schutzbauten angewiesen. Auch Tunnel und Unterführungen galten damals als Luftschutzbauten. So entschied die Stadt Anfang der 1940er-Jahre, einen Tunnel mit zwei Röhren unter der Uhlandshöhe zu graben, der im Falle eines Luftangriffs 15 000 Menschen Schutz bieten sollte. Fertig gestellt wurde aber nur eine Röhre – aus Kostengründen und weil man den vom Verkehr gebeutelten Stuttgarter Osten nicht noch mehr belasten wollte. Auch aufgrund der unkontrollierbaren Quellvorgänge im Gipskeuper-Untergrund des Tunnels wurde die Nordröhre nicht fertig gebaut. So wurde nur die Südröhre am 17. März 1958 für die ersten Autos freigegeben.

Die unvollendete Nordröhre diente später als Fluchtweg für den Autotunnel. Und im bereits fertiggestellten Teil hatte von 1985 bis Anfang 2012 der legendäre Musikclub „Die Röhre“ seine Heimat. Im Zuge des Milliardenprojekts Stuttgart 21 wird dieser Abschnitt zu einer Rettungszufahrt für die darunter verlaufenden Eisenbahntunnel umgebaut. Außerdem werden die Röhren des Fildertunnels und des Tunnels Obertürkheim unter dem Wagenburgtunnel entlang geführt.