Die Stadt Stuttgart soll endlich Position beziehen: In einem offenen Brief an Oberbürgermeister Kuhn fordern Kunst- und Kulturschaffende, die Hängepartie um die Wagenhallen zu beenden.

Korrespondenten: Knut Krohn (kkr)

Stuttgart - Im Grunde haben alle Beteiligten dasselbe Ziel: die Wagenhallen am Stuttgarter Nordbahnhof sollen ein kreativer Raum mit überregionaler Strahlkraft sein, ein Ort, wo sich die Kunst- und Kulturszene trifft und produziert. Doch unter dem Dach der Wagenhallen brodelt es seit Jahren – hinter vorgehaltener Hand sprechen manche inzwischen sogar von einem „Kleinkrieg“. Tatsache ist, dass es im Verhältnis zwischen dem Kulturbetrieb Wagenhallen, der Konzerte und Partys veranstaltet, und den knapp 80 Künstlern, von denen viele im Kunstverein Wagenhallen organisiert sind, gehörig kriselt. Geeint werden diese beiden Fraktionen nur in ihrer Kritik an der Stadt Stuttgart. Der wird kollektiv vorgeworfen, sich allzu gerne im Erfolg des herausragenden Kulturortes zu sonnen, aber noch immer kein schlüssiges Konzept für die Fortentwicklung der Wagenhallen auf den Tisch gelegt zu haben. In dieser Situation sind manchem auch die 5,5 Millionen Euro zu wenig, die laut jüngstem Gemeinderatsbeschluss für die Sanierung des Gebäudes und zur Umsetzung eines Nutzungskonzeptes im kommenden Haushalt eingeplant sind.

 

Ein offener Brief soll Klarheit bringen

Nun haben zahlreiche Vertreter der Stuttgarter Kunst- und Kulturszene einen offenen Brief an Oberbürgermeister Fritz Kuhn unterschrieben. Immer wieder werde über die Abwanderung von Künstlern nach Berlin oder Leipzig geklagt, heißt es in dem Schreiben. „Es wurde allerdings wenig dagegen getan“, lautet der Vorwurf. Aussagen dieser Art können auch die Macher des Kulturbetriebes Wagenhallen vertreten. Aber schon der nächste Absatz des Briefes dürfte ihnen die Zornesröte ins Gesicht treiben. Dort ist zu lesen: „Es kann nicht sein, dass Künstlerinnen und Künstler zu einer bestimmten Uhrzeit, die ein Veranstalter auf dem Gelände festlegt, ihre Studios verlassen müssen, um dann zu einer anderen Uhrzeit wieder zurückkehren zu dürfen. Wer kann so arbeiten?“

Wie tief die Gräben inzwischen sind, wurde am Donnerstag während eines Pressegespräches im Gebäude des Württembergischen Kunstvereines deutlich, wo über die Perspektiven der Wagenhallen diskutiert wurde. Deutlich wurde der große Wille zu einer Verständigung, die am Ende aber doch nicht möglich war. Geredet wurde über Konzepte und Nutzungsbedingungen. Immer wieder stand auch die Frage im Raum, was ist Kunst und was Kommerz?

Die Gräben sind tief

So wiesen die Künstler fast empört darauf hin, dass ihr kreatives Schaffen nicht an Uhrzeiten gebunden werden könne. Die Veranstaltungsmacher konterten, dass die Wagenhallen ohne die heftig kritisierten Events wahrscheinlich nicht mehr existieren würden. Nicht nur die Künstlerin Garbriela Oberkofler warnte schließlich in der Runde, beide Seiten gegeneinander auszuspielen. Sie gab zu bedenken, dass in solch einem Fall am Ende alle Beteiligten mit leeren Händen dastehen könnten.

Videointerview mit Stefan Mellmann, Geschäftsführer beim Kulturbetrieb Wagenhallen:

Videointerview mit Jan Ducks, Pressesprecher des Kunstvereins Wagenhallen: