Im ersten Durchgang bei der Wahl des Fifa-Präsidenten wird noch kein Nachfolger für Joseph Blatter gekürt. Gianni Infantino erhält die meisten Stimmen, aber noch keine notwendige Mehrheit.

Zürich - Der erste Durchgang bei der Wahl des Nachfolgers von Joseph Blatter als Fifa-Präsident hat vorerst noch keine Entscheidung gebracht. Uefa-Generalsekretär Gianni Infantino erhielt beim Kongress des Fußball-Weltverbands am Freitag überraschend die meisten Stimmen, verpasste aber die für den Sieg zunächst notwendige Zwei-Drittel-Mehrheit.

 

88 der 207 stimmberechtigten Fifa-Mitgliedsverbände votierten in Zürich für den Schweizer, der damit in die Position des Favoriten rutschte. Sein großer Kontrahent Scheich Salman bin Ibrahim al Chalifa, der als aussichtsreichster Bewerber gehandelt worden war, kam auf 85 Stimmen.

Der Jordanier Prinz Ali bin al-Hussein (27) und Jérôme Champagne (7) aus Frankreich liegen erwartungsgemäß deutlich zurück, Tokyo Sexwale hatte bereits vor der Wahl seinen Rückzug erklärt. Im zweiten Wahlgang reichen mehr als 50 Prozent der Stimmen der 207 Delegierten. Ein zweites Mal mussten die Fifa-Mitglieder zuletzt beim Kongress 1974 wählen, damals bezwang João Havelange aus Brasilien den Engländer Stanley Rous.

Kurz vor Beginn der Fifa-Präsidentschaftswahl war das aktuelle Bewerberfeld auf vier Kandidaten geschrumpft. „Ich lasse nur vier Leute übrig. Es ist euer Problem jetzt“, sagte der chancenlose Außenseiter Sexwale am Ende einer launigen Rede. „Es war eine gute Zeit für mich, ich bin bereit zu dienen, meine Kampagne ist zu Ende.“ Der Südafrikaner hatte nicht einmal die Unterstützung seiner afrikanischen Heimatkonföderation. Eine Wahlempfehlung gab er nicht.

Infantino will Finanzmittel für Fifa-Mitgliedsverbände mehr als verdoppeln

Nachdem die Fifa-Mitglieder ein umfassendes Reformpaket verabschiedet hatten, verteidigte Infantino in der letzten Wahlkampfrede seine finanziellen Versprechungen. „Ich frage Sie alle: Wenn die Fifa fünf Milliarden einnimmt, können wir dann nicht 1,2 Milliarden reinvestieren“, sagte der Schweizer. „Das Geld der Fifa ist Ihr Geld. Das Geld der Fifa muss der Entwicklung des Fußballs dienen.“ Für diese Aussage erhielt Infantino Extra-Applaus.

Sein Rivale Scheich Salman bin Ibrahim al Chalifa hatte Infantino vorab scharf für seine wirtschaftlichen Pläne kritisiert. Der Schweizer will die Finanzmittel für die Fifa-Mitgliedsverbände mehr als verdoppeln und pro Nation je fünf Millionen Dollar (4,5 Millionen Euro) für vier Jahre auszahlen, sollte er gewählt werden.

Al Chalifa wies vor den Delegierten auf die in seiner Konföderation Asien bereits vollzogenen Reformen hin. Kernelemente der kurz zuvor verabschiedeten Statutenänderung des Weltverbandes seien in seinem Heimatverband schon umgesetzt worden. Der 50-Jährige schlug am Freitag in Zürich die Einrichtung eines Jugend-Rates vor, um dem Fußball-Nachwuchs eine Stimme zu geben.

Bei der Abstimmung über die dringend notwendigen Reformen votierte die notwendige Drei-Viertel-Mehrheit für das Paket, das unter anderem eine Machtbeschränkung für den Präsidenten und die Exekutivmitglieder vorsieht. Insgesamt stimmten 179 von 207 Verbänden für die Reformen, 22 lehnten diese ab, sechs Verbände gaben kein Votum ab.

Ohne die Umstrukturierungen der Statuten wäre die Amtszeit des neuen Präsidenten schon mit einem schweren Makel belegt gewesen. Zudem wäre in der Korruptionsaffäre vor allem der Druck der US-Behörden noch weiter gestiegen.