Chef vom Dienst: Tobias Schall (tos)

Tatsächlich gelten vor allem Carrión und der Unternehmer Ng Ser Miang als chancenreich. Carrión wird sogar als größter Herausforderer Bachs gehandelt. Eine olympische Sportkarriere hat er nicht vorzuweisen, aber der IOC-Finanzchef beherrscht die Sprache des Geldes. Und die ist das olympische Esperanto. Jeder versteht sie. Zudem soll es den Wunsch geben, nicht erneut einen Europäer in das Amt zu wählen. Denn mit einer Ausnahme – Avery Brundage aus den Vereinigten Staaten – kamen bisher alle IOC-Präsidenten aus Europa.

 

Der Journalist Jens Weinreich hat in seinem Blog schon im Juli von einem Akronym berichtet, das in IOC-Kreisen kursiere: „ABB“ lautet es, und es steht für „Anyone but Bach“.

Jeder, bloß nicht Bach.

„Es gibt keine Verschwörung gegen mich“

Ist das nur eine Latrinenparole, die von interessierten Kreisen gestreut wird, oder gibt es innerhalb des IOC tatsächlich eine Stimmung gegen Bach? Gibt es vielleicht gar ein stilles Abkommen, wenn pro Wahlgang ein Kandidat rausfällt, dass deren Unterstützer sich einem der anderen Bach-Gegner anschließen, um den Deutschen zu verhindern? Jacques Rogge, heißt es, soll sogar potenzielle Kandidaten ermutigt haben, gegen seinen Vizepräsidenten anzutreten. Sind das nicht mehr als falsche Gerüchte, nicht mehr als sportpolitischer Gossip? Zumindest sagt das Bach, wobei der auch nicht viel anderes sagen kann: „Was alles an Theorien aufgebaut wird, ist schon verwunderlich. Es gibt keine Verschwörung gegen mich.“

Sergej Bubka? Klingt gut. Das Profil passt. Bubka war Olympiateilnehmer, er ist Präsident der Rodovid Bank und soll bis zu deren Verstaatlichung einer der größten Aktionäre gewesen sein. Sein Vermögen wird auf mehr als 300 Millionen Euro geschätzt. Er ist der bekannteste Name im Feld, aber es geht bei der Wahl nicht um den Bekanntheitsgrad. Es wählt ja nicht die Welt, sondern es stimmen 103 IOC-Mitglieder ab. Der Weltrekordhalter im Stabhochsprung gilt als aussichtslos. Der mit Abstand jüngste Anwärter kommt zu früh. In Funktionärskreisen wird gemunkelt, dass es sich um eine rein taktische Bewerbung handele, denn Bubka will 2015 zunächst einmal Präsident des Leichtathletik-Weltverbandes IAAF werden – eine Kandidatur für das IOC-Präsidentenamt sei, so heißt es aus der IAAF, eine erstklassige Visitenkarte.

Jeder, bloß nicht Bach?

Tatsächlich gelten vor allem Carrión und der Unternehmer Ng Ser Miang als chancenreich. Carrión wird sogar als größter Herausforderer Bachs gehandelt. Eine olympische Sportkarriere hat er nicht vorzuweisen, aber der IOC-Finanzchef beherrscht die Sprache des Geldes. Und die ist das olympische Esperanto. Jeder versteht sie. Zudem soll es den Wunsch geben, nicht erneut einen Europäer in das Amt zu wählen. Denn mit einer Ausnahme – Avery Brundage aus den Vereinigten Staaten – kamen bisher alle IOC-Präsidenten aus Europa.

Der Journalist Jens Weinreich hat in seinem Blog schon im Juli von einem Akronym berichtet, das in IOC-Kreisen kursiere: „ABB“ lautet es, und es steht für „Anyone but Bach“.

Jeder, bloß nicht Bach.

„Es gibt keine Verschwörung gegen mich“

Ist das nur eine Latrinenparole, die von interessierten Kreisen gestreut wird, oder gibt es innerhalb des IOC tatsächlich eine Stimmung gegen Bach? Gibt es vielleicht gar ein stilles Abkommen, wenn pro Wahlgang ein Kandidat rausfällt, dass deren Unterstützer sich einem der anderen Bach-Gegner anschließen, um den Deutschen zu verhindern? Jacques Rogge, heißt es, soll sogar potenzielle Kandidaten ermutigt haben, gegen seinen Vizepräsidenten anzutreten. Sind das nicht mehr als falsche Gerüchte, nicht mehr als sportpolitischer Gossip? Zumindest sagt das Bach, wobei der auch nicht viel anderes sagen kann: „Was alles an Theorien aufgebaut wird, ist schon verwunderlich. Es gibt keine Verschwörung gegen mich.“

Aber Gegenwind. Zumindest in der Öffentlichkeit war es zuletzt stürmisch für den Anwalt aus Tauberbischofsheim. Da ist die deutsch-deutsche Dopingdebatte und die Frage, wer was wann gewusst hat und wer was wann transparent aufklären will oder eben auch nicht. Letzteres werfen Kritiker der Dachorganisation des Sports im Land vor: dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) mit Präsident Thomas Bach an der Spitze.

Mächtige Freunde in der arabischen Welt

Auch dessen Tätigkeit für die arabisch-deutsche Handelskammer Ghorfa wird intensiv hinterfragt. Die Lobbyorganisation wirbt mit dem Slogan „Ihre Brücke in die arabische Welt“ und unterstützt deutsche Firmen bei Geschäften mit dem Nahen Osten. Bach ist seit 2006 Präsident des Vereins, welcher sich bei Lieferungen in den arabischen Raum bei Bedarf auch um die sogenannte Vorlegalisierung kümmert. Firmen lassen sich dabei von der Ghorfa kostenpflichtig bestätigen, dass die Lieferungen nur Teile aus Deutschland beinhalten. Früher gab es für diese Exporte noch eine explizite Anti-Israel-Klausel, die 1992 verboten wurde, heute läuft es eben indirekt. Im Zuge von Bachs Kandidatur wurde das Wirken der Ghorfa und seine Präsidentschaft von israelischen Vertretern scharf kritisiert.Schadet diese Liaison Bach? Seinem Ansehen in der Öffentlichkeit vielleicht, aber das ist für die Wahl nachrangig. Seine Chancen mehrt diese Tätigkeit nämlich immens. Bach verfügt nicht zuletzt dank dieses Netzwerks über ausgezeichnete Kontakte in höchste arabische Kreise. Die Scheichs wiederum verfügen qua ihrer Konten über großen Einfluss im IOC und gelten als die Königsmacher.

Einer der mächtigsten Potentaten ist dabei Ahmad al-Sabah. Der Emir von Kuwait war unter anderem Präsident der Opec und verteilt heute als Chef des IOC-Förderprogramms die Millionen auf der Welt. „Ich bin Unterstützer von Bach. Ich mache alles, was helfen kann“, sagte er im Mai. Allerdings ist es laut IOC-Code verboten, derart Wahlkampf zu betreiben. Die Regeln sind eindeutig, den Bewerbern ist es zum Beispiel sogar untersagt, sich über die Konkurrenten zu äußern. Geschenkt, die Ethikkommission zumindest hat sich noch nicht gemeldet. Bei zurückliegenden Wahlen in den Sportorganisationen kam es übrigens so, wie es der Scheich wollte.