Der SPD-Landtagsabgeordnete Nikolaus Sakellariou steht am Sonntag in Gaildorf zur Wahl des neuen Bürgermeisters. Er will auch mal gestalten, sagt der Politiker. Der Ausgang ist ungewiss, er hat einen starken Konkurrenten.

Gaildorf - Warum tut er sich das an? Das fragen sich nicht nur die Kollegen im Landtag. Warum will ein Landtagsabgeordneter Bürgermeister in der 12 000-Einwohner-Stadt Gaildorf werden? Das fragen sich auch die 30 Bürgerinnen und Bürger bei der Wahlkampfveranstaltung im 500-Seelen-Kaff Eutendorf, einem der vielen Dörfer, Weiler, Höfe und Häuser, die zu Gaildorf gehören. Und sie fragen es ihn. Darauf ist Nikolaos Sakellariou, 51, vorbereitet. Er spricht wortreich von den Schönheiten des Limpurger Landes, vom Engagement der Gaildorfer Bürger und von seinem Wunsch, als Bürgermeister endlich einmal etwas zu gestalten.

 

Seit 2001 sitzt der Rechtsanwalt, Sohn einer schwäbischen Krankenschwester und eines griechischen Fotografen, für die SPD im Landtag. Ein altgedienter Genosse also, der doch nichts geworden ist bei der Regierungsübernahme von Grün-Rot 2011. Ein ewiges Talent, das nicht so ganz halten konnte, was es versprochen hat. Dabei ist Sakellariou so engagiert wie wenige: Er ist Vorsitzender des Verwaltungsrats der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg, Landesvorsitzender der Naturfreunde, sitzt im Haller Stadtrat wie im Kreistag. Von seinen Ämtern in der Fraktion ganz zu schweigen: Polizeisprecher, Obmann im Petitionsausschuss, Obmann in der Enquetekommission Rechtsextremismus, Mitglied in diversen Untersuchungsausschüssen. Und er praktiziert als Fachanwalt für Arbeitsrecht in Schwäbisch Hall.

Das Mandat will er behalten

Wie will er das schaffen? Auch die nächste Frage ahnt er. Die Kanzlei werde er verkaufen, Stadt- und Kreistagsmandat niederlegen, die Zahl der Ämter zusammenstreichen. Das Landtagsmandat aber, das wolle er im Fall eines Wahlsiegs bis zum Ende der Legislaturperiode behalten. Eben damit versucht Sakellariou zu punkten bei den Eutendorfern. Seine vielfältigen Kontakte in Stuttgart könnten dem Städtchen doch nur zum Vorteil gereichen, wirbt er in der kleinen alten Wirtsstube. „Wenn ich nicht im Rathaus sitze, heißt das doch nicht, dass ich nichts für Gaildorf tue.“

Will er sich mit der Kandidatur in Position bringen, um in vier Jahren den Haller OB Hermann-Josef Pelgrim zu beerben? Sollte er gewählt werden, werde er zwei Amtsperioden in Gaildorf bleiben. „Versprechen Sie das?“, fragt einer. „Ich verspreche es“, antwortet der Kandidat und legt die beiden Handflächen zu einer demutsvollen Geste aufeinander. Wenn Sakellariou von den Aufgaben spricht, die auf den künftigen Bürgermeister zukommen, werden die Gesten ausgreifender. Es sind nicht wenige. Die Einwohnerzahl halten, die Innenstadt vom Dauerstau auf der Bundesstraße 19 befreien, das alte Schloss sanieren, mehr Tourismus nach Gaildorf bringen, die Infrastruktur ausbauen.

Ein starker Konkurrent

Sakellariou spricht auch Unbequemes an. Dass die medizinische Versorgung nach der Schließung des Gaildorfer Krankenhauses nicht besser wird, dass der Traum von der Anbindung an den VVS nicht finanzierbar ist, dass er das umstrittene Projekt Naturstromspeicher befürwortet. Da geht ein hörbares Raunen durch den Wirtssaal.

Nach den Wochen des kollektiven Fußballfiebers ist der Wahlkampf auf Touren gekommen. Sakellariou hat einen starken Gegner: Frank Zimmermann (31), seit zwei Jahren Beigeordneter der Stadt und hauptamtlicher Vizebürgermeister und Kämmerer, führt seit der Erkrankung von Amtsinhaber Ulrich Bartenbach die Geschäfte. Sakellariou kämpft um jede Stimme. Zimmermann hat ein Heimspiel. Es wird also spannend am Sonntag, wenn die rund 8800 Wahlberechtigten das Wort haben.