Die frühere baden-württembergische Wissenschaftsministerin hat Heidelbergs Oberbürgermeister Würzner nicht aus dem Amt drängen können. Was macht sie nun?

 

Nun wird sie also nicht Oberbürgermeisterin von Heidelberg. Theresia Bauer kam am Sonntag im zweiten Wahlgang auf 42,42 Prozent der Stimmen. Amtsinhaber Eckart Würzner erzielte 54,03 Prozent und geht in seine dritte Amtszeit. Schon im ersten Wahlgang hatte Bauer 17 Prozentpunkte hinter OB Würzner gelegen. Der Abstand war nicht aufzuholen.

Die Grünen-Politikerin ist mit voller Kraft in den OB-Wahlkampf gezogen. Rund sechs Wochen vor dem ersten Wahlgang am 6. November hatte sie Ende September ihr Amt als Wissenschaftsministerin aufgegeben. „Es gibt keinen Rückfahrschein“, hatte Bauer gesagt, als sie ihre Kandidatur für Heidelberg angekündigt hatte. Mit dem Verzicht auf das Ministeramt hat sie von Anfang an jenen den Wind aus den Segeln genommen, die an der Ernsthaftigkeit ihrer Wechselabsichten zweifeln wollten.

Der Zeitpunkt der Oberbürgermeisterwahl war für die Heidelbergerin günstig. 2011 kam die damalige hochschulpolitische Sprecherin der Landtagsgrünen als Wissenschaftsministerin ins Amt und ist damit eine Ministerin der ersten Stunde, seit die Grünen die Landesregierung in Baden-Württemberg anführen. Sie kam in ihrer elfjährigen Amtszeit viermal zu der vom Deutschen Hochschulverband verliehenen Auszeichnung Wissenschaftsministerin des Jahres und wurde phasenweise als mögliche Nachfolgerin des Ministerpräsidenten gehandelt.

Ein Untersuchungsausschuss zu Zulagen für Hochschulprofessoren hat aber am Lack der lange strahlenden Ministerin gekratzt. Auch in der Grünen-Partei fand sie mit ihren Positionen nicht immer Zuspruch. Die Zulagenaffäre ist ausgeräumt, doch nach höheren politischen Weihen sah es für Bauer nicht mehr aus. Weggefährten bescheinigen der Politikwissenschaftlerin jedoch sowohl Ehrgeiz als auch Eigensinn.

Beides mag Bauer im Frühjahr zu der Kandidatur in Heidelberg bewogen haben. Die Ausgangslage schien nicht ungünstig. Der Amtsinhaber Eckart Würzner (61) hatte schon zwei Amtszeiten hinter sich. Die Universität und ihre Community hätte ein gemähtes Wiesle für die Wissenschaftsministerin werden können. „Die Studierenden könnten die Wahl entscheiden“, hatte schon vor dem ersten Wahlgang Albrecht Schütte, der CDU-Landtagsabgeordnete aus Heidelbergs Nachbargemeinde Bammental, gemeint. Doch die Studierenden nehmen Bauer nachhaltig übel, dass sie für ausländische Studierende Gebühren erhebt. Das hat Bauer erkannt und noch vor dem zweiten Wahlgang bei einem Treffen mit der Grünen-Hochschulgruppe in Heidelberg darüber diskutiert. Dass sie sich wegducken oder vorschnell aufgeben würde, dafür ist die 57-Jährige ohnehin nicht bekannt.

Auch nicht dafür, dass sie sich etwas ausreden ließe, für das sie sich einmal entschieden hat, wie führende Grüne sagen, denen die Wechselstimmung in Heidelberg nicht ausgeprägt genug erschienen war, um Bauer eine klare Chance zu bieten.

Vor dem Nichts steht Theresia Bauer nach der Niederlage dennoch nicht. Sie hat ein Landtagsmandat bis 2026. Bei der Landtagswahl 2021 hat sie den Wahlkreis Heidelberg mit 41,7 Prozent direkt gewonnen und damit das drittbeste Wahlergebnis im Land erzielt. Ob sie das Mandat bis zum Ende der Legislaturperiode ausübt oder sich möglicherweise neu orientiert, wird sich zeigen.