Narendra Modi bleibt Ministerpräsident, muss von seiner Macht aber wohl abgeben. Das muss kein Fehler sein, kommentiert Christian Gottschalk.
Daran, dass Narendra Modi seiner dritten Amtszeit als Ministerpräsident entgegensehen kann, hat es keine ernsthaften Zweifel gegeben. Seit Jawaharlal Nehru hat es das nicht mehr gegeben in Indien – und Nehru war der erste Amtsinhaber nach der Unabhängigkeit vor mehr als 60 Jahren. Das Wahlergebnis ist ein Erfolg, auch wenn Modi mit einem besseren Ergebnis gerechnet haben dürfte. Erstmals braucht er nun wohl einen Koalitionspartner.
Modi ist ein Mann der Hindus
Doch Modi ist kein Nehru. Nehru war in seiner Glanzzeit über die Grenzen von Klassen und Religionen beliebt und angesehen. Modi ist kein Mann, der ein sehr disparates Land zusammen bringt. Er ist kein Präsident, der sich der Minderheiten annimmt. Modi ist Hindu, und er ist Präsident für die Hindus. Und er war jüngst dabei, demokratische Institutionen auszuhöhlen. Das könnte sich ändern, wenn er nun auch auf andere Stimmen hören muss. Dass Modi im Westen gleichwohl ein gern gesehener Gesprächspartner ist, liegt an zweierlei: Zum einen hat er die Wirtschaft des Landes enorm voran gebracht, zum anderen versucht er Indien als Gegenpol zu China aufzubauen. Daran wird sich in absehbarer Zeit nichts ändern.