Der Oppositionspolitiker muss erneut darum ringen, Istanbul zu regieren. Die Zahl seiner Anhänger wächst. Hat sich Erdogan verkalkuliert?

Istanbul - Am Morgen nach der Annullierung der Istanbuler Oberbürgermeisterwahl redet die ganze Stadt nur über ein Thema: die Entscheidung der Wahlkommission, den frisch gewählten Bürgermeister Ekrem Imamoglu wieder abzusetzen. „Demokratie und Rechtsstaat gibt es in der Türkei nicht mehr“, schimpft der Frisör Ahmet. „Eine Ungerechtigkeit ist das“, sagt der Krämer Ilhan nebenan. Die meisten seiner Kunden sind verärgert über den Beschluss der Wahlkommission. Selbst die Anhänger der Regierungspartei AKP von Präsident Recep Tayyip Erdogan, die mit Druck auf die Wahlkommission die Neuwahl am 23. Juni durchgesetzt hat, sind sauer, hat Ilhan bemerkt: „80 Prozent sind nicht einverstanden damit.“