Der 62-Jährige TikTok-Star und selbst ernannte König Thomas Hornauer gibt sich vor der Wahl in Kornwestheim siegessicher. Eine weitere schillernde Persönlichkeit hat ebenfalls ihre Bewerbung eingereicht: Fridi Miller.

Aufruhr auf dem Parkplatz eines Supermarktes am Montag in Kornwestheim. Der selbsternannte König ist da, fährt mit einem Trike vor. Auf dem Anhänger: ein rot-goldener Thron. Jugendliche umringen den Fahrer, grüßen ihn, machen Fotos und Videos. Der Fahrer und selbst ernannte König ist Thomas Hornauer.

 

Der 62-Jährige mit langem Bart und Sonnenbrille als Markenzeichen soll einst mit der Lizensierung von Sex-Hotlines Millionen gemacht haben. Inzwischen erreicht er auf der bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen weit verbreiteten Plattform TikTok Hunderttausende Follower. Seine Live-Videos werden millionenfach geklickt. Besonders beliebt sind die Videos, in denen ihm zugeschaltete Nutzer, von ihm Königskinder genannt, live tanzend meditieren. Er kommentiert, singt und spielt auf dem Keyboard. In der Online-Welt genießt er damit Kultstatus.

Hornauer genießt Kultstatus auf TikTok

Der Grund, warum König Thomas, wie er sich nennt, in Kornwestheim weilte, ist simpel: Er bewirbt sich für das Amt des OB und wollte dafür seine Unterstützerunterschriften abgeben. Der Auftakt zum Wahlkampf war das noch nicht, erklärt der Kandidat aus Plüderhausen. Seine Plakate habe er noch nicht aufgehängt.

Schon mehrfach ist der parteilose Bewerber bei Bürgermeisterwahlen angetreten. Jedes Mal lag er deutlich hinter dem Ergebnis der Wahlsieger. In Kornwestheim rechnet er sich dennoch Chancen aus. „Ich denke, dass ich im zweiten Wahlgang gewinnen werde.“ Die Wahrscheinlichkeit sei hoch. „Ich habe in Kornwestheim noch keinen starken Kandidaten entdeckt“, erklärt er selbstsicher.

Nach Ansicht von Hornauer ist die Wahl in der Salamanderstadt die letzte demokratische Wahl im Land. Bevor die Änderung des Kommunalwahlrechts in Kraft tritt, wolle er die Bewerbung nutzen, um sich öffentlich zu diesem Missstand zu äußern. Weiter sagt er über die Motivation zur Kandidatur: „Die Grundlage dafür ist es, Demokratie zu schaffen, damit der Wähler eine Auswahl hat.“

Und während Hornauer in Kornwestheim weilte, wuchs das Bewerberfeld noch weiter an: Friedhild „Fridi“ Miller aus Böblingen warf am Montag ihre Bewerbung im Rathaus ein und hängte auch Wahlplakate auf. Ein Fax mit ihrer Bewerbung hatte sie auch vorab am Sonntag geschickt.

Die 53-Jährige trat bei mehr als 100 Wahlen an, zuletzt im Herbst in Tübingen – wo der Wahlausschuss ihre Bewerbung aber ablehnte. Der Grund: Miller steht unter Betreuung. Ihr Betreuer, beteuert sie, habe ihr zwar geschrieben, sie für geschäftsfähig zu halten, stellte ihr die Wählbarkeitsbescheinigung aber nicht aus. Ihren Unterlagen für Kornwestheim liegt diese ebenfalls noch nicht bei, erklärt Miller. „Ich habe bereits heute früh die Wählbarkeitsbescheinigung bei der Stadt Böblingen angefordert, aber noch keine Rückmeldung erhalten“, sagt sie am Dienstag.

Miller setzt auch auf zweiten Wahlgang

Beigelegt sei die ebenfalls benötigte eidesstattliche Versicherung bezüglich der Wählbarkeit. Laut der Kommunalaufsicht braucht es beides, um zur Wahl zugelassen zu werden. „Andernfalls wäre eine Bewerbung ungültig. Es sei denn der Bewerber weist nach, dass er infolge von Umständen, die er selbst nicht zu vertreten hat, die Bescheinigung nicht rechtzeitig erbringen konnte“, erläutert Sprecherin Lisa Schmidt. Die Stadt Kornwestheim bestätigt die Bewerbung von Miller und teilt mit: Wie bei jeder Bewerbung werde geprüft, ob sie alle Voraussetzungen erfüllt. Darüber werde am 31. Mai der Gemeindewahlausschuss entscheiden.

Lehnt dieser bei Miller ab, muss das nicht das Aus bedeuten. Zum einen wünsche sie sich, „dass die Menschen, die mich unter normalen Umständen wählen würden und in mich vertrauen, meinen Namen in die freie Zeile des Stimmzettels schreiben“, erklärt Miller. Zum anderen ende ihre Betreuung just am Wahlsonntag, 25. Juni. Sollte es für den also nicht reichen, hofft sie auf einen zweiten Wahlgang am 9. Juli. „Spätestens da habe ich die Chance, offiziell teilzunehmen.“

Damit gibt es Stand jetzt sieben Bewerber: Schwieberdingens Bürgermeister Nico Lauxmann, den Leiter der Kornwestheimer Stabstelle Soziales und Teilhabe Kadir Koyutürk, den Physiker Stefan Duscher, die Lehrerin Zennure Funke-Ulusoy, den Freie-Wähler-Fraktionsvorsitzenden Markus Kämmle sowie eben Thomas Hornauer und Fridi Miller. Bewerberschluss ist am 30. Mai.

Anm. d. Red.: In einer ursprünglichen Fassung hieß es, Herr Hornauer habe mit dem Betrieb von Sexhotlines Millionen gemacht. Herr Hornauer hat diese Hotlines nicht selbst betrieben, sondern Lizenzen hieran vergeben.