Der Herausforderer hat es geschafft. In einem knappen und äußerst spannenden Wettbewerb zweier CDU-Kandidaten eroberte der Finanzbürgermeister Bernd Häusler den Amtssessel als Oberbürgermeister von Singen (Kreis Konstanz).

Singen - Der Herausforderer hat es geschafft. In einem knappen und äußerst spannenden Wettbewerb zweier CDU-Kandidaten eroberte der Finanzbürgermeister Bernd Häusler den Amtssessel als Oberbürgermeister von Singen (Kreis Konstanz). Der 46-jährige gebürtige Radolfzeller setzte sich im zweiten Wahlgang mit 50,2 Prozent der Stimmen gegen den Amtsinhaber Oliver Ehret durch. Häusler siegte mit dem letzten Wahlbezirk. Am Ende lag er nur 72 Stimmen vor dem gebürtigen Mosbacher. Davor hatte erst Häusler, dann lange Ehret vorn gelegen.

 

Der 48-Jährige muss nach nur einer Amtsperiode das Regiment in der 45 000 Einwohner zählenden Industriestadt am Hohentwiel wieder abgeben. Ehret hatte im Jahr 2005 die Nachfolge von Andreas Renner als Stadtoberhaupt Singens angetreten. Renner war zum Sozialminister nach Stuttgart berufen worden. Ehret war zuvor elf Jahre Bürgermeister in Mühlheim an der Donau (Kreis Tuttlingen).

Kopf-an-Kopf-Rennen

Die Wahl in Singen entwickelte sich von Anfang an zu einem Kopf-an-Kopf-Rennen, das schon bald die Züge eines schmutzigen Wahlkampfs trug. Je länger die Auseinandersetzung andauerte, desto persönlicher wurden die von beiden Unterstützergruppen verdeckt geführten Angriffe. Der Zwist teilte die Stadt in zwei unversöhnliche Lager. Dies war auch bei der Präsentation der Wahlergebnisse in der Stadthalle und beim Einzug des neuen OB Häusler deutlich zu spüren, als sich Hurrarufe und Pfiffe miteinander vermischten.

In einer ersten Reaktion betonte Häusler, dass er es als seine vordringlichste Aufgabe betrachte, die aufgeworfenen Gräben wieder zuzuschütten. „Das wird kein Problem sein“, gab sich Häusler zuversichtlich. Zu den Inhalten seiner künftigen Politik wollte sich der von Freunden und Förderern umringte Wahlsieger nicht äußern. „Dazu sage ich heute nichts.“ Er wolle sich erst einmal mit seinen Unterstützern freuen. Klar ist aber jetzt schon, dass auf den Verwaltungswissenschaftler schwere Aufgaben zukommen werden. Er muss nicht nur die gespaltene Stadt befrieden, sondern auch die mit 70 Millionen Euro hoch verschuldete städtische Wohnungsbaugesellschaft GVV sanieren sowie verschiedene, unbewältigte Bauvorhaben in der Innenstadt bewältigen.

Der enttäuschte Ehret blieb nach der Niederlage quasi in letzter Sekunde gefasst. „Ich habe gedacht, es hat gereicht – schade“, sagte er. Es habe Fehler in seiner Kampagne gegeben, räumte er ein: „Wenn man verliert, hat man immer Fehler gemacht.“

Jugendliche konnten wählen

Thomas Köstler, ein parteiloser Künstler und ehemaliger Maurer, der im ersten Anlauf 1,5 Prozent der Stimmen auf sich vereinigen konnte, hatte seine Kandidatur für die zweite Runde zurückgezogen. Die Wahlbeteiligung lag bei 47,9 Prozent der Stimmen, und damit höher als beim ersten Wahlgang, als von 34 947 Wahlberechtigten sich nur 43,7 Prozent zum Urnengang entschließen konnten.

Singen ist die erste Stadt in Baden-Württemberg, in der sich Jugendliche im Alter von 16 und 17 Jahren an einer Kommunalwahl beteiligen konnten. Von den 910 wahlberechtigten Jugendlichen hatten im ersten Wahlgang 337 ihre Stimme abgegeben (37 Prozent), was viele Kommunalpolitiker enttäuschte. Wie hoch die Wahlbeteiligung der Teenager an diesem Sonntag war, konnte die Stadt zunächst nicht mitteilen.