Die Koalitionsverhandlungen beginnen diese Woche. Die Namen möglicher Minister kursieren bereits, darunter der amtierende Fraktionsvorsitzende Claus Schmiedel.

Stuttgart - Um 6.45 Uhr klickte Nils Schmid die Anschnallgurte zusammen. Da saß der SPD-Spitzenkandidat am Montagmorgen bereits im Flugzeug nach Berlin, auf dem Weg zu den Beratungen mit den SPD-Parteigremien.

 

Keine Pause nach der Party, die man zu späterer Stunde noch spontan zu den Grünen verlagert hatte. Wenige Stunden nach der Ankunft in der Hauptstadt ließ Schmid dann verlauten, im Falle eines Volksentscheides über das Bahnprojekt Stuttgart21 werde er für das Projekt werben.

Von Katerstimmung aufgrund des schlechtesten SPD-Ergebnisses im Südwesten überhaupt, war am Tag nach der Wahl nichts zu spüren. "Die Stimmung in der SPD ist gut, ein Wermutstropfen bleibt natürlich bei denen, die den Einzug nicht geschafft haben", sagte der SPD-Landtagsabgeordnete Reinhold Gall, der innerhalb der SPD als möglicher Innenminister gehandelt wird. Er war nach der Feier mit den Parteifreunden in Stuttgart noch nach Neckarsulm gefahren, um dort seinen Unterstützern im Wahlkreis zu danken.

Vorbereitungen für die Koalitionsverhandlungen

Bereits um 20 Uhr am Montagabend wurde Schmid wieder in Stuttgart zur Landesvorstandssitzung erwartet. Dort galt es Vorbereitungen für die in den kommenden Tagen anstehenden Koalitionsverhandlungen mit den Grünen zu treffen. So sollten bereits am Abend Kommissionen für die Gespräche gebildet werden. "Wir wollen uns als Juniorpartner in der Koalition mit Themen positionieren", sagte der Abgeordnete Frank Mentrup, schließlich wolle man zum Ende der Regierungszeit nicht einfach an der Seite runterfallen. Eine erste Personalentscheidung trifft die SPD bereits am Dienstag, wenn der Fraktionsvorsitzende der Partei gewählt wird. Als aussichtsreichster Kandidat gilt der amtierende Fraktionsvorsitzende Claus Schmiedel. Er ist auch als Kandidat für einen Ministerposten in einer grün-roten Koalition im Gespräch.

Daher wird die Wahl zum Fraktionsvorsitzenden innerhalb der SPD noch nicht als Vorentscheidung über ein Ministeramt gewertet. Schmiedel betonte, er werde sich erneut zur Wahl stellen, ihm sei es wichtig, die Koalitionsverhandlungen zu führen und mit am Tisch zu sitzen. "Wir müssen eine inhaltliche Übereinkunft mit den Grünen hinbekommen", sagte Schmiedel, nur so könne man den Vertrauensvorschuss der Wähler bestätigen. Auf dem Landesparteitag der SPD am 7. Mai in Sindelfingen soll dann über die Koalitionsvereinbarungen abgestimmt werden.

Auch ein anderer Sieger hatte wenig Schlaf bekommen. Die Feier des einzigen Direktmandatssiegs für die SPD in Baden-Württemberg hatte länger gedauert. Bei Stefan Fulst-Blei klingelte der Wecker nach dem Wahlerfolg im Mannheimer Norden auch schon um 6.30 Uhr, sein Sohn musste in die Schule. Fulst-Blei war erst spät für den eigentlichen Kandidaten eingesprungen, konnte die SPD-Bastion aber halten. "Der Auftrag ist erfüllt", sagte er. Die Direktmandatskarte wolle er nun aber nicht ausspielen, er werde keine weiteren Ansprüche stellen. Als Fraktionsvorsitzender der SPD Mannheim werde er auch vor Ort gebraucht.