Welches Team soll den SPD-Vorsitz übernehmen? Die Altkreis-Politiker habe hohe Erwartungen.

Politik - Scholz/Geywitz, Kampmann/Roth oder Walter-Borjans/Esken? Oder doch ein ganz anderes Duo? Ein klarer Favorit lässt sich bei der Wahl für die neue Parteispitze der SPD noch nicht erkennen, das wird auch bei der Befragung von Parteivertretern im Altkreis sehr deutlich. Drei Befragte – drei unterschiedliche Antworten. Zwei weitere wollen sich gar nicht in die Karten schauen lassen. Am Samstag gibt es Gewissheit. Dann wird das Wahlergebnis offiziell verkündet.

 

Für Jan Hambach, den stellvertretenden Vorsitzenden der SPD im Landkreis Böblingen, fiel die Wahl schwer. Letztlich entschied er sich für das Duo Olaf Scholz und Klara Geywitz. Von ihnen erhofft er sich, dass sie wieder „mehr Mut in die Entscheidungen bringen und ihre Positionen klar und konsequent vertreten“. Doch egal, welches Team es am Ende an die Spitze schafft, an seine Partei hat er dann vor allem die Erwartung, „dass die Neuen akzeptiert und unterstützt werden“.

„Wir von der SPD sind gut darin, uns schlecht zu präsentieren“

Erst seit diesem Frühjahr ist Ralf-Dieter Krüger Mitglied bei den Sozialdemokraten. Seit September ist er Ortsvorsitzender in Weil der Stadt. „Ich habe Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans gewählt“, berichtet er. „Sehr gut gefallen hat mir, dass sie sich nicht auf eine Koalition festgelegt haben.“ Denn vorderstes Problem der SPD sei es nicht, zu diskutieren, ob sie in der Groko bleibt oder rausgeht oder sich anderen Partnern zuwendet. „Es ist wichtig, dass die SPD sich auf sich selbst konzentriert und ein eigenes Profil bekommt“, findet der 71-Jährige. Und dass die Kandidatin Saskia Esken aus der Region kommt, nämlich aus Calw, habe der Wahl jedenfalls nicht entgegengestanden, fügt Krüger schmunzelnd hinzu.

Tommy Scheeff, der Vorsitzende des SPD-Ortsvereins Rutesheim und Stadtrat, hat eine andere Wahl getroffen. „Fünf Minuten, nachdem Christina Kampmann und Michael Roth ihre Kandidatur bekannt gegeben haben, stand für mich fest, dass das das richtige Duo ist“, sagt er. Die Partei brauche dringend einen Neustart. „Die SPD ist immer erfolgreich gewesen, wenn sie jung und frech gewesen ist“, sagt Tommy Scheeff. So ein Neustart habe auch dem Ortsverein gutgetan. Vom Duo Christina Kampmann und Michael Roth erwartet er unter anderem eine gute Außendarstellung der Partei, begründet der Rutesheimer seine Wahl. „Wir von der SPD sind nämlich gut darin, uns schlecht zu präsentieren“, sagt Tommy Scheeff selbstironisch.

Wunsch nach mehr jungen Kandidaten

Zwei, die ihre Entscheidung nicht preisgeben möchten, sind Philippa Stolle und Gerhard Kicherer. Der Renninger SPD-Gemeinderat Gerhard Kicherer hat klare Erwartungen an die neue Parteispitze: „Mehr Kontinuität. Wir haben im Augenblick eine zerfledderte Parteienlandschaft, keiner kann so richtig sagen, wo die Reise hin geht.“ Wobei das kein reines SPD-Problem sei, glaubt Kicherer. Wie auch Scheeff wünscht er sich von der neuen Spitze, dass sie die Partei nach außen wieder besser darstellt und aufzeigt, „was die SPD in den letzten Jahren zustande gebracht hat“. Seit der Großen Koalition falle es den Bürgern immer schwerer, CDU und SPD auseinanderzuhalten. „Wir müssen wieder klare Kante zeigen.“

„Ich fand es wichtig, alle Kandidaten selbst zu sehen“, meint Philippa Stolle. Die 23-Jährige aus Leonberg ist stellvertretende Landesvorsitzende der Jusos. Sie selbst hat die Regionalkonferenz in Filderstadt besucht, was ihre Entscheidung beeinflusst habe. „Man hat da auch wieder diesen Gemeinschaftssinn gespürt, den die SPD in jüngster Zeit hat vermissen lassen“, sagt die Leonbergerin. „Inhaltlich liegen die Kandidierenden teilweise nah beieinander. Das zeigt, dass die SPD gar nicht so zerstritten ist, wie oft gesagt wird“, sagt Stolle. Als Juso-Vertreterin hätte sie sich ein jüngeres Durchschnittsalter der Kandidaten gewünscht. „Es wird einfach Zeit brauchen, bis jüngere Leute früher gefördert werden, damit sie schneller in höhere Ämter aufsteigen können.“