Vinicius Junior und Real Madrid präsentieren sich durch das Fernbleiben der Weltfußballer-Wahl als ganz schlechte Verlierer, meint David Scheu.
Damit keine Missverständnisse aufkommen: Vinicius Junior ist ein überragender Fußballer. Ein Künstler, der Technik mit Tempo paart und das allerhöchste Niveau verkörpert. Alles andere als das war aber das Verhalten des Offensivspielers und seines Clubs Real Madrid, die der Verleihung des Ballon D’Or fernblieben. Weshalb? Schlicht, weil Vinicius bei der Wahl zum Weltfußballer nur auf Platz zwei hinter Rodri gelandet war. Mit dem Attribut kindisch würde man dieses Verhalten noch verharmlosen, der Boykott zeugt von Respektlosigkeit und Anmaßung. Es sagt schon viel aus, unter den doch zahlreichen Topfußballern auf diesem Planeten niemanden als sich selbst als würdige Nummer eins zu erachten.
Dabei ist die Wahl durchaus nachvollziehbar. Zumindest bricht sie mit der Praxis der Messi-Ronaldo-Ära, Jahr für Jahr die auffälligsten Spieler zu prämieren anstatt der ebenso wichtigen stillen Strategen im Hintergrund. Ein ebensolcher ist Rodri, der als Taktgeber im Mittelfeld mit Manchester City englischer Meister und mit Spanien Europameister wurde. Fast ebenso wichtig: Er trat dabei stets als Vorbild auf und verhielt sich auf wie neben dem Platz tadellos, was auch ein Kriterium für einen Weltfußballer sein muss. Vinicius Junior dagegen hat durch sein Nicht-Akzeptieren des zweiten Platzes ein schlechtes Signal gesetzt – und damit die Entscheidung für Rodri im Nachhinein zusätzlich legitimiert.