Wie heikle Wahlrechnerei die Köpfe beim Bayerischen Rundfunk zum Rauchen bringt.

München - Markus Söder jammert immer, er sei ja so allein. 35 Prozent soll er laut Umfragen bei den bayerischen Landtagswahlen im Oktober kriegen. Für den CSU-Muskelprotz ist das deprimierend. Doch der Abstand zur Konkurrenz bleibt gewaltig. So gewaltig, dass sich der Bayerische Rundfunk nicht anders zu helfen wusste, als das traditionelle TV-Duell der beiden Spitzenkandidaten abzusagen. Wer wäre denn der Zweite? Der SPD-Mann? Nein, erstens ist derselbe eine Frau, Natascha Kohnen, und zweitens sackt diese in den Umfragen immer tiefer in den Kreis der Kleinparteien ab, obwohl sie im Moment deutlich die zweitstärkste Fraktion stellt. Elf Prozent bekäme die SPD derzeit. etwa so viel, wie die AfD und die Freien Wähler. Unter drei gleichen also – wen sollte da der BR den Duellanten Söders küren, ohne vor den anderen in Deckung gehen zu müssen?

 

Also kein Duell. Andererseits – man sieht es förmlich rauchen aus den BR-Köpfen – ist es nicht gut, dass der Mensch allein sei. Das hat schon der Herrgott im Paradies festgestellt, als er den armseligen Adam vor sich stehen sah. Da Bayern aber das Paradies und ein televisionäres Tete-a-Tete beim Publikum scheint’s ein Muss ist, hat der BR beschlossen, dem Muskelprotz in Eigenregie einen Herausforderer zu suchen.

Lang lebe die Jugend!

Man fand ihn – nein, nicht in der Wüste, wo wildes Getier heult – in den Umfragetabellen, die man zuvor als nutzlos weggelegt hatte. Dort haben sich die Grünen stetig nach vorne geschoben. Mit aktuell 17 Prozent wären sie zweitstärkste Partei im Landtag, zwar noch 18 Punkte weg von der CSU, aber immerhin: Platz zwei, Duell-Kandidat.

Da allerdings ergab sich für den BR das nächste Problem: Die Grünen haben zwei Spitzenkandidaten, Katharina Schulze und Ludwig Hartmann. Sollte man das Treffen mit Söder zu einem „Triell“ aufblasen? Wieder rauchten die Köpfe, bis sie fanden: Schulze ist erst 33 Jahre alt, kann also selbst bei Spitzenergebnissen noch sieben Jahre nicht Ministerpräsidentin werden. Blieb Hartmann, gerade 40 geworden. Er könnte. Juhu! Das TV-Duell ist gerettet. Und die anderen fünf Parteien, die eine Landtagszukunft vor sich haben? Alle mit’nand kriegen sie jetzt ihre eigene Fernsehshow. Man könnte sie ja „Quinquell“ nennen.