Der US-Wahlkampf droht endgültig zur Schlammschlacht zu werden. Kandidat Trump hat angedroht, die Sexskandale von Bill Clinton zum Thema zu machen. Dabei hat Trump auch einiges zu verbergen.

Washington - Der republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump will die außerehelichen Affären von Ex-Präsident Bill Clinton zum Wahlkampfthema machen. „Sie ist fies, aber ich kann noch fieser sein, als sie es jemals sein kann“, sagte Trump der „New York Times“ über seine demokratische Rivalin Hillary Clinton. Diese habe die Sexskandale ihres Mannes gedeckt. In aktuellen Umfragen baute Clinton derweil ihren Vorsprung auf Trump aus. Hillary Clinton sei mit „dem schlimmsten Missbrauchstäter“ in der Geschichte der Politik verheiratet, sagte Trump in dem am Freitagabend veröffentlichten Interview.

 

Zudem habe sie die mutmaßlichen Opfer später attackiert. „Ich denke, das ist ein ernstes Problem für sie und ich erwäge, in naher Zukunft ausführlicher darüber zu sprechen“, kündigte der Immobilienunternehmer an. Dadurch wolle er Clintons Rückhalt bei weiblichen Wählern schwächen. Trump hatte bereits nach dem ersten Fernsehduell mit Clinton, bei dem er nach überwiegender Einschätzung schlechter abschnitt als seine demokratische Kontrahentin, Anfang der Woche mit einer härterer Gangart gedroht. Als ihm Clinton Frauenfeindlichkeit vorgeworfen habe, habe er die Affären ihres Ehemannes ansprechen wollen, sagte er nach der Debatte. Er habe dies aber gelassen, da sich die Clinton-Tochter Chelsea während des TV-Duells im Saal befunden habe.

Clintons Wahlkampfteam reagierte umgehend auf den jüngsten Angriff Trumps und veröffentlichte eine Audiobotschaft, in der sich Bill Clinton nachdenklich über seine Ehe äußert. Seine Frau habe sich zeitlebens mit Kummer, Enttäuschungen und einer „unfairen Behandlung“ auseinandersetzen müssen, sagte der Ex-Präsident. Die demokratische Kandidatin verurteilte unterdessen Trumps Feldzug gegen die frühere Schönheitskönigin Alicia Machado, die er bereits in der TV-Debatte beleidigt hatte.

In einer Serie von Botschaften im Internetdienst Twitter setzte Trump seine Attacken gegen die aus Venezuela stammende Ex-Miss-Universe am Freitag fort und beschimpfte sie als „widerlich“. Diese Tiraden seien selbst für Trumps Verhältnisse „verrückt“, sagte Clinton bei einem Wahlkampfauftritt in Florida. Trumps Entrüstung über ein angebliches Sexvideo, in dem Machado zu sehen sei, könnte sich zudem als Eigentor erweisen. Das Online-Portal Buzzfeed veröffentlichte einen Ausschnitt aus einem Softporno, in dem Trump einen Kurzauftritt hat. In dem „Playboy“-Videos aus dem Jahr 2000 empfängt der Unternehmer Models in New York und spritzt Champagner auf das „Playoboy“-Logo auf einer Limousine.

Es werde derzeit viel über Sexvideos gesprochenen, erklärte Clintons Sprecher Nick Merrill mit Blick auf die von Trump angestoßene Debatte. Doch nun tauche ausgerechnet der Republikaner selbst in einem Erwachsenenfilm auf. Gut fünf Wochen vor der US-Präsidentschaftswahl zeichnet sich weiterhin ein enges Rennen ab. Nach ihrem starken Auftritt beim ersten TV-Duell baute Clinton ihre knappe Führung allerdings weiter aus.

Laut einer am Freitag veröffentlichten Umfrage für den Fernsehsender Fox News kommt sie derzeit auf 43 Prozent und Trump auf 40 Prozent. Vor einer Woche hatte Clinton nur einen Prozentpunkt vor Trump gelegen. Auch in anderen Umfragen hatten die Demokratin und der Republikaner vor dem Fernsehduell nahezu gleichauf gelegen. Nach der Debatte am Montag liegt die Demokratin nun auch in einigen entscheidenden Bundesstaaten wie Florida in Umfragen wieder vorne. In Michigan liegt sie laut einer Erhebung für Detroit News-WDIV-TV sogar sieben Prozentpunkte vor Trump.

Allerdings sind viele Wähler immer noch unentschlossen und beide Kandidaten sind weiterhin gleichermaßen unbeliebt. Laut der Fox-News-Umfrage, für die von Dienstag bis Donnerstag 1009 registrierte Wähler befragt wurden, haben immer noch 53 Prozent ein schlechtes Bild von Clinton, von Trump haben 55 Prozent einen negativen Eindruck.