Unterstützer des Nürtinger Oberbürgermeisters Otmar Heirich greifen eine Initiative an, die sich für einen Machtwechsel starkmacht.
Nürtingen - Die Wirte des Weindorfs in Nürtingen (Kreis Esslingen), Patrick Bonomi und Robert Ruthenberg, greifen für den Oberbürgermeister Otmar Heirich (SPD) tief in die Tasche. Zusammen mit dem FDP-Kandidaten bei der vergangenen Landtagswahl, Hosam el Miniawy, haben sie am Freitag eine ganzseitige Anzeige in der Lokalzeitung geschaltet: "Stimmen Sie nicht für Grau". Und: "Wir wollen einen OB, der ohne Wutbürger und Intrigen an die Macht kommt", heißt es da. Ebenfalls per Zeitungsannonce ergreifen auch Stadträte Partei für den Amtsinhaber. Dabei fordert etwa Otto Unger die Wähler auf, ihr Kreuzchen beim Amtsinhaber zu machen.
Die angeblichen "Wutbürger" sind eine parteiunabhängige Initiative, die seit gut zwei Wochen per Internet die Wähler auffordert, beim anstehenden zweiten Urnengang die parteilose Nürtinger Bürgermeisterin Claudia Grau auf den Stimmzettel zu setzen. Zwar kandidiert die 47-Jährige nicht gegen den Amtsinhaber, sie hat aber auch nicht erklärt, dass sie die Wahl nicht annehmen würde, sollte sie die Nase vorn haben. Im ersten Anlauf hatten 5,8 Prozent der Wähler für Grau gestimmt.
Die von el Miniawy als Intrige bezeichnete Initiative beschränkt sich auch längst nicht mehr auf soziale Netzwerke wie Facebook und Google+. Um auch die Wähler ohne Computerzugang zu erreichen, haben die Grau-Befürworter inzwischen Flugblätter an die Nürtinger Haushalte verteilt.
Der bisher einmalige Versuch, via sozialer Netzwerke eine Wahl zu entscheiden, macht mittlerweile bundesweit Schlagzeilen. "Die Stadt Nürtingen kann am Sonntag Wahlgeschichte schreiben", meint beispielsweise die Zeitung "Die Welt" in ihrer Online-Ausgabe vom 18. Oktober.