Der grüne Ministerpräsident jagt Thaddäus Kunzmann (CDU) das Direktmandat ab. Kunzmann verliert nicht nur das Rennen gegen den Landesvater, sondern auch seinen Sitz im Parlament.

Nürtingen - Für Thaddäus Kunzmann ist es nicht nur der politische GAU, also der größte anzunehmende Unfall, sondern sogar der Super-GAU. Fest steht, dass Winfried Kretschmann (Grüne) seinen Konkurrenten am Sonntagabend mit rund 34,9 Prozent der Stimmen überflügelt hat. Doch damit nicht genug. Thaddäus Kunzmann verliert nicht nur das Direktmandat, sondern auch seinen Sitz im Landtag. „Es reicht nicht“, sagt der Nürtinger am Wahlabend, nachdem das Landratsamt Esslingen die Ergebnisse veröffentlicht hat. „Ich hätte wohl anderthalb bis zwei Prozentpunkte mehr haben müssen.“

 

Thaddäus Kunzmann (CDU): „Das ist ein schwerer Tag“

Die Enttäuschung sitzt tief. „Das ist ein schwerer Tag und ein schwerer Moment“, sagt Thaddäus Kunzmann, der vor fünf Jahren als Nachfolger von Jörg Döpper erstmals in das Landesparlament einzog. Damals holte er 39,7 Prozent. Nach dem vorläufigen amtlichen Endergebnis ist die CDU im Wahlkreis Nürtingen nun auf rund 25,2 Prozent abgerutscht.

Nach den Meinungsumfragen in den vergangenen Wochen habe er bereits befürchtet, dass ein schlechtes Ergebnis drohe. Doch jetzt, da dieses Gewissheit sei, sei die Niedergeschlagenheit umso größer. Thaddäus Kunzmann hatte es doppelt schwer: In seinem Wahlkreis trug er nicht nur die landesweite Hypothek der Flüchtlingskrise, sondern musste auch noch gegen den populären Winfried Kretschmann antreten. „Der Bonus des Ministerpräsidenten war einfach zu stark“, analysiert Thaddäus Kunzmann die Niederlage.

Sebastian Schöneck (SPD): „Einfach nur gruselig“

„Einfach nur gruselig“, so empfindet Sebastian Schöneck sein Wahlergebnis, das der SPD im Land insgesamt und jenes der AfD. „Dass die AfD sogar in meinem Heimatort Frickenhausen noch vor mir liegt, ist besonders hart“, erklärt der 25-Jährige. Tatsächlich hat er dort 15,6 Prozent der Stimmen geholt, der AfD-Kandidat Daniel Lindenschmid hingegen 16,2 Prozent. Dass es für ihn nahezu unmöglich gewesen sei, in den Landtag einzuziehen, sei abzusehen gewesen. Es sei einfach nur frustrierend, einen guten Part in der Landesregierung gespielt und einen guten Wahlkampf im Wahlkreis Nürtingen geführt zu haben, „und dann bleibt am Ende nichts hängen“.

So wie Sebastian Schöneck hat auch Michael Brodbeck (FDP) dem Wahlausgang im Nürtinger Hotel Pflum entgegengefiebert. Rund 9,2 Prozent wertet er als ein gutes Ergebnis. Ob es für ein Mandat reicht, kann Michael Brodbeck am Wahlabend noch nicht einschätzen. „Es wird sicher eher knapp“, sagt er. Gegen 22.50 Uhr ist allerdings klar, dass es für ihn am Ende doch nicht ganz gereicht hat.

Daniel Lindenschmid (AfD): „Unglaublich glücklich“

„Unglaublich glücklich“ ist dagegen der AfD-Kandidat Daniel Lindenschmid. Mit 14,4 Prozent der Stimmen erzielt der 23-jährige Fellbacher, der lange in Nürtingen und Frickenhausen gelebt hat, sogar das beste Ergebnis aller drei AfD-Kandidaten im Landkreis. Am Abend ging Lindenschmid zwar davon aus, dass sein Ergebnis nicht gereicht habe, um in den Landtag einzuziehen, aber es sei „einfach unglaublich“, dass so viele Menschen im Wahlkreis des Ministerpräsidenten der AfD ihre Stimme gegeben hätten und gleichzeitig die SPD in Nürtingen fast vier Prozent hinter der AfD liege. Mit seiner Einschätzung, wonach er den Einzug in den Landtag verpassen würde, liegt Lindenschmid letztlich richtig. Unter dem Strich ist Ministerpräsident Kretschmann nun der einzige Abgeordnete aus dem Wahlkreis Esslingen im Landesparlament.