Der Backnanger Sozialdemokrat Gernot Gruber will sein 2011 erstmals errungenes Landtagsmandat Mandat verteidigen. Er sagt, alle demokratischen Parteien müssten „vernünftig zusammenarbeiten“. An der SPD werde eine Ampel-Koalition aus Grünen, SPD und FDP nicht scheitern.

Rems-Murr/ Ludwigsburg: Martin Tschepe (art)

Backnang - Familie verpflichtet. Gernot Gruber ist 1963 in ein durch und durch sozialdemokratisches Elternhaus hineingeboren worden. Sein Vater Giselher Gruber war ein SPD-Mann in der tiefschwarzen schwäbischen Provinz – und von 1972 bis 1976 Landtagsabgeordneter. Seine Mutter Gudrun Gruber saß lange für die SPD im Murrhardter Gemeinderat.

 

Gruber junior indes ist erst nach seinem Abitur im Jahr 1982 in die Partei eingetreten – als Reaktion auf den Machtwechsel im Bund. Der CDU-Mann Helmut Kohl hatte zusammen mit der FDP den SPD-Kanzler Helmut Schmidt gestürzt. Gruber erzählt, dass er sich vorher auch wegen seines Postens als Chefredakteur der Schülerzeitung des Murrharter Heinrich-von-Zügel-Gymnasiums nicht parteipolitisch habe engagieren wollen. Seit 2011 ist der Diplom-Mathematiker nun Landtagsabgeordneter. Der Vater einer längst erwachsenen Tochter gilt über die Parteigrenzen hinweg als verlässlich, integer und grundsolide.

Amtierender württembergischer Meister im Mixed-Team

Und er hat Ausdauer. Seit frühester Kindheit ist Laufen seine Leidenschaft. Den ersten Mini-Marathon ist Gernot Gruber als zehnjähriger Bub während eines von den eigenen Eltern organisierten Zeltlagers am Ebnisee gerannt. Er ist der amtierende württembergische Meister im Mixed-Team und absolviert die Zehn-Kilometer-Strecke immer noch in deutlich weniger als 40 Minuten. Leider fehle ihm die Zeit fürs Training sowie für die Freunde und die Familie. Das, sagt Gruber, werde sich nach der Wahl ändern. Wenn er wiedergewählt werde, wolle er seine Halbtagsstelle als Mathematiker bei der Allianz in Stuttgart ruhen lassen. Zurzeit habe er eine 80-Stunden-Woche und nur drei Wochen Jahresurlaub.

Zu seinen wichtigsten politischen Zielen für die nächste Legislaturperiode zählt Gruber „eine gute Unterrichtsversorgung für alle Schulen“. Zudem müsse jeder Jugendliche eine Chance auf einen Ausbildungsplatz bekommen, beispielsweise durch das von Land unter anderem im Rems-Murr-Kreis geförderten Programm „Ausbildungsvorbereitung dual“. Baden-Württemberg habe europaweit die niedrigste Jugendarbeitslosigkeit – so schlecht könne die Arbeit der grün-roten Koalition also nicht sein.

„Die demokratischen Parteien müssen zusammenarbeiten“

Im Wahlkreis wolle er erreichen, dass die Städte und der ländliche Raum bei den Landesprogrammen „einen guten Schnitt machen“ – sprich ordentlich Zuschüsse bekommen. Das sei in den vergangenen Jahren gelungen. Beim Hochwasserschutz zum Beispiel sei der Rems-Murr-Kreis der „am höchsten geförderte Kreis“ – rund 80 Prozent der 30 Millionen Euro seien in seinen Wahlkreis Backnang geflossen. Zum Megathema Flüchtlinge erklärt Gruber: „Die demokratischen Parteien müssen vernünftig zusammenarbeiten.“ Es gelte, die Asylbewerber, die schon im Land sind, gut unterzubringen, und den weiteren Zugang zu begrenzen.

Er rechne sich ganz gute Chancen aus, Mitte März den Wiedereinzug ins Parlament zu schaffen. Bei der Kreistagswahl 2014 habe er in Backnang sehr gut abgeschnitten. Gruber setzt darauf, dass er einen höheren Stimmenanteil bekommt als seine Partei auf Landesebene. Die Regierungsbildung werde schwierig. Alle demokratischen Parteien müssten untereinander koalitionsfähig sein. Eine Ampelkoalition aus Grünen, SPD und FDP werde an den Sozialdemokraten nicht scheitern.