Der Göppinger SPD-Abgeordnete Peter Hofelich hat sich nach 15 Jahre aus dem Landtag verabschiedet. In der Kommunalpolitik will er aber weitermachen und freiberuflich als Wirtschaftsberater arbeiten.

Salach - Ich will die Pearl wieder haben.“ Den Piraten Jack Sparrow in „Fluch der Karibik“ hat Peter Hofelich schon immer bewundert. Und das kommt nicht von ungefähr. Seine Karriere hat der Abiturient des Göppinger Freihof-Gymnasiums ähnlich ambitioniert angegangen und auch das Abenteuer war dem Politiker nicht fremd. Heute noch hütet er das Programmheft des Isle-of-Wight-Festivals wie seinen Augapfel. Er war einer der bis zu 600 000 Besucher, die damals ein Jahr nach Woodstock vom 26. bis zum 30. August 1970 auf dem Gelände der East Afton Farm der Rockmusik huldigten. Besonders der Auftritt von Jimi Hendrix ist ihm im Gedächtnis geblieben. Love and Peace und die „Entdeckung der Freiheit“ waren angesagt.

 

„Wir waren ein guter Jahrgang“

Die „wilden Juso-Zeiten“ nennt er seine frühen Göppinger Jahre, als er nach seinem Studium der Verwaltungswissenschaften in Konstanz – sein Diplom beendete er mit „sehr gut“ – in der Hohenstaufenstadt Fuß fasste. In Konstanz war er 1975 in die SPD eingetreten, um dann mit späteren SPD-Prominenten wie etwa dem früheren Generalsekretär Karlheinz Blessing in Göppingen die Politik aufzumischen. „Wir waren ein guter Jahrgang“, erinnert sich der heute 68-Jährige.

Anti-NPD-Demonstrationen und politische Diskurse im Salacher Café Egon bestimmten damals neben seiner wissenschaftlichen Tätigkeit an der Uni Konstanz sein politisches Leben. Dabei kam der Fußballfan aus einem klassischen Handwerksbetrieb, einer Metzgerei in Salach, die sein Bruder Rolf übernommen hatte. „Ich war der erste in der Familie, der Abitur machen konnte.“ Darauf ist er heute noch stolz.

Zum Studium nach Berkeley

Diese Bodenständigkeit ist eine Eigenschaft, die Peter Hofelich sein ganzes späteres Leben nutzen sollte. Dass ihn einige Jahre später ein Studienaufenthalt an die Universität Berkeley in Kalifornien führte, dem Mittelpunkt der Studentenunruhen in den USA, war wohl auch ein bisschen seiner Sympathie für Rebellen wie Jack Sparrow geschuldet. Auch die zweite Station seines USA-Aufenthaltes hatte durchaus Symbolcharakter: das Massachusetts Institute of Technology in Cambridge im Bundesstaat Massachusetts. Bis heute gilt es als eine der weltweit führenden Spitzenuniversitäten.

Am Neujahrstag nach dem Forschungsaufenthalt bewarb er sich bei IBM und Daimler. IBM Deutschland habe schneller geantwortet, begründet er seine Entscheidung. Es folgten 21 Berufsjahre in Führungspositionen. Zuletzt war der Salacher vier Jahre im Vertrieb tätig, wo er für einen Umsatz von 150 Millionen im Jahr zu sorgen hatte. „Am Ende hatte ich das Gefühl, da lauert irgendwo eine Bananenschale.“ Das und die Geburt seiner ersten Tochter ließen in ihm die Überzeugung wachsen, es wäre besser, das Unternehmen zu verlassen.

Auch in der Politik sollte ihm seine freundliche und offene Art zugute kommen. Bei der Landtagswahl 2006 beerbte er den einstigen Innenminister Frieder Birzele, das war Verpflichtung und Herausforderung zugleich.

Auf kommunaler Ebene engagiert

Kein Grund für Hofelich, sich nicht auch noch in der Partei und auf kommunaler Ebene zu engagieren. 1997 bis 2009 war der Salacher Gemeinderat und Kreisrat auch stellvertretender Landesvorsitzender der SPD in Baden-Württemberg. Der zweifache Familienvater, zudem von 1994 bis 2009 Mitglied im Regionalparlament, gilt als Wirtschaftsexperte seiner Partei.

Vor zehn Jahren wurde der Metzger-Sohn von der grün-roten Landesregierung zum Regierungsbeauftragten für Mittelstand und Handwerk ernannt. Für Hofelich „ein Traumjob“. In enger Abstimmung mit Wirtschafts- und Finanzminister Nils Schmid (SPD) kümmerte er sich um die Belange der mittelständischen Betriebe im Land. Als Handwerkersohn war ihm der Respekt seiner Gesprächspartner sicher. Nur zwei Jahre später sollte ihm Minister Schmid die Stelle als Staatssekretär anbieten. „Ich habe mich über den Anruf sehr gefreut und musste nicht lange überlegen.“

Tatsächlich geht für Hofelich damit ein Herzenswunsch in Erfüllung: „Das ist mein Ding.“ Der Salacher empfand seine Zeit im Ministerium als seine erfüllendsten Jahre. Doch auch an den „bittersten Moment“ seiner Karriere erinnert sich der Vollblutpolitiker noch ganz genau: Den Absturz bei der Landtagswahl 2016 um 11,6 Prozent wird Hofelich nicht vergessen. „Über Jahre gute Präsenz und sichtbare SPD-Handschrift im Wahlkreis und dann das, da haderst du natürlich mit dir und deiner Partei.“

Im VW-Bus durch Afghanistan

Die positiven Momente seien aber deutlich in der Mehrheit gewesen. Mit seiner Frau Ingrid und seinen Töchtern Anna Helena und Sophie habe er wunderbare Jahre erlebt, Persönlichkeiten kennengelernt sowie interessante Begegnungen genossen.

Ans Aufhören denkt der 68-jährige Rock- und Fußballfan noch lange nicht. Jetzt möchte der Salacher seine kommunalpolitischen Ämter weiterführen und eine freiberufliche Tätigkeit als Wirtschaftsberater beginnen. Außerdem will er viel reisen. „Schon 1972 bin ich mit Freunden im VW-Bus durch Afghanistan gefahren.“ Wie war das noch mit Jack Sparrow? „Ich will die Pearl wieder haben.“ Die Pearl war ein Piratenschiff.