Der Schorndorfer Landtagskandidat Thomas Berger hat es aus der Polizistenlaufbahn bis zur Stabsstellenleitung im Innenministerium geschafft. Nun will der SPD-Mann in das Stuttgarter Parlament einziehen.

Schorndorf - Einst ein einfacher Polizist, jetzt Leiter der Stabsstelle im Innenministerium und damit jeden Tag in Kontakt mit dem Innenminister Reinhold Gall: Thomas Berger kennt alle Hierarchieebenen der Polizeiarbeit im Land aus eigener Erfahrung. Jetzt schickt sich der 44-Jährige an, einen weiteren Schritt zu gehen. Thomas Berger kandidiert für die SPD im Wahlkreis Schorndorf und schlägt damit den Weg eines Berufspolitikers ein. Ein steiler Aufstieg für jemanden, der aus einfachen Arbeiterverhältnissen stammt – und von sich sagt, eine solche Laufbahn eigentlich nie angestrebt zu haben. „Meine Karrierewünsche waren eigentlich mit 26 Jahren erfüllt“, sagt Berger. „Alles danach war nur noch on top.“

 

Das Jugendbild zeigt Thomas Berger als Kindergartenkind in den 1970er Jahren. Aufgewachsen ist er in Meßstetten im Zollernalbkreis. Sein Vater war Betriebselektriker bei der Bundeswehr, die Mutter Trikotagennäherin. Beide Eltern seien in Betriebsräten aktiv gewesen, das Ideal der Gerechtigkeit habe eine große Rolle gespielt. Die Verhältnisse, in denen er aufwuchs, nennt Berger einfach.

Sein älterer Bruder, Walter Berger, mit dem er lange ein Zimmer teilte, habe ihn darauf gebracht, ebenfalls in den Polizeidienst zu gehen. Walter Berger wurde Leiter des Polizeireviers Schorndorf. Wichtig sei damals auch die Aussicht auf ein sicheres Gehalt gewesen, sagt Thomas Berger „Da bin ich sehr von meinem Elternhaus geprägt worden.“

Die Polizei bot ihm indes mehr als ein sicheren Job, nämlich Karrierechancen. Er habe, so sagt es Thomas Berger, einfach ein guter Polizist sein wollen, „jeden Tag ein bisschen besser“. Auch habe er die richtigen Förderer gehabt, die ihn erst für den gehobenen, dann für den höheren Dienst vorgeschlagen hätten, mit Stationen in Böblingen und in Backnang. Als Leiter der Stabsstelle im Innenministerium darf sich Berger nun „der exponierteste Polizist in der Landesregierung“ nennen. Seine Ernennung im Jahre 2011 bezeichnet er als „einen Paukenschlag“. Vor ihn hätten nur Juristen diesen Posten bekleidet.

Thomas Berger nimmt für sich in Anspruch, eine offene, direkte Art zu haben, die er durch das politische Geschäft nicht verlieren wolle. Das Übungsfeld war für ihn der Schorndorfer Gemeinderat, wo er sich als Redner der SPD-Fraktion in den vergangenen Jahren sein Profil erarbeitet hat. Berger spricht dort sachlich, nie ideologisch oder polemisch, und er kann mit seinen Worten manche mitunter festgefahrenen Standpunkte über Fraktionsgrenzen hinweg versöhnen. Erkennbar große Nähe hat Berger indes zum SPD-Oberbürgermeister Matthias Klopfer, der auch einer derjenigen gewesen ist, die ihm zur Kandidatur für den Landtag motivierten. Klopfer fungiert nun als Bergers Zweitkandidat.

Seine offene und geradlinige Art sei immer das, was ihm stets weiterhelfe, sagt Thomas Berger. Aber wird er diese Art durchhalten können für den Fall, dass er das Landtagsmandat erringt und sich den politischen Spielregeln unterwerfen muss? Berger muss einen Moment lang überlegen. Er nennt das ganze „ein Experiment“, und erklärt, nicht auf Dauer Abgeordneter sein zu können „wenn ich meine Art und Weise nicht mehr mit diesem Amt vereinbaren kann“. Sein Chef, der Innenminister Reinhold Gall, sei ihm ein Vorbild in puncto Bodenständigkeit. „Der kann ein guter Minister sein und in seinem Heimatort beim Dorffest eine Toilette anschließen.“

Mit schwierigen Aufgabenstellungen hatte Thomas Berger in den vergangenen Jahren genug zu tun. Er war an der Umsetzung der Polizeireform beteiligt, die er als wichtige Weichenstellung für die Zukunft verteidigt. Und er ist nun derjenige, der für die Landesregierung die Abschiebungen abgelehnter Asylbewerber organisiert. Für den Fall, dass der Wahlerfolg ausbleibt, macht sich Berger eigenen Angaben zufolge keine Sorgen. Es bleibe ihm immer, was ihn sehr erfülle: Der Beruf des Polizisten.