Die Wahlniederlage der Linkspartei in Berlin ficht das Duo Lötzsch und Ernst angeblich nicht an. Die Unruhe an der Basis jedoch bleibt.

Politik/Baden-Württemberg : Bärbel Krauß (luß)

Berlin - Kaum ist die Abgeordnetenhauswahl in Berlin verloren, ist bei der Linkspartei auch schon wieder Schluss mit der Suche nach den Ursachen. Das jedenfalls war die Botschaft, die die beiden Bundesparteichefs Gesine Lötzsch und Klaus Ernst bei einem gemeinsamen Auftritt mit den beiden Berliner Spitzenwahlkämpfern Hartmut Wolf und Klaus Lederer zu verkünden suchten.

 

Streit oder Schuldzuweisungen? Fehlte nur noch, dass einer aus dem Führungsduo im Karl-Liebknecht-Haus mit Unschuldsblick "Iwo" gesagt hätte. Dass die Fraktionsgeschäftsführerin Dagmar Enkelmann angesichts der Stimmenverluste in Berlin und dem Verlust der Regierungsbeteiligung am Wahlabend von einer "Zerreißprobe" sprach, dass unter anderem der mecklenburg-vorpommersche Landesvorsitzende Steffen Bockhahn öffentlich vorgezogene Neuwahlen der Parteispitze verlanngte, soll laut Ernst und Lötzsch bei der gestrigen Sitzung des Parteivorstands überhaupt keine Rolle gespielt haben.

Im Juni 2012 wird die neue Parteispitze gewählt

Ernst sprach von einer "sehr geschlossenen und solidarischen Debatte" ohne Schuldzuweisungen. Dass die Berliner Wahlkämpfer den von Gesine Lötszch ausgelösten Streit über Wege zum Kommunismus, das Mauergedenken und die Glückwünsche für Fidel Castro als Bürde empfunden haben - gestern haben Wolf und Lederer das nicht mehr problematisiert. "Nicht hilfreich" seien die Diskussionen des vergangenen Jahres gewesen, sagte Wolf nur noch zahm. Lederer will das Berliner Ergebnis nun erst mal sacken lassen.

Ohne einen erkennbaren Hauch von Selbstkritik forderten Lötzsch und Ernst den Rest ihrer Partei auf, Schuldzuweisungen fortan zu unterlassen, da Zerstrittenheit bei den Wählern nicht ankomme. Das sei jetzt im Parteivorstand vereinbart. Deshalb werde im Oktober in Erfurt das neue Grundsatzprogramm beschlossen und im Juni 2012 die neue Parteispitze gewählt.