Das beschauliche Birenbach ist bei der vergangenen Wahl zu landesweiter Berühmtheit gekommen. Nirgends sitzen prozentual so viele Frauen im Gemeinderat. Doch jetzt fehlt es an heißen Themen und prompt auch an Kandidaten und Kandidatinnen.

Baden-Württemberg: Eberhard Wein (kew)

Birenbach - Birenbach ist eine kleine Wohngemeinde an der Bundesstraße zwischen Göppingen und Lorch. Bei der Kommunalwahl vor fünf Jahren erwählten sich die Birenbacher aber landesweite Bedeutung. Seither sind sechs von zehn Gemeinderäten weiblich. Eine solch hohe Frauenquote gibt es nicht einmal in Tübingen.

 

Ob es auch diesmal zum landesweiten Rekord reicht, ist ungewiss. Zumindest steht schon jetzt fest, dass es auch künftig mindestens einen Mann im Birenbacher Gemeinderat geben wird. Denn unter den insgesamt 23 Kandidaten, die sich auf drei Listen verteilen, befinden sich nur neun Frauen.

Schwierige Kandidatensuche

Es sei diesmal besonders schwierig gewesen, geeignete Kandidatinnen und auch Kandidaten zu finden, sagt der langjährige stellvertretende Bürgermeister und Freie-Wähler-Gemeinderat Heiner Späth. Auf seiner Liste sind sie nur zu acht. Die CDU hat sogar nur fünf Namen zusammenbekommen. Einzig die Liste der SPD ist mit zehn Kandidaten komplett. „Die füllen aus ihrer Mitgliederkartei auf“, glaubt Späth.

Der Grund für das mangelnde Interesse könnte an der Zufriedenheit der Birenbacher liegen. Es fehle gegenwärtig an einem kommunalpolitischen Aufregerthema, meint der Bürgermeister Frank Ansorge. Das war vor zehn Jahren anders. Damals entzündete sich der Streit an der angeblichen Kostenexplosion beim Rathausneubau. Eine eigens gegründete Gruppierung, die Neue Birenbacher Liste, machte Stimmung und rückte prompt zur stärksten politischen Kraft im Gemeindeparlament auf. Schon bei der folgenden Wahl begann ihr Stern allerdings zu sinken. Die NBL habe mit halbwahren Zahlen hantiert und sich selbst entzaubert, sagt Späth. Jetzt hat sie sich ganz aufgelöst. Die Gemeinderätin Ulrike Kurz tritt nicht wieder an. Ihr Kollege Armin Engel kam auf Platz zehn der SPD-Liste unter. Auch dies ist ein Hinweis darauf, dass sich im Jahr 2004 herausgebildete Polarisierung in dem Gremium mittlerweile weitgehend aufgelöst hat.

Das Kinderhaus ist teuer, aber unumstritten

Dabei hat es auch nach Jahren des Sparens ein kostspieliges Projekt gegeben. Für 1,1 Million Euro wurde das Kinderhaus saniert und erweitert. Bei der Verschuldung bewege man sich nun wieder über dem Durchschnitt der Kreisgemeinden, sagt Bürgermeister Ansorge. Dennoch habe es kaum kritische Stimmen innerhalb und außerhalb des Gemeinderats gegeben. Vielleicht lag dies ja auch an der absoluten Mehrheit der Frauen im Gemeindeparlament, denen wohl nicht zu Unrecht eine größere Nähe zum Thema Kinderbetreuung nachgesagt wird.

Birenbach auf einen Blick

Einwohner: 1864

Bürgermeister: Frank Ansorge (parteilos), seit 2010

Zurzeit im Gemeinderat:

Freie Wählervereinigung: 3 Sitze, SPD: 3 Sitze, CDU: 2 Sitze, Neue Liste: 2 Sitze

In der Serie zur Gemeinderatswahl beleuchten wir die Ausgangslage jeder Kommune im Kreis vor der Wahl am 25. Mai.