Am Samstag hat die neu konzipierte Schausammlung „Wahre Schätze“ im Landesmuseum Württemberg eröffnet. Zur Feier gab es freien Eintritt und Expertenwissen der Kuratoren.

Stuttgart - Viel Zeit muss man mitbringen, da sind sich die Besucher an diesem Samstagmittag einig. Draußen strahlt die Sonne endlich mal wieder frühlingshaft vom Himmel, trotzdem haben sich viele Menschen am Eröffnungswochenende zwischen den kühlen Mauern des Alten Schlosses eingefunden. Drei Jahre lang ist dort an der neuen Schausammlung gearbeitet worden. Die Bereiche Antike, frühkeltische Fürstengräber und Kunstkammer der Herzöge von Württemberg sind im technisch sanierten ersten Arkadengeschoss modernisiert worden. Seit Samstag ist das vollendete Werk namens „Wahre Schätze“ im Landesmuseum Württemberg zu bewundern. Um das zu feiern, ist zu freiem Eintritt eingeladen worden.

 

Auf gut 1200 Quadratmetern reihen sich jetzt Schätze aneinander, in Vitrinen, auf Podesten und an den Wänden. In einer der Vitrinen im Bereich der Kelten wird etwa ein voluminöser Kessel präsentiert, der am unteren Ende der Sitzbank zu Füßen des Fürsten gefüllt mit Honigwein aufgestellt worden war. Der Kessel umfasst 500 Liter. „Etwas derartiges habe ich zuvor noch nie gesehen“, sagt eine Besucherin staunend vor dem Exponat.

Ein langer Weg von der Ausgrabung bis zur Vitrine

Einzigartig ist auch die bronzene Sitzbank aus Hochdorf, auf welcher der Tote zur letzten Ruhe gebettet worden war. Heute ist sie ebenfalls im Bereich der Kelten ausgestellt. Bis dorthin war allerdings ein langer Weg zurückzulegen, vor allem für die Restaurationswerkstätten des Landesmuseums, die die Bank in akkurater Arbeit freigelegt und wiederaufgebaut haben. Der Prozess ist auf einem Bildschirm durch Bilder, Videos und Text verdeutlicht. Der Besucher sieht, dass das wieder vollständig hergestellte Exponat ursprünglich kaum Ähnlichkeit mit einer Bank hatte.

Ein Video zeigt die Bergung des Sitzmöbels – nach dem Eingipsen erfolgt der Abtransport in die Restaurierungswerkstatt. Thomas Hoppe, Kurator für den Bereich frühkeltische Prunkgräber und Fürstensitze, nennt das Exponat sein Lieblingsobjekt – wenn er sich denn entscheiden müsste. Weshalb? „Die Sitzbank von Hochdorf konzentriert das ganze Thema des Grabes auf einen Gegenstand: Prunk, Festgelage und Wagenfahrt vereinigt“, sagt der Kurator.

Anlässlich der Neukonzeption waren er und seine beiden Kolleginnen vor Ort. Katharina Küster-Heise, verantwortlich für die Kunstkammer, und Nina Willburger, Kuratorin der Antikensammlung, sowie Hoppe versuchten Antworten zu geben auf die Fragen der Besucher. So erklärt Katharina Küster-Heise den Weg, den die Kostbarkeiten der Herrscher von Württemberg genommen haben. Der Ansturm ist im Bereich dieser Schätze besonders groß, die Besucher drängen sich vor funkelnden Bergkristallschalen, Edelsteinpokalen, an Elfenbeinfiguren, Schmucksteinen und Prunkbestecken.

Kunstkammer gehört zu den bedeutendsten Europas

„Mit Kostbarem glänzen“, „Wunder sammeln“, „Wunder der Welt“ steht in einem kleinen, abgedunkelten Raum über Vitrinen reich gefüllt mit Schätzen. Die Kunstkammer der württembergischen Herzöge gehört zu den bedeutendsten Europas. „Die Besucher bekommen einen Eindruck wie die Objekte früher gewirkt haben – und wie sie auch heute noch erstrahlen und was ihre Kostbarkeit ausmacht“, sagt Katharina Küster-Heise.

Auch wenn eine Besucherin sich nicht vom Glanz der Schätze blenden lässt. „Wer einmal in Dresden war, den beeindruckt das nicht“, sagt sie. „Wir sind hier halt in Schwaben“, sagt ihr Begleiter und lacht. Die Präsentation und Restaurierung der Exponate, die Erneuerung des Museums im Allgemeinen, finden sie abgesehen davon indes gelungen.

„Die Sammlung ist in der Form, wie wir sie hier sehen, sicherlich zwischen Paris und Wien einzigartig“, sagt Thomas Hoppe über die keltischen Fürstengräber. Und Nina Willburger ergänzt für die gesamte neue Sammlung im ersten Stock: „Das Schöne an der Sammlung ist, dass die Objekte eine Geschichte erzählen.“