Zum Tag des offenen Denkmals besichtigen Bürger Baustellen von Sanierungsgebäuden in Waiblingen. Dabei erhalten sie nicht nur Einblick in die Räumlichkeiten der historischen Gebäude sondern auch in ihre Bauweise.

Waiblingen - Mehr Holzgerippe denn Gebäude sind derzeit die ehemalige Scheune in der Unteren Sackgasse 6 und das Haus 9 in der Langen Straße, das frühere Café Schatzele, in dem zuletzt ein Bistro eingerichtet war. Privatleute haben der Stadt die beiden denkmalgeschützten Bauwerke aus dem 17. und 18. Jahrhundert in der Waiblinger City abgekauft und sanieren sie nun. Zum Tag des offenen Denkmals am Sonntag haben sie Führungen durch ihre Baustellen veranstaltet.

 

Der Andrang gleich zum ersten der drei Rundgänge ist riesig. Mehr als 70 Besucher sind gekommen. Frei gelegt vom Verputz sind die Fachwerkkonstruktionen der Gebäude gut sichtbar, an vielen Stellen mussten für Sanierungsarbeiten zudem die Gefache zwischen den Balken entfernt werden. Für die Führungsteilnehmer ergeben sich dadurch besonders spannende Einblicke: Dürfen sie doch nicht nur die Räumlichkeiten der beiden denkmalgeschützten Bauwerke anschauen, sondern bekommen auch Einblick in deren Innenleben, wie es tiefer wohl nicht geht.

Alte Balken wieder verwendet

Im zweiten Obergeschoss der Langen Straße 9 lässt sich dabei zusätzlich ein Stück Stadtgeschichte erleben. In der offen gelegten Mansarddachkonstruktion sind einige Balken stellenweise angekohlt. „Nach dem Stadtbrand von 1634 hat man viele Baumaterialen wieder verwendet“, erklärt Michael Gunser, der Leiter des städtischen Fachbereichs Hochbau und Gebäudemanagement. Mit ihm als Vertreter der Unteren Denkmalbehörde müssen die Bauherren die Sanierungen abstimmen.

Das eigentliche Problem für das Haus Baujahr 1771, in das eine Galerie einziehen soll, seien indes völlig verfaulte Balken gewesen – die Folgen von Sanierungsmaßnahmen jüngerer Zeit, gesteht Gunser: „Asche auf das Haupt der Stadt.“ Diese habe nämlich das Fachwerk, um es vor von außen eindringendem Wasser zu schützen, mit einem dichten Putz versehen. Dadurch allerdings kam nicht nur keine Nässe mehr hinein sondern auch keine normal von Bewohnern verursachte Feuchtigkeit mehr hinaus. Das Beispiel macht deutlich, wie sensibel bei der Sanierung historischer Bauten vorgegangen werden muss.

Moderner Brandschutz und historische Bausubstanz

Aber auch moderne Vorschriften könnten ihre Tücken haben, sollen sie auf historische Bauten angewandt werden, wie der Architekt Alexander Wendlik zu berichten weiß. Gemeinsam mit seinem Geschäftspartner hat er die Untere Sackgasse 6 gekauft, nachdem sie sich in die Scheune aus dem 17. Jahrhundert verguckt hatten. Fasziniert habe sie vor allem, dass sie direkt an der Stadtmauer errichtet wurde, erklärt Wendlik später auf Nachfrage. Die mehr als zwei Meter dicke Mauer bildet eine der Außenwände. „Zudem haben wir ein Faible für Denkmäler“, sagt er. So sei die Scheune, in der sie sich ein Büro einrichten und die übrige Fläche zu Wohnungen umbauen wollen, auch nicht ihr erstes Sanierungsprojekt dieser Art.

Doch die Nutzungsänderung in diesem Fall erwies sich als Krux. „Dadurch haben wir mit F60 beim Brandschutz Vorgaben erhalten, wie bei einem Neubau“, berichtet Wendlik. Dies hätte auf das 300 Jahre alte Fachwerkgebäude angewandt, bedeutet, dass alles Gebälk hätte baulich eingepackt werden müssen, damit es einem Brand die in der Verordnung geforderten 60 Minuten standhalten könne. Doch gerade die offen liegenden alten Balken machten den Charme der Scheune aus. „Vom Denkmal wäre dann nicht mehr viel übrig geblieben.“ Durch einen hinzugezogenen Fachmann hätten sie jedoch erwirken können, dass stattdessen direkt mit der Feuerwehr verbundene Brandmelder installiert werden.