Dagmar Metzger ist Gemeinderätin in Waiblingen und macht ihre Heimatstadt über das Internet mit Instagram-Fotos bekannter. Ihre Seite „My Waiblingen“ findet einigen Zuspruch.

Waiblingen - In ihrer Kindheit hat Dagmar Metzger die Waiblinger Innenstadt als einen großen, aufregenden Spielplatz genutzt. Insbesondere die Scheuerngasse war ihr Revier. Aufgewachsen ist sie mitten in der Altstadt, in der Langen Straße, wo ihre Großeltern, waschechte Hessen, ein Haushaltswarengeschäft betrieben. Dank einer eigenen Kodak Instamatic-Kamera konnte sie schon im frühen Teenie-Alter allerlei Ecken, Winkel und Häuser ihrer Heimatstadt fotografieren.

 

Heute ist Dagmar Metzger 57 Jahre alt, dreifache Mutter und Gemeinderätin der Fraktion Alternative Liste. Und sie streift immer noch für ihr Leben gerne durch die verwinkelten Gassen ihrer Heimatstadt. Wie schon vor Jahrzehnten lichtet sie diese auch heute ab. Inzwischen benutzt die Waiblingerin allerdings ein Handy mit Kamera und die Fotos landen nicht in einem Album, sondern im Internet. Denn Dagmar Metzger veröffentlicht ihre Lieblingsbilder über den Online-Dienst Instagram, um möglichst vielen Menschen da draußen in der Welt zu zeigen, welch schöne Fleckchen es in „ihrer“ Stadt gibt.

Auch Einheimische können noch etwas lernen

„My Waiblingen“ heißt die Instagram-Seite, auf der Dagmar Metzger zeigt, „wie ich mit meinen Augen Waiblingen sehe“. Schönes, Skurriles, Bemerkenswertes – die Mischung ist bunt. Zu jedem Fotomotiv gibt’s einige Informationen, auch Einheimische können da durchaus noch was lernen. Zum Beispiel, dass die Villa Roller, einst Fabrikantenvilla, heute Jugendhaus, nach dem Zweiten Weltkrieg Sitz der Spruchkammer für Entnazifizierung war.

Oder dass das Gebäude Lange Straße 19 vermutlich das schmalste Haus in der Stadt ist, mit Sicherheit aber einen spektakulär-schrägen Grundriss hat: Das Fachwerkhaus aus dem 17. Jahrhundert ist an seiner Hinterseite nicht mal vier Meter breit, an der Vorderseite aber misst es 7,30 Meter. In Fällen wie diesen zieht Dagmar Metzger der Wahrheitsfindung wegen auch mal mit einem Meterstab los und legt ihn an.

Angesichts der Fotos gesteht ein Surfer aus der näheren Umgebung: „Wusste gar net, dass Waiblenga so schee isch“. Etliche Besucher der „My Waiblingen“-Seite sind aber auch Menschen, die noch nie einen Fuß in die Waiblinger Gassen gesetzt haben. Da lobt ein Schweizer die schöne Stadtkulisse und ein Follower aus Bremen postet die Nachricht, dass er demnächst einen Ausflug an die Rems machen werde.

Das freut Dagmar Metzger, die sagt: „Ich habe ein absolutes Faible für Waiblingen. Und als Stadträtin will ich nicht nur Sitzungsunterlagen lesen und die Bürger vertreten, sondern Waiblingen auch bekannter machen.“ Mit zwölf Jahren hat sie sich ihren ersten Bildband über Waiblingen gewünscht, seit jener Zeit sammelt sie Postkarten ihrer Heimatstadt und irgendwo auf dem Speicher müssten noch all die Berichte und Fotos lagern, die sie als Kind aus der Zeitung ausgeschnippelt hat und in denen es stets um das eine geht: Waiblingen.

Zu Hause wurde Hessisch gebabbelt

Dabei stammt Dagmar Metzgers Familie aus Frankfurt und zumindest ihre Mutter war erst nicht sehr begeistert, als sie mit den Großeltern in die schwäbische Provinz umziehen musste. „Daheim bei uns ist nur Hessisch gebabbelt worden“, erinnert sich Dagmar Metzger, die trotzdem oder vielleicht auch gerade deswegen ein Waiblingen-Fan geworden ist.

Die ersten Schritte auf Instagram hat sie mit der Hilfe ihrer Kinder gemacht, nun ist sie auf dem Gebiet so versiert, dass sie dem Nachwuchs Tricks und Kniffe zeigt. Um die Fotos fachkundig beschriften zu können, wälzt die 57-Jährige jede Menge Bücher und entdeckt selbst immer wieder Neues im Städtle. Der einzige Nachteil: „Ich brauche eh immer lange, wenn ich in die Stadt gehe, aber jetzt dauert es noch länger.“