Die WGV-Versicherung finanziert ein drittes Flugzeug für die vom Waiblinger Landratsamtaus koordinierte Hagelabwehr der Region Stuttgart. Und immer mehr rundum wollen den Schutz durch die Wolken-Impfung mit Silberjodid.

Waiblingen - Immerhin 34 Jahre sind es inzwischen, auf die der Rems-Murr-Kreis in Sachen luftgestützte Hagelabwehr zurückblicken kann. Und was den Glauben an die Wirksamkeit der Wolken-Impfung mit Silberjodid angeht, hat sich in dieser Zeit einiges geändert. Ein deutliches Zeichen für die Akzeptanz dieser Präventionsmaßnahme sei die Tatsache, dass vom kommenden Jahr an ein dritter, von der WGV-Versicherung finanzierter Hagelflieger von Echterdingen aus aufsteigen könne, sagte der Landratsvize Bernd Friedrich bei seinem Hagelabwehrbericht im Umwelt- und Verkehrsausschuss des Kreistags.

 

Gerade die Schadensregulierer hatten bisher eher zu den Skeptikern gehört, die an der Impfmethode, die dazu führen soll, dass sich nur kleinere Körnchen, aber keine großen Hagelbrocken bilden, bemängelten, dass bislang kein echter Beweis für deren Wirksamkeit erbracht sei. Dieser absolute wissenschaftliche Beweis wiederum gilt als unmöglich, weil dazu der Vergleich zweier exakt identischer Hagelereignisse nötig wäre, bei denen im einen Fall geimpft würde, im anderen nicht.

Eine Näherung an einen solchen Vergleich habe immerhin der 28. Juli 2013 gebracht, erläuterte Friedrich. Eine Hagelkonstellation, die in Richtung Remstal zog, bekam damals die volle Ladung Silberjodid ab – es kam im Rems-Murr-Kreis zu keinen größeren Schäden. Eine andere, zunächst ganz ähnlich konstituierte Hagelwolke zog an jenem Tag in Richtung Neckar- und Filstal und blieb unbehandelt. Es bildeten sich tennisballgroße Hagelbollen, die entlang der Schwäbischen Alb, von Tübingen bis Aalen, Schäden in Höhe von zig Millionen Euro anrichteten.

In der Folge des verheerenden Hagelschlags hat sich unter anderem in Reutlingen eine Initiative für die Hagelabwehr gegründet, die anstrebt, für die dortige Gegend ebenfalls eine luftgestützte Bekämpfung zu installierten. Weil zudem ständig viele Anfragen zur Hagelabwehr eingingen, laut Friedrich auch aus anderen Bundesländern, habe der Rems-Murr-Kreis im Januar 2014 ein Fachgespräch zu diesem Thema abgehalten. Dabei habe Michael Kunz vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) bestätigt, dass die im Schutzgebiet angewandte Methode zur Abwehr von Hagel grundsätzlich richtig sei. Seine Botschaft: „Das Ausbringen von Silberjodid zur Erzeugung vieler kleiner Hagelkörner wurde in Laborversuchen nachgewiesen.“

Inzwischen hat sich außerdem in Baden-Württemberg ein Runder Tisch Hagelabwehr konstituiert, an dem neben der im Waiblinger Landratsamt koordinierten Hagelabwehr der Region Stuttgart auch die WGV-Versicherung, die Vereine zur Hagelabwehr in den Kreisen Reutlingen und Schwarzwald-Baar, der Weinbau aus Heilbronn sowie die Landratsämter Tübingen, Reutlingen und Göppingen sitzen.

Im nächsten Jahr sind mit dem Hagelflieger der WGV, den beiden Maschinen der Region Stuttgart sowie einem in Donaueschingen stationierten Flugzeug der Region Schwarzwald vier Flieger am Start. Die Abstimmungen auch mit möglichen weiteren Flugzeugen der Hagelinitiativen Reutlingen und Heilbronn seien im Gang.