Bislang hat sie beim Gemeindetag Baden-Württemberg das Referat „Frühkindliche Bildung, Soziales und Kultur“ geleitet. Nun hat der Gemeinderat in Waiblingen die 52-jährige Christiane Dürr aus Stuttgart zur Ersten Beigeordnete der Stadt gewählt.

Waiblingen - Und plötzlich waren es drei. Dass zur Wahl des Ersten Beigeordneten der Stadt Waiblingen zwei Bewerberinnen – die Ortsvorsteherin von Hohenacker, Rebecca Schwaderer, und die Stuttgarterin Christiane Dürr – antreten würden, war längst klar. Am Donnerstagabend jedoch kündigte der Oberbürgermeister Andreas Hesky kurz vor dem Beginn der Vorstellungsrunde an, dass sich ein dritter, männlicher Bewerber, den der Gemeinderat nicht in die engere Auswahl genommen hatte, ebenfalls präsentieren werde. „Er hat uns heute morgen signalisiert, dass er sich trotzdem vorstellen will.“

 

17 Stimmen für Dürr, 15 Stimmen für Schwaderer

Den Anfang jedoch machte Christiane Dürr. Sie sollte sich letzten Endes mit 17 Stimmen gegenüber Rebecca Schwaderer, die zwei Stimmen weniger erhielt, durchsetzen. Die 52-jährige Diplom-Verwaltungswirtin Dürr verwies in ihrer Vorstellungsrede auf ihre „umfangreiche Berufserfahrung“ (siehe auch „Die neue erste Bürgermeisterin“) und betonte, sie könne aufgrund ihrer beruflichen Laufbahn Erfahrung in allen Bereichen vorweisen, die zum Aufgabengebiet einer Ersten Beigeordneten der Stadt Waiblingen gehören.

In vielen Dingen sei Waiblingen auf einem guten Weg, sagte Dürr, die ihren Wohnsitz nach dem Amtsantritt von Stuttgart hierher verlegen will. Sie wolle die „gute Betreuung an Kindertagesstätten und Schulen sichern und ausbauen“. Was die Kitaplätze angehe, müsse man den Bedarf im Auge behalten. Als Träger kommen für sie sowohl die Stadt als auch Kirchen und private Anbieter in Betracht. Ideal sei ihrer Meinung nach „ein möglichst bunter Strauß an Angeboten, der Eltern das Wahlrecht gibt“. Den neuen Gesamtschulen, von denen es in Waiblingen künftig drei geben wird, könne sie sehr viel abgewinnen. Allerdings funktioniere das Modell Gesamtschule nur, „wenn alle Schüler davon profitieren“. Die Eltern müsse man von Anfang einbinden. Auch die Volkshochschule und die Einrichtungen im Familienzentrum Karo sollen nach Dürrs Vorstellung enger mit „der schulischen Landschaft“ vernetzt werden, zum Beispiel sollen sie mehr Angebote für Eltern ins Programm nehmen.

Bürgerservice soll besser werden

Christiane Dürr kündigte an, sie wolle den Bürgerservice in Waiblingen verbessern. Im Bürgerbüro habe sie viele Wartende gesehen – da müssten Lösungen her. „Der Bereich Bürgerdienste muss funktionieren“, so Christiane Dürr, die sich durchaus vorstellen kann, die Öffnungszeiten des Bürgerbüros zu verlängern. Was den Bereich Personalentwicklung angehe, so müsse man genau hinschauen: „Ein Qualitätsmerkmal ist, dass man gerne für und bei der Stadt arbeitet.“ Ihren Führungsstil beschreibt die 52-Jährige als „dialogorientiert, aber manchmal muss man auch einfach entscheiden“.

Ganz ähnlich formulierte das Rebecca Schwaderer, die mit 15 Stimmen knapp hinter Dürr zurückblieb. Sie praktiziere einen „kooperativen Führungsstil mit klaren Zielvorgaben“, sagte die 36-jährige Ortsvorsteherin des Teilorts Hohenacker, die wie Christiane Dürr kompetent und selbstbewusst wirkte und auf die Fragen der Gemeinderäte klare Antworten gab.

Der ominöse dritte Kandidat entpuppte sich als der 53-jährige Ulrich Raisch, der sich als Musikpädagoge aus Stuttgart vorstellte. Wie die beiden Bewerberinnen durfte er zehn Minuten vor dem Gremium sprechen, sein Name wurde auf dem Stimmzettel aufgeführt. Seine Erfahrung in der Kommunalpolitik beruht nach seinen Worten darauf, dass er bereits seit dem Jahr 2008 für Bürgermeisterposten in Baden-Württemberg kandidiert. Allein im Landkreis Ludwigsburg habe er dadurch „elf Gemeinden intensiv studieren und kennen lernen können.“ Er kündigte an, er werde als Erster Beigeordneter „stets das Beste suchen – mit Gottes Hilfe“. Eine Stimme hat er dafür nicht bekommen.

Die neue Erste Beigeordnete

Biografie
Christiane Dürr ist am 16. Oktober 1961 in Stuttgart geboren. Dort ist sie aufgewachsen und zur Schule gegangen. Am Eberhard-Ludwigs-Gymnasium hat sie 1980 ihr Abitur abgelegt. Die 52-Jährige ist in zwei Chören Mitglied, in einem Sportverein und im Verein der Staatsgalerie Stuttgart. Einige Jahre war sie auch als Vorlesepatin aktiv. Dürr hat keine Kinder und ist nicht verheiratet.