In den Remstalwerkstätten der Stettener Diakonie geht es nicht um die Ausnutzung der Arbeitskraft, sondern um Teilhabe im Bereich der Arbeit. Wie das funktioniert hat sich jetzt die Sozialministerin Katrin Altpeter zeigen lassen.

Waiblingen - Behinderte sollen „ins Geschäft“ gehen können wie alle anderen Menschen, findet die baden-württembergische Sozialministerin Katrin Altpeter (SPD). „Arbeit ist mehr als nur die Möglichkeit, Geld zu verdienen. Das gilt auch für Menschen mit Handicap, und deshalb dürfen wir bei der Inklusion das Thema Arbeit nicht vergessen“, sagte sie jetzt bei einem Besuch in den Waiblinger Remstalwerkstätten der Diakonie Stetten. Und sprach sich damit ganz klar für den Ausbau solcher Angebote für Menschen mit Behinderung aus. Denn Beschäftigung sei ein zentraler Faktor des Lebens für alle.

 

In den Werkstätten in Waiblingen, da hat die Ministerin, die im Stadtteil Neustadt wohnt, ein Heimspiel. Nicht nur, dass ihr Büro im Stuttgarter Landtag ein Kunstwerk eines Künstlers aus der zu den Remstalwerkstätten gehörenden Kreativen Werkstatt ziert. Man kennt sich auch persönlich. Und so lässt sich die Ministerin von dem Künstler Uwe Kächele dessen neustes Werk erläutern. Vielleicht findet sich ja noch ein zweites Plätzle an den Wänden des Ministerialbüros.

Die Führung durch die verschiedenen Bereiche im Areal an der Oppenländerstraße, das die Diakonie einst in den 1980er-Jahren von der ehemaligen Möbelfirma Opal übernommen hat, startet in der Fundgrube. Die Verkaufsstelle für die Dinge, die an die Diakonie gespendet wurden, aber nicht direkt für die Menschen dort verwendet werden können, wird nächstes Jahr immerhin 50 Jahre alt. Stöbern und einkaufen kann dort jeder, natürlich auch die Ministerin. Angesichts der Auswahl in Kristallvasen- und Schuhregalen, auf Kleiderständern und in der Kofferecke meint diese aber lachend: „Dafür muss ich mal extra herkommen, damit ich Zeit habe.“

Weiter geht es zu den Förder- und Beschäftigungsgruppen, in denen einfache Tätigkeiten für Schwer- und Mehrfachbehinderte mit Pflegemaßnahmen kombiniert sind – was dort teils eine Betreuungsperson je Werkstättenmitarbeiter erfordert. Wie es denn mit dem Personal aussehe, fragt die Ministerin. Die geeigneten Kräfte, erläutert die Verbundleiterin der Remstalwerkstätten, Inge Marquard, bilde die Diakonie in der nahegelegenen Friedrich-Schlaich-Akademie quasi selbst aus – mit Unterstützung der Stadt. Die Personalschlüssel für die intensiven Bereiche, ließen sich allerdings nur durch interne Quersubventionierungen erreichen, merkt Marquard an. So verlagere man zum Beispiel personelle Ressourcen aus dem Prunkstück der Werkstätten, dem Bereich, in dem unter anderem Teile für Daimler vorgefertigt und Auslöseknöpfe für Krankenhausbetten hergestellt werden.

Auch die Frage der Finanzierung der Beschäftigung derer, die auf dem Arbeitsmarkt keine Chancen hätten, spielt im Gespräch zwischen Altpeter und der Diakonieleitung eine Hauptrolle. Wie denn der Stand in Sachen Bundesteilhabegesetz sei, will der Diakoniechef Reiner Hinzen wissen. Die Hoffnung auf den großen Wurf, die müsse sie angesichts der Signale aus Berlin relativieren, meint dazu Altpeter. Jene fünf Milliarden Euro, die einst dafür vom Bund versprochen wurden, die seien offenbar inzwischen anderweitig verplant.