Die Kreisverwaltung soll in Waiblingen auf zwei Standorte konzentriert werden. Das wird das Kreissäckel in den kommenden Jahren einiges kosten.

Waiblingen - Aus momentan zehn verschiedenen Standorten der Kreisverwaltung in Waiblingen sollen mittelfristig zwei werden. So sieht es der überarbeitete Entwurf des Gesamtimmobilienkonzeptes der Kreisverwaltung vor, mit dem Landrat Richard Sigel jetzt in die Kreistagsgremien gehen will. Konzentriert würde die Landkreisverwaltung im Waiblinger Stadtgebiet demnach auf den kernsanierten und durch einen Neubau erweiterten Standort am Alten Postplatz sowie einen weiteren neuen Verwaltungsbau auf dem Areal der ehemaligen Ludwig-Schlaich-Akademie an der Rötestraße. Die Gesamtkosten der in mehreren Etappen realisierbaren Konzeption: rund 100 Millionen Euro. Das bislang ebenfalls mit eingeplante von der Kreisbau erworbene Postareal an der Mayenner-straße bleibt zunächst außen vor und wird anderweitig vermarktet, könnte aber zu einem späteren Zeitpunkt als Reserve in der Immobilienperspektive des Kreises wieder eine Rolle spielen.

 

Drei Kernsanierungen und zwei Neubauten

An den bisherigen Standorten, so erläuterte jetzt bei einem Rundgang durch einige der aktuellen Verwaltungsstandorte der Erste Landesbeamte und Landratsstellvertreter Michael Kretschmar, entsprächen die räumlichen Bedingungen längst nicht mehr den heutigen Anforderungen. Zum Beispiel im Kreisjugendamt, das in großteils gemieteten Etagen eines Baus an der Winnender Straße residiert. Neue Anforderungen und Aufgaben, zum Beispiel bei der Betreuung und Integration von Flüchtlingen, veränderten auch den räumlichen Bedarf am Hauptstandort der Kreisverwaltung, ergänzte dazu der Landrat – also im massiv sanierungsbedürftigen Altbau des Landratsamts, der aus dem Jahr 1958 stammt und dem benachbarten, 1984 gebauten Pagodenbau.

Bereits seit dem vergangenen Jahr ist im entstehenden Immobilienkonzept der ursprünglich vorgesehene Neubau für ein Sozialdezernat auf dem alten Krankenhausareal aus dem Spiel. Auch in Überlegungen mit Kreisbauchef Dirk Braune sei man zum Schluss gekommen, dass ein derartiges Gebäude an jener Stelle „ein extrem großer Kavenzmann“ sei. Mit der jetzigen Konzentration auf Wohnungsbau, so bestätigte die Waiblinger Baubürgermeisterin Birgit Priebe, sei auch die Stadt sehr zufrieden.

Die Tiefgarage wird grundsaniert und mit einem Verwaltungsgebäude überbaut

Städtebaulich wiederum, da herrschte bei Rundgang und anschließender Pressekonferenz in der Runde der Beteiligten Einigkeit, sei die Lösung mit Sanierung und baulicher Erweiterung am zentral gelegenen Standort am Alten Postplatz eine große Bereicherung. Dort, wo derzeit recht schmucklos das Parkdeck über der Tiefgarage den Raum zwischen Polizeidirektion und Landratsamt beansprucht, soll ein auf die runderneuerte Tiefgarage aufgesetzter Neubau insgesamt 200 bis 220 neue Arbeitsplätze bieten. Kostenpunkt für Tiefgaragenerneuerung und den Neubau, der hier optisch den östlichen Stadteingang mit prägen soll: rund 29 Millionen Euro.

Diese smarte Lösung am bestehenden Standort, betonte Sigel, habe auch dadurch Charme, dass keine zusätzliche Grundfläche benötigt wird. Die Fläche sei ohnehin versiegelt, hier drohe kein Problem mit Arten- oder Naturschutz. Sanierungsstaus in Millionenhöhe gibt es überdies an den bestehenden Gebäuden des Landratsamts schon seit Jahren. Allerdings raten die Experten des mit Machbarkeitsstudien für das Areal beauftragten Unternehmens Dress & Sommer von Abriss und Neubau aus Wirtschaftlichkeitsgründen ab.

Ein weiterer Vorteil des nun vorgelegten Immobilienkonzeptes sei es, dass die Investitionen gestückelt und entsprechend der Haushaltslage auch geschoben werden könnten, betonte der Landrat. „Wichtig ist, dass es kein Abenteuer wird, sondern die Sache läuft.“ Als erster Schritt soll dabei bis Ende 2020 der Neubau an der Rötestraße entstehen. Dieser wird als Interimsquartier bei den Sanierungen am Postplatz verwendet und beherbergt später unter anderem das Gesundheitsamt. Es folgt bis Ende 2021 der Erweiterungsbau am Postplatz samt Neubau der Tiefgarage, die Kernsanierung des Altbaus und zuletzt diejenige der Pagode. Je nach Kassenlage, so Sigel, „kann die auch fünf Jahre später erfolgen“.