Fachleute sagen, Facebook sei sehr gut geeignet um Jugendliche für Kommunalpolitik zu begeistern. Bei einem Symposium in Waiblingen ging es um Erfahrungen aus Biberach bei der Planung eines Jugendhauses.

Rems-Murr/ Ludwigsburg: Martin Tschepe (art)

Waiblingen - Wer junge Leute fragt, ob sie im nächsten Frühjahr wählen gehen, der blickt oft in entsetzte Gesichter. Die nonverbale Antwort ist eindeutig: Wählen? Wir? Kein Bock. Dabei dürfen auch die 16- und 17-jährigen Schüler bei den anstehenden Kommunalwahlen im Mai 2014 erstmals mit entscheiden.

 

Was also tun, um diese neue Erstwählergruppe hinter dem Ofen vorzulocken? So könnte man – etwas flapsig formuliert – das Anliegen der rund 70 Mitarbeiter der Städte Fellbach, Waiblingen, Weinstadt und Winnenden beschreiben, die sich am Mittwoch auf Einladung des Kreishauses der Jugendarbeit im Kulturhaus Schwanen in Waiblingen getroffen und beraten haben. Die Antwort, die die eingeladenen Experten aus Biberach und aus Köln im Gepäck hatten, klang einfach: Viele Jugendliche seien begeistert von sozialen Netzwerken, speziell von Facebook.

Facebook-Gruppe hat im Nu 800 Mitglieder

Das war zwar keine sensationelle Neuigkeit. Doch Wolf König, der Geschäftsführer des Vereins Biberach aktiv, und Lucas Gerrits von der Kölner Firma Squirrel & Nuts, berichteten von einem Facebook-Projekt in der oberschwäbischen Stadt, das auch gestandene Kommunalpolitiker überzeugt habe. Im Zuge der Planungen des seit Jahren diskutierten Baus eines Jugendhauses war in Biberach eine Facebook-Gruppe gegründet worden. Zunächst seien rund 150 Schüler aus allen Schulen und Schularten zu einer offline-Versammlung zum Thema Jugendhaus eingeladen worden. Danach habe sich im Nu eine Facebook-Gruppe mit mehr als 800 Mitgliedern entwickelt.

Die von Gerrits administrierte Gruppe – wie er grinsend sagte „ein erwachsenenfreier Raum“ – sei nach wie vor aktiv. Online haben sich die jungen Leute auch an der konkreten Weiterentwicklung der Entwürfe von vier Architekten beteiligt. Viele Wünsche der Schüler sein nun berücksichtigt worden. Das Jugendhaus soll im nächsten Jahr gebaut werden.

„Ein Paradebeispiel für die Beteiligung junger Leute

Zurzeit werde in Biberach diskutiert, wie die Facebook-Gruppe künftig in die Kommunalpolitik eingebunden werden kann. Die Geschäftsführerin des Kreisjugendrings (KJR), Susanna Steinbach, sprach mit Blick auf das Projekt in Biberach von „einem Paradebeispiel“ für die Beteiligung junger Leute an der Kommunalpolitik. Die Voraussetzung für ein Gelingen dieser neuen Form der Partizipation sei indes, dass die Kommunalpolitiker und die Verwaltungsmitarbeiter bereit sind, „Autorität und Macht“ abzugeben.

Nach den Referaten der Gäste erkundigten sich einige Mitarbeiter aus den Rems-Murr-Städten nach konkreten Kooperationsmöglichkeiten. Manche wollten auch wissen, was beim geplanten Jugendhaus in Biberach auf Wunsch der Jugendlichen geändert wurde. Lucas Gerrits berichtete, dass aus dem etwas langweiligen Flachdach ein originelles Gebäude mit viel Farbe geworden sei. Der kurze Kommentar eines Mitglieds der Facebook-Gruppe zum neuen Entwurf: „Jetzt ist es besser.“